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Gesellschaft

Freispruch für Kardinal George Pell

7. April 2020

Ein spektakulärer Prozess endet mit einer Überraschung - in letzter Instanz: Australiens höchstes Gericht kippt das Urteil wegen Kindesmissbrauchs gegen den früheren Finanzchef des Vatikans.

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Australien Kardinal George Pell
Einst "Finanzminister des Papstes", zuletzt Insasse eines Hochsicherheitsgefängnisses bei Melbourne: George PellBild: picture-alliance/AP Photo/A. Brownbill

Der australische Kardinal George Pell kommt überraschend auf freien Fuß. Das Oberste Gericht des Landes gab dem Berufungsantrag des 78-Jährigen statt. Es gelangte zu der Überzeugung, dass es keine hinreichenden Belege für die gegen den katholischen Geistlichen erhobenen Vorwürfe gebe.

Es bestehe die "bedeutsame Möglichkeit", dass Pell eine "unschuldige Person" sei, so das Gericht in Brisbane. Es folgte damit den Argumenten der Verteidigung, die auf Schwächen in Zeugenaussagen verwiesen hatte.

Pell selbst bezeichnete die Entscheidung des Gerichts in einer ersten Reaktion als Heilmittel gegen die "ernsthafte Ungerechtigkeit", die ihm widerfahren sei. Er hege aber "keinen Groll" gegen seine Ankläger. "Es ging darum, ob ich diese schrecklichen Verbrechen begangen hatte, und das habe ich nicht", betonte der Kardinal. 

Schuldspruch, Einspruch, Freispruch

Ein Geschworenengericht hatte Pell im Februar 2019 für schuldig befunden, Mitte der 1990er Jahre einen Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne sexuell missbraucht und einen weiteren belästigt zu haben. Das Strafmaß wurde wenig später verkündet: sechs Jahre Haft. 

Pells erster Versuch, das Urteil von einem Berufungsgericht aufheben zu lassen, scheiterte im August vergangenen Jahres. Demnach hätte Pell frühestens im Oktober 2022 aus der Haft entlassen werden können. Die Anwälte der ehemaligen "Nummer 3" des Vatikans legten daraufhin Einspruch beim Obersten Gericht ein, so dass sich dieses nun damit befasste.

Der Vatikan hat den Freispruch für Kardinal Pell vom Vorwurf sexuellen Missbrauchs begrüßt. Man habe immer Vertrauen in die australische Justiz gesetzt, teilte das vatikanische Presseamt mit. Pell habe "stets seine Unschuld beteuert und darauf gewartet, dass die Wahrheit festgestellt wird". 

Zugleich bekräftigte der Vatikan sein Engagement für die Prävention und die Verfolgung jeglichen Missbrauchs von Minderjährigen. Ob eigene kircheninterne Ermittlungen gegen den inzwischen 78-jährigen früheren vatikanischen Finanzchef fortgesetzt oder eingestellt werden, wurde nicht mitgeteilt.

wa/qu/ack (afp, dpa, kna)