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Französische Wissenschaftler rufen SOS

8. September 2018

Extreme Hitze in Europa, Japan, Nordafrika und den USA, Waldbrände, Eisschmelze in der Antarktis: Zeugnisse der Klimakrise allein in diesem Jahr. 700 französische Experten schlagen Alarm - nicht nur sie sind beunruhigt.

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Ausgetrocknete Landschaft bei Osterode am Harz
Bild: picture-alliance/Frank May

Mit einem ungewöhnlichen Schritt machen 700 französische Wissenschaftler die Weltgemeinschaft auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam. In einem gemeinsamen Appell, der auf der Titelseite der Tageszeitung "Libération" veröffentlicht wurde, fordern sie eindringlich von den Regierungen in aller Welt ein schnelles Handeln, um die Erderwärmung einzudämmen. Die Herausforderungen durch den Klimawandel könnten nur durch "sofortige Veränderungen im Rahmen klarer und ehrgeiziger Ziele" bis zum Jahr 2030 bewältigt werden.

Cover Liberation | Appell zur aktiven Klimpolitik
Die Titelseite der französischen Libération mit dem Hilferuf der Wissenschaftler Bild: Libération

Nur ein Abkommen zu unterzeichnen ist zu wenig

Der Klimawandel sei voll im Gange und immer stärker spürbar, etwa durch steigende Durchschnittstemperaturen, schmelzende Gletscher und Packeis, den Anstieg des Meeresspiegels, die Zerstörung von Ökosystemen oder die Versauerung der Ozeane. "Reden reichen nicht aus, wie die jüngsten Zahlen der Treibhausgasemissionen zeigen", kritisieren die Fachleute, zu denen außer Umweltexperten und Physikern auch Ökonomen gehören. Der Gesamtwert der Verbrennung fossiler Stoffe wie Kohle, Öl und Gas war 2017 im Vergleich zum Jahr davor in Europa um 1,8 Prozent und in Frankreich um 3,2 Prozent gestiegen.

Die Wissenschaftler beklagen, dass der Kampf gegen die Erderwärmung viel zu langsam vorankomme. Sie verweisen auf das Pariser Klima-Abkommen vom Dezember 2015, in dem ein globaler Aktionsplan beschlossen wurde, um den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Doch ein Projekt dieser Größenordnung werde nicht durch die Unterzeichnung einer Vereinbarung realisiert, mahnen die Experten. 

Infografik Karte Extreme Hitze DE

"Ziel ersten Ranges"

Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass "viele Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels bereits verfügbar" seien. Dazu zählten die Verwendung kohlenstofffreier Energie, eine bessere Isolierung von Gebäuden, eine anders gestaltete Mobilität oder eine ökologische Landwirtschaft. Die Wissenschaftler betonen, der Kampf gegen die Erderwärmung sei "ein politisches Ziel ersten Ranges".

Hitzewelle Sommer 2018 | Deutschland, Düsseldorf
Auch der Rhein zog sich in diesem Sommer zurück - hier ein Foto vom 31. Juli bei Düsseldorf Bild: Reuters/W. Rattay

"Rise For Climate"

In der thailändischen Hauptstadt Bangkok findet noch bis Sonntag die letzte große internationale Verhandlungsrunde vor der nächsten UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz statt. Für diesen Samstag sind in Thailand und 82 weiteren Ländern anlässlich des heutigen globalen Klima-Aktionstages "Rise for Climate" Demonstrationen und andere Protestaktionen für einen deutlich entschlosseneren Klimaschutz geplant.

Auch in Berlin will ein Aktionsbündnis mit verschiedenen Veranstaltungen die Bundesregierung zum raschen Handeln auffordern. Es verlangt unter anderem ein sofortiges Braunkohle-Moratorium und ein Ende der Subventionen aller fossilen Brennstoffe.

se/jj (afp, libération, bund)