Rebellengruppen versuchen, die im Dezember gewählte Regierung zu stürzen. Fast 60.000 Menschen sind auf der Flucht vor zunehmender Gewalt.
Frauen und Kinder, die sich vor Angriffen in Sicherheit gebracht haben, bei der Registrierung in Kamerun
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderte angesichts drastisch steigender Vertriebenenzahlen ein sofortiges Ende des Konflikts in der Zentralafrikanischen Republik. Seit Ende des vergangenen Jahres seien über den Ubangi-Grenzfluss rund 50.000 Menschen in die benachbarte Republik Kongo geflohen, teilte UNHCR-Sprecher Boris Cheshirkov in Genf mit. Allein am Mittwoch seien es 10.000 Menschen gewesen, nachdem Rebellen auf die Hauptstadt Bangui vorgerückt waren. Im Land selbst sowie den Nachbarländern Kamerun und Tschad befänden sich weitere Zehntausende Flüchtlinge.
Die Regierung in Bangui kämpft gegen Rebellengruppen, die versuchen, die Wahl vom 27. Dezember zunichte zu machen, bei der Präsident Faustin-Archange Touadéra trotz Betrugsvorwürfen zum Sieger erklärt wurde. Die Opposition hingegen spricht von massiver Wahlfälschung und Behinderungen bei der Stimmabgabe.
Rebellengruppen kämpfen gegen seine Wiederwahl im Dezember: Präsident Faustin Archange Touadéra (Archiv)
Diese Entwicklung mache alle bisher erreichten Fortschritte zunichte, beklagte Cheshirkov. Alle Konfliktparteien müssten sich umgehend an einen Verhandlungstisch setzen. Hilfe für die Menschen sei schwierig - nicht nur wegen der schlechten Infrastruktur, sondern auch wegen eines wachsenden Finanzbedarfs.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger sind rund 2,3 Millionen Menschen in der Zentralafrikanischen Republik von "akuter Ernährungsunsicherheit" betroffen - eine Zahl, die schnell anzuschwellen drohe. Durch Straßensperren würden wichtige Versorgungswege abgeschnitten, die Lebensmittelpreise stiegen dramatisch, in vielen Regionen könne humanitäre Hilfe nur noch eingeschränkt geleistet werden.
Kurz vor der Präsidentenwahl im Dezember hatten Rebellen in dem afrikanischen Binnenstaat Sicherheitskräfte und UN-Soldaten angegriffen. Die Rebellen-Allianz wird nach UN-Angaben von Ex-Präsident François Bozizé unterstützt, dessen Kandidatur vom Verfassungsgericht zurückgewiesen worden war. Bozizé bestreitet eine Verstrickung in Rebellenaktivitäten. Die Zentralafrikanische Republik verfügt zwar über reiche Mineralienvorkommen, ist aber trotzdem verarmt und seit Jahren von Konflikten und Umstürzen gebeutelt.
uh/kle (dpa, afp, rtr, epd)