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Politik

Ex-König Juan Carlos verlässt Spanien

3. August 2020

Juan Carlos droht in seiner Heimat eine Anklage. Es geht um eine mutmaßliche Schmiergeldzahlung von 100 Millionen Dollar im Jahr 2008. Der greise Ex-Monarch zieht die Reißleine und verlegt seinen Wohnsitz ins Ausland.

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Archivbild | Spanien Aranjuez | Juan Carlos
Juan Carlos ist ausgewandert (Archivbild aus 2019) Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Comas

Schon wieder beherrscht Spaniens Ex-König Juan Carlos die Schlagzeilen. Der 82-Jährige teilte seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. in einem vom Königshaus veröffentlichten Schreiben mit, dass er seine Heimat verlasse und ins Exil außerhalb Spaniens gehe. Mit seiner Entscheidung wolle er dazu beitragen, die Ausübung der Arbeit seines Sohnes als Staatschef zu erleichtern, "angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen", schreibt Juan Carlos in Anspielung auf die im Juni eingeleiteten Ermittlungen des Obersten Gerichtshofs in Madrid gegen ihn.

Nach Informationen der spanischen Tageszeitung "La Vanguardia" hat der Ex-Monarch das Land bereits mit dem Ziel Dominikanische Republik verlassen. Die Zeitung "El Mundo" weist darauf hin, die Entscheidung sei in erster Linie von Felipe getroffen worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens "gezwungen". Zuletzt waren die Rufe nach einer Abschaffung der Monarchie immer lauter geworden.

König Felipe VI. und Königin Letizia mit einem Mund-Nasen-Schutz
König Felipe VI. und Königin Letizia: Neben der Corona-Pandemie bereitet auch Juan Carlos dem Königshaus wieder Sorgen Bild: picture-alliance/dpa/J. C. Rojas

100 Millionen Dollar für die Vermittlung eines Bahnprojektes?

Die Ermittler des höchsten Gerichts des Landes hatte vor knapp zwei Monaten ein Verfahren gegen Juan Carlos eingeleitet. Es geht um mögliