1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Flugzeugbomber" erstmals vor Gericht

9. Januar 2010

Seine erste Anhörung vor einem Bundesgericht in Detroit dauerte nur wenige Minuten: Dem wegen eines Anschlagversuchs auf ein US-Flugzeug angeklagten Nigerianer wurde die Anklage verlesen. Er selbst schwieg weitgehend.

https://p.dw.com/p/LP87
Richter und Abdulmutallab auf Gerichtszeichnung (Quelle: AP)
So sah ein Gerichtszeichner die Anhörung in DetroitBild: AP

Auf die Frage des Richters, ob er die Anklage verstanden habe, antwortete Umar Farouk Abdulmutallab mit "Ja". Seine Pflichtverteidigerin erklärte daraufhin, "zum derzeitigen Zeitpunkt" plädiere ihr Mandant auf nicht schuldig. Er beantrage jedoch keine bedingte Haftentlassung, sondern akzeptiere seine Inhaftierung bis zum Prozessbeginn.

Vor dem Gerichtsgebäude in Detroit versammelten sich am Freitag (08.01.2010, Ortszeit) Muslime mit Spruchbändern und US-Flaggen, um sich ausdrücklich von Terroraktionen zu distanzieren.

Demonstrierende Muslime (Foto: AP)
Klare Botschaft in klirrender Kälte: "Der Islam ist gegen Terrorismus!"Bild: AP

Wann beginnt der Prozess?

Eine Grand Jury hatte den Nigerianer in sechs Punkten angeklagt, darunter wegen "versuchten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe" und versuchten Mordes. Abdulmutallab droht im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft.

Bis zur Prozesseröffnung könnte es aber noch Monate dauern. In den meisten größeren Justizfällen folgt auf die Anklageverlesung noch eine Reihe von gerichtlichen Anhörungen, bevor schließlich das Hauptverfahren beginnt. Dieses dürfte im aktuellen Fall nach Ansicht von Experten relativ kurz werden, weil die Beweislage klar sei: Abdulmutallab sei schließlich auf frischer Tat ertappt worden.

Flugzeug von 'Delta' (Foto: AP)
Sollte zum Absturz gebracht werden: Ein "Delta"-AirbusBild: AP

Der Angeklagte hatte am ersten Weihnachtstag versucht, in einer aus Amsterdam kommenden "Delta/Northwest"-Maschine kurz vor der Landung in Detroit einen Sprengsatz zu zünden. Dabei erlitt er Verbrennungen. Mitreisende konnten den 23-Jährigen schließlich überwältigen. Den Sprengstoff hatte er in seiner Unterwäsche an Bord geschmuggelt.

Wer hat versagt?

Der verhinderte Anschlag hat eine heftige Debatte über die Sicherheit im Luftverkehr ausgelöst. Besonders in die Kritik geraten sind die US-Geheimdienste. In einem vorläufigen Untersuchungsbericht wird im wesentlichen festgestellt, dass genügend Hinweise auf die Planung eines Anschlags durch das Terrornetzwerk El Kaida und über die islamistische Radikalisierung Abdulmutallabs vorlagen, um den Anschlagsversuch von vornherein verhindern zu können. Die einzelnen Informationen seien aber nicht ausreichend analysiert und weitergegeben worden.

US-Präsident Barack Obama kündigte Schritte an, die eine Wiederholung derartig gefährlicher Sicherheitspannen ausschließen sollen. Zugleich übernahm eine Mitverantwortung für die Pannen.

Autor: Christian Walz (dpa, afp, apd)
Redaktion: Reinhard Kleber

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen