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Flugzeugabstürze bleiben rätselhaft

26. August 2004

Nach den beiden fast zeitgleichen Flugzeugabstürzen in Russland wird weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Während Experten Anschläge als Ursache vermuten, wird der Verdacht von offizieller Seite heruntergespielt.

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Bild: AP


Zwei Maschinen der Typen Tupolew-154 und Tupolew-134 starteten am Dienstagabend (24.8.) vom selben Moskauer Flughafen Domodedowo Richtung Süden: Um 22.56 Uhr Ortszeit verschwand die eine vom Radarschirm, zwei bis drei Minuten später die zweite. Beide Flugzeuge zerriss es noch in der Luft, die Trümmer wurden weit zerstreut. War das eine zufällige Verkettung unglücklicher Umstände óder ein gezielter Terroranschlag? Immerhin war die Tupolew unterwegs nach Sotschi, dem Urlaubsort von Präsident Wladimir Putin. Die TU-134 sollte nach Wolgograd fliegen.

Absturz von zwei Flugzeugen in Russland
Absturz von zwei Flugzeugen in RusslandBild: AP

Ursachenforschung

Putin beauftragte den Inlandsgeheimdienst FSB mit den Ermittlungen. "Wir gehen von Bedienungsfehlern bei diesen Zivilflugzeugen aus", sagte FSB-Sprecher Sergej Ignattschenko. Wahlweise nannte er noch technisches Versagen oder schlechtes Flugbenzin als Ursachen. "Diese technische Version ist äußerst unwahrscheinlich", erklärte dagegen der Abgeordnete und Sicherheitsfachmann Gennadi Gudkow. "Es gibt in diesem Land einen gut organisierten terroristischen Untergrund, der diesen minutiös geplanten Anschlag verübt hat."

Vielleicht hat der FSB kein Interesse daran, den Drahtziehern des tschetschenischen Terrors vor der Wahl in Grosny einen weiteren Erfolg zuzuschreiben. Die tschetschenischen Rebellen unter Führung von Aslan Maschadow haben eine Verwicklung in die beiden Flugzeugabstürze in Russland ebenfalls ausgeschlossen. "Auch wenn jemand an einen Terrorakt oder ein Attentat denkt, haben die Kräfte des tschetschenischen Widerstands und Maschadow nichts damit zu tun", sagte Maschadows Sprecher, Ahmed Sakajew, dem russischen Radiosender "Moskauer Echo".

Tupolew-134
Die Tupolew 154Bild: AP

Notsignal aktiviert

Die Besatzung der TU 154 hatte kurz vor dem Absturz noch ein Notsignal abgesetzt, das Experten unterschiedlich interpretierten. Oleg Jermolow, der stellvertretende Direktor des Zwischenstaatlichen Luftfahrtausschusses, sagte, das Signal deute lediglich auf eine "gefährliche Situation an Bord" hin. Dabei könne es sich um eine Entführung oder auch ein gravierendes technisches Problem handeln. Die Fluggesellschaft Sibir erklärte dagegen auf ihrer Web-Site, sie habe eine Nachricht von der militärischen Abteilung der Flugüberwachung erhalten, wonach das Signal für eine Entführung der Maschine aktiviert worden sei. Das Unternehmen "schließt die Theorie eines terroristischen Aktes nicht aus", hieß es weiter.

Spur nach Tschetschenien?

In den vergangenen Jahren hat es wiederholt blutige Anschläge tschetschenischer Separatisten in Russland gegeben. Russland geht seit rund zehn Jahren in der Kaukasus-Republik gegen Separatisten vor, die eine Abspaltung von der Russischen Föderation anstreben. Am kommenden Sonntag soll dort der Nachfolger des ermordeten Präsidenten Achmad Kadyrow gewählt werden. Kadyrow war im Mai einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen. An der Tschetschenien-Politik Putins wird sich mit oder ohne Wahl, mit oder ohne Terror nichts ändern: Moskau wolle keine politische Lösung, sondern setze weiter auf gefügige Statthalter, kritisieren Menschenrechtler in Moskau. An die Stelle des getöteten Kadyrow soll dessen Gefolgsmann, Ex-Innenminister Alu Alchanow, treten. (kas/arn)

Absturz von zwei Flugzeugen in Russland
Ursachen- und TrümmersucheBild: P