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Freiburg festigt Platz sechs

Alina Schwermer
27. März 2022

Der SC Freiburg hat sich langsam in der Tabelle nach oben gekämpft. Der SC Sand vergibt eine Chance. Und Ada Hegerberg beendet ihren Boykott.

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Fußball Frauen Bundesliga | Freiburg v Potsdam
Zweikampfszene aus dem Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Freiburg und PotsdamBild: Thomas Heß/Eibner/IMAGO

Mühsam ernährt sich der SC Freiburg

Die letzten Jahre fiel der SC Freiburg in der Liga in die Kategorie jener Teams, bei denen man am Saisonende feststellt: Ach ja, die gibt es ja auch noch. Jene Ackergäule des Geschäfts, die zuverlässig solide ihrem schnöden Handwerk nachgehen, nicht viel mit dem Abstieg und noch weniger mit dem internationalen Geschäft zu tun haben und hin und wieder gut ausgebildete Spielerinnen oder einen Trainer an den FC Bayern verkaufen müssen. Ein Klub wie Mörtel, der den Wettbewerb auffüllt und sonst nicht auffällt.

Die Zeiten ändern sich. Seit dem Umzug ins Dreisamstadion spielt der SC dank der Bande zu den Ultras der Männer regelmäßig vor einer für die Liga schon fast rauschhaften Kulisse, an diesem Spieltag gegen Potsdam waren es 1200 supportende Fans. Und nach dem Ausbluten vor einigen Jahren - der SC hatte zuvor ja schon mal näher zur Spitze aufgeschlossen - geht es nun langsam sportlich wieder nach oben.

Fußball Frauen Bundesliga | Freiburg v Potsdam
Viel Kampf, keine Tore - Gina Chmielinski (l.) und die Freiburgerin Lisa Karl kämpfen um den Ball.Bild: G. Hubbs/Beautiful Sports/IMAGO

Freiburg sammelt derzeit fleißig Punkte: Sieg gegen Leverkusen, Sieg gegen Jena, drei Spieltage zuvor gegen Frankfurt, und nun ein 0:0 gegen Turbine Potsdam. Ein Spiel, das nicht schön anzusehen war und eher wieder in die Kategorie Ackergaul fällt: kompromisslos in der Defensive, nach vorne lief nicht viel zusammen. Und dennoch, ein Punkt gegen den Drittplatzierten. Mittelfeldspielerin Riola Xhemaili bilanzierte gegenüber der DW: "Es war eine sehr umkämpfte Partie. Wir haben defensiv ein krasses Spiel gemacht, wir wussten, dass wir diese Mannschaft schlagen können. Wir sind zufrieden mit unserer Leistung. Natürlich könnten wir noch ein bisschen genauer spielen, aber gegen Potsdam ein 0:0 zu holen, ist okay." 

Platz sechs hatte sich das zuletzt ewige Platz-sieben-Team als Saisonziel gesetzt. Aktuell ist man auf gutem Weg, es zu erreichen. Xhemaili: "Wir wollen diesen Platz sechs behalten, nicht, dass Leverkusen ihn holt. Und bis Saisonende alle Punkte holen."

Nun gibt es auch eine Architektin, die das Projekt weiterführen soll. Für den scheidenden Coach Daniel Kraus, der zum Wolfsburger Nachwuchs wechselt, hat der SC als Nachfolgerin Theresa Merk vorgestellt. Die 32-Jährige, die auch mal Co-Trainerin in Wolfsburg war, lobte die "gute und nachhaltige Arbeit" in Freiburg ebenso wie den Umzug ins Dreisamstadion. Sie weiß, was sie hier hat.

