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Faktencheck: Diese Erdbeben-Videos aus Japan sind falsch

Silja Thoms
3. Januar 2024

Erdrutsche, riesige Wellen, zerstörte Häuser - in den Sozialen Medien werden nach dem heftigen Erdbeben in Japan zahlreiche solcher Videos geteilt. Doch einige der Videos sind alt. Ein DW Faktencheck.

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Drei Tweets, die die zerstörter Straßen und Häuser zeigen
Diese Beispiele zeigen angeblich Szenen der Zerstörung vom aktuellen Erdbeben in Japan - doch die Videos sind altBild: X//X/TikTok

Am Neujahrstag erschütterte ein Erdbeben der Stärke7,6 die Westküste Japans und löste einen Tsunami aus. Nach diesem Erdbeben kursieren zahlreiche Videos in den Sozialen Medien, die angeblich aktuelle Szenen der Zerstörung zeigen. Einige Nutzer behaupten oder suggerieren, dass gewisse Videos während des aktuellen Erdbebens in Japan aufgenommen wurden.

Satellitenbilder von zerstörten Häusern in Japan
Satellitenbilder von zerstörten Häusern in Japan (02.01.2024)Bild: Maxar Technologies/Handout via REUTERS

Viele Videos zeigen die tatsächlichen Ausmaße des Erdbebens in Japan. Andere Videos sind alt und wurden teilweise gar nicht in Japan aufgenommen. Das DW-Faktencheckteam überprüfte drei Beispiele.

Zeigt dieses Video eine Tsunami-Welle, die durch das aktuelle Erdbeben ausgelöst wurde?

Behauptung: Dieses auf der Plattform X verbreitete Video (hier archiviert) mit über 127.000 Aufrufen zeigt, wie riesige Wassermengen aus einem Fluss über die Straße treten und mehrere Autos und Boote mitreißen. Der Nutzer fordert dazu auf, in dieser schweren Zeit für die Menschen in Japan zu beten und impliziert damit, dass das angehängte Video aktuelles Geschehen zeigt.

DW Faktencheck: Falsch 

Das Video zeigt keine aktuellen Bilder des Erdbebens 2024, sondern wurde bereits 2011 bei dem Tōhoku-Erdbeben (Großes Ostjapan-Erdbeben) aufgenommen. Dieses löste einen Tsunami und die Nuklearkatastrophe von Fukushima aus. Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche über die Suchmaschinen Google undYandex fanden wir das bereits 2011 veröffentlichte Video. Damals berichtete beispielsweise das US-amerikanische Nachrichtenportal CNN über das Ausmaß des Erdbebens und zeigte dieselben Bilder, die im genannten Tweet zu sehen sind. 

Am 11. März 2011 erschütterte hier ein Erdbeben der Stärke 9,0 die japanische Hauptinsel Honshu. Nur wenige Minuten nach dem Seebeben folgte ein Tsunami: Haushohe Wellen verwüsteten und zerstörten weite Landstriche. Eine durch das Erdbeben ausgelöste etwa 15 Meter hohe Welle sorgte dafür, dass die Stromversorgung und Kühlung dreier Reaktoren im japanischen Kernkraftwerk Fukushima außer Kraft gesetzt wurden. Was folgte, war die Atomkatastrophe von Fukushima.

Mehrere Personen in Schutzanzügen laufen durch zerstörte Häuser.
2011 wurde Japan von einem schweren Erdbeben der Stärke 9 getroffen: Das Erdbeben löste die Nuklearkatastrophe von Fukushima ausBild: AP

Riss ein Tsunami beim Erdbeben 2024 einen Damm in Ishikawa ein? 

Behauptung: In diesem Video (archiviert) behauptet ein Nutzer auf der Plattform X: "Ein Damm in der Präfektur Ishikawa konnte dem Tsunami, der nach dem Erdbeben in Japan begann, nicht standhalten." Zu sehen ist, wie Wassermassen in die Straßen einer Stadt hineinlaufen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Autos und Gegenstände werden mitgerissen. Das Video wurde über 137.000 Mal aufgerufen und der Nutzer impliziert, dass es aktuelle Szenen zeigt.

DW Faktencheck: Falsch 

Das Video zeigt keine aktuellen Bilder aus Japan und stammt ebenfalls von der Erdbebenkatastrophe 2011 in Japan. Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche mit TinEyefanden wir das Video in einem Online-Artikel einer japanischen Medienseite namens Rocket News 24. Auch in einem Medienbericht des französischen Fernsehsenders TF1 ist das Video aus dem Tweet zu sehen. 

Ein Haus, das vom Erdbeben in Japan zerstört wurde.
Dieses Bild zeigt eine echte Szene der Zerstörung des Erdbebens 2024 in JapanBild: Buddhika Weerasinghe/Getty Images

Das Video wurde in den vergangenen Jahren schon mal im falschen Kontext verbreitet: So wurde es im Jahr 2020 beispielsweise auf Instagram (hier archiviert)veröffentlicht und suggerierte, dass es Szenen von 2020 zeigte.

Wurden diese Häuser durch das Erdbeben 2024 mit in die Tiefe gerissen?

Behauptung: Auf diesem Video(archiviert) ist ein gewaltiger Erdrutsch zu sehen, der Autos, Häuser und andere Gegenstände in ein Teil schüttet. Der Nutzer benutzt dazu aktuelle Hashtags wie "Japan" und "Earthquake", auf Deutsch Erdbeben, und veröffentlicht es im Kontext des aktuellen Erdbebens in Japan. Zu sehen ist ein gewaltiger Erdrutsch, der Autos, Häuser und andere Gegenstände ein Tal hinab reißt. Das Video wurde über 840.000 Mal angeschaut. 

DW Faktencheck: Falsch 

Auch dieses Video wird im falschen Kontext verbreitet und ist alt. Das Wasserzeichen im Video zeigt, dass es ursprünglich auf TikTok verbreitet wurde - auf dem TikTok-Account ist es aber nicht mehr zu finden. Über eine Bilderrückwärtssuche fanden wir heraus, dass das Video ursprünglich einen Erdrutsch in der japanischen Stadt Atami im Jahr 2021 zeigt. 

Mithilfe einer weiteren Google-Suche mit den Stichworten "Japan", "Erdrutsch" und "2021" fanden wir mehrere Medienberichte, die über einen Erdrutsch in Atami berichteten. Dort gab es laut dem Asian Disaster Reductions Center (ADRC), einem Zentrum für Katastrophenvorsorge, im Juli 2021 einen Erdrutsch.

Fazit: Nicht alle Videos, die Szenen des Erdbebens in Japan zeigen, sind falsch. Doch viele Videos, die ursprünglich in einem anderen Jahr aufgenommen wurden, werden derzeit neu hochgeladen und in den Kontext der aktuellen Naturkatastrophe gesetzt. 

Mitarbeit: Kathrin Wesolowski und Joscha Weber