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Flüchtlinge sitzen an Syrien-Grenze fest

3. September 2012

Sie sind vor Angriffen der syrischen Armee aus der Luft und am Boden in Richtung Türkei geflohen. Jetzt sitzen zehntausend Menschen an der Grenze fest. Die Türkei hat die Aufnahme gedrosselt.

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Türkische Flüchtlinge warten auf ihre Registrierung in der Türkei (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auf der Flucht vor Luft- und Bodenangriffen der Truppen von Präsident Baschar al-Assad sitzen rund 10.000 Menschen an der Grenze zur Türkei fest. Nach Angaben syrischer Oppositioneller wurde der Flüchtlingsstrom durch das Bombardement der syrischen Stadt Asas unweit der Grenze verschärft. Die Türkei beteuerte indessen, sie wolle trotz logistischer Probleme bei der Versorgung auch weiterhin Flüchtlinge aufnehmen. Aus Sicherheitsgründen geschehe dies aber langsamer, teilte die Katastrophenschutzbehörde AFAD mit. Die Behörden fürchten eine Flüchtlingswelle wie nach dem Golfkrieg von 1991. Damals flohen mehr als eine halbe Million irakische Kurden in das Land. Bisher bietet die Türkei schon mehr als 80.000 Syrern Zuflucht.

Rotes Kreuz will Zugang zur Bevölkerung

Hilfsorganisationen bemühten sich derweil um Zugang zur Bevölkerung in Syrien. So kündigte der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, an, er wolle drei Tage lang in Syrien entsprechende Gespräche führen. Inzwischen seien immer mehr Zivilisten extremer Gewalt ausgesetzt. Daher sei es von größter Bedeutung, dass IKRK und Syrischer Arabischer Halbmond ihre humanitären Operationen erheblich verstärken könnten.

Der neue UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi sieht sich angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien vor einer "nahezu unmöglichen" Mission. Dem britischen Sender BBC sagte er, ein politischer Wandel in Syrien sei "unvermeidbar". Den politischen Reformprozess sehe er als gescheitert an. Allerdings forderte der ehemalige algerische Außenminister Brahimi - anders als sein Vorgänger Kofi Annan - nicht offen den Rücktritt von Assad. Er sprach sich auch gegen den Einsatz arabischer oder internationaler Truppen in Syrien zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Nach Angaben der syrischen Regierung wird Brahimi in Kürze zu Gesprächen in Damaskus erwartet.

Brahimi erhöht Druck auf Assad

Syrien-Konferenz in Berlin

Am Dienstag versammeln sich mehr als 50 Regierungsdelegationen aus aller Welt in Berlin, um mit Vertretern der syrischen Opposition über die Zeit nach einem Abgang von Präsident Assad zu beraten. Im Zentrum soll der wirtschaftliche Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg gebeutelten Landes stehen, wie Außenminister Guido Westerwelle erklärte. "Die Menschen in Syrien verdienen unsere Unterstützung", sagte der Außenminister. Sie wünschten sich einen friedlichen, demokratischen Wandel, aber bräuchten auch eine echte wirtschaftliche und soziale Perspektive für einen Neuanfang.

Unterdessen gehen die Kämpfe in Syrien unvermindert weiter. Allein beim Angriff eines syrischen Kampfflugzeugs auf eine Stadt in der Provinz Aleppo wurden nach Angaben von Aktivisten der Opposition mindestens 18 Menschen getötet.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF sollen allein in der vergangenen Woche bei Kämpfen mindestens 1600 Menschen getötet worden sein. Auch zwei syrische Oppositionsgruppen meldeten einen massiven Anstieg der Opferzahlen: Demnach war der August mit rund 5000 Toten der blutigste Monat seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad im März vorigen Jahres.

hp/wl (rtr, dpa afp, dapd)