1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gauland muss sich in der AfD rechtfertigen

31. Mai 2016

In einer Mail an die Basis verteidigt Parteivize Gauland seine Sicht zu den rassistischen Äußerungen über den Nationalspieler Boateng. AfD-Chefin Petry scheint die im parteiinternen Machtkampf für sich nutzen zu wollen.

https://p.dw.com/p/1IxQB
Von der AfD Parteivize Alexander Gauland und Vorsitzende Frauke Petry (Copyright: picture-alliance/Frank Hoermann/SVEN SIMON)
Bild: picture-alliance/F. Hoermann/S. Simon

Die Beleidigungen von AfD-Vize Alexander Gauland (Artikelfoto l.) gegen Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng sorgen weiterhin für Aufregung - bis tief hinein in die eigene Partei. Gauland sah sich genötigt, sich in einer Rundmail an die Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) zu rechtfertigen. In dem Schreiben, das mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt, beschuldigte er insbesondere die Journalisten der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), seine Äußerungen verfälscht wiedergegeben zu haben. Das Blatt hatte ihn am Wochenende mit den Worten zitiert, die Leute fänden den farbigen Innenverteidiger Boateng "als Fußballspieler gut", aber sie wollten "einen Boateng nicht als Nachbarn haben".

Gauland schrieb an die AfD-Basis, seine Erklärungen gegenüber zwei Redakteuren seien "ein als vertraulich klassifiziertes Hintergrundgespräch" gewesen. Leider hätten sich die Redakteure "nicht an die Abmachungen gehalten" und ihm vor der Veröffentlichung auch keine Zitate zur Autorisierung vorgelegt. Der AfD-Vize kritisierte zudem, dass ein dritter Redakteur der Zeitung den Titel "Gauland beleidigt Boateng" gewählt habe, eine Überschrift, die "durch keinen Satz im Text gedeckt" sei.

Journalist sieht keine Fehler

Der an dem Interview beteiligte Redakteur Eckart Lohse wies Gaulands Vorwürfe entschieden zurück. Der AfD-Vize habe nicht den Eindruck gemacht, dass er nicht wisse, wer Boateng ist, sagte Lohse im Deutschlandfunk. Beim Thema Fremdsein sei Gauland gefragt worden, "wie es denn mit Herrn Boateng zum Beispiel sei": "Und dann hat er die Antwort gegeben, die er gegeben hat, und die wir veröffentlicht haben."

Der "FAS"-Artikel löste einen Sturm der Entrüstung aus. Am Montag schaltete sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Debatte ein. Auf eine Frage von Journalisten antwortete ihr Sprecher Steffen Seibert, es sei "ein niederträchtiger und ein trauriger Satz".

Gauland gilt als Vertreter des rechten Flügels der AfD und provozierte wiederholt mit scharfen Worten beispielsweise zur Flüchtlingskrise. Diesmal distanzierten sich auch gemäßigte AfD-Politiker von seinen Äußerungen, allen voran auch die Parteivorsitzende und Rivalin Frauke Petry.

"Ein heftiges Telefongespräch"

"Frau Petry hat mich angerufen und sich sehr kritisch über die Berichterstattung geäußert", berichtete Gauland der "Bild"-Zeitung. Petry war bereits am Sonntag von Gaulands Aussagen abgerückt. Die "Bild" hatte sie mit den Worten zitiert, sie "entschuldige" sich bei Herrn Boateng für den durch Gauland erweckten Eindruck.

Laut Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" soll es in dem Telefonat auch um das "allgemeine persönliche Verhältnis" der Parteichefin zu ihrem einflussreichen Vize gegangen sein. Es habe sich um "ein heftiges Telefongespräch" gehandelt.

Schon die erste Presseerklärung Petrys in der Affäre hatte Gauland in ein schlechtes Licht gesetzt. "Herr Gauland" könne sich "nicht erinnern", ob er diese Äußerungen über Boateng tatsächlich getätigt habe, ließ sie verlauten.

SC/haz (afp, dpa, ARD)