SC Sand verpasst die größte Chance

Im wichtigen Abstiegsduell gegen Werder Bremen hat der SC Sand durch ein Eigentor von Vicky Bruce in der 15. Minute mit 0:1 verloren. Die Chancen auf den Klassenerhalt schwinden damit. Werder Bremen dagegen hat sich durch den Sieg gegen die direkte Konkurrentin nun auf acht Punkte von den Abstiegsrängen abgesetzt. Bei vier noch ausstehenden Spielen ist das schon fast der Klassenerhalt.

Durchwachsener Auftritt in der Champions League

Eher zwiespältig lief das erste Champions-League-Viertelfinale für die deutschen Klubs. Während der VfL Wolfsburg ein achtbares 1:1 bei Arsenal London erreichte, unterlag der FC Bayern trotz spielerischer Dominanz zu Hause mit 1:2 gegen Paris Saint-Germain. Mit dem anvisierten Halbfinale dürfte es eng werden.

Fußball Frauen Champions League | Bayern München v PSG Tor zum 0-2
Paris war einfach besser - Marie Antoinette Katoto (r.) bejubelt das 2:0 gegen den FC Bayern in der Champions LeagueBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/IMAGO

In den anderen beiden Partien siegte der FC Barcelona im Clásico erwartungsgemäß mit 3:1 gegen Real Madrid, Juventus Turin überraschend gegen das Starensemble aus Lyon mit 2:1. Die Rückspiele finden am Mittwoch und Donnerstag statt.

Ada Hegerberg beendet ihren Boykott

Wer es schlecht mit ihr meint, mag sagen, die große Ada Hegerberg ist zurückgekehrt, weil ihr Boykott kaum mehr öffentliches Interesse weckt. Abwesenheit ist ein mächtiges Instrument, hat aber auch ein Ablaufdatum: Der streikenden Person fehlt zunehmend die öffentliche Bühne für ihr Thema. Zudem fehlte Weltklassespielerin Ada Hegerberg wegen einer Langzeitverletzung fast zwei Jahre auch im Klub auf dem Rasen. Es gibt aber offenbar weitere gute Gründe, warum Hegerberg auf Twitter verkündete, dass sie ihren Streit mit dem norwegischen Verband beendet hat und ins Nationalteam zurückkehrt. Der Verband habe sich verändert.

Fußball Frauen Ada Hegerberg
Spielt künftig wieder für Norwegen: Superstar Ada Hegerberg (l.)Bild: FRANCK FIFE/AFP

Fünf Jahre lang hat die Weltfußballerin des Jahres 2018 ihr eigenes Team wegen fehlender Gleichberechtigung zu den Männern bestreikt, und um zu verstehen, wie ungewöhnlich das ist - inklusive etwa des Verzichts auf die WM 2019 - kann man nur mal versuchen sich vorzustellen, Manuel Neuer würde im Alleingang beschließen, die WM in Katar zu boykottieren. Dafür reicht selbst Fantasie nicht aus.

 "Ich habe 2017 eine Entscheidung getroffen, die ich nicht bereue. Aber ich hatte in den letzten zwei Jahren viel Zeit, um über viele Aspekte meines Lebens nachzudenken", so Hegerberg. Gegenüber dem "Guardian" nennt sie als Motiv für ihre Rückkehr unter anderem die neue Präsidentin und Ex-Spielerin Lise Klaveness an der Spitze des Verbands. "Sie ist sich sehr bewusst, welche Probleme wir damals hatten, auf die ich 2017 hingewiesen hatte, deshalb war es erleichternd, mit ihr zu sprechen. Sie hat mir klargemacht, dass es seitdem viel Wandel im System gegeben hat, neue Leute, die für Bewegung gesorgt haben." 

In langen Gesprächen sowohl mit Klaveness als auch mit den ehemaligen Mitspielerinnen gelangte Hegerberg zu dem Eindruck, dass sich vieles zum Besseren gewandelt habe und sie nun als aktive Spielerin wieder echten Einfluss nehmen könne. Der norwegische Verband kann sich schon mal warm anziehen. Und der Rest des Fußballs darf sich freuen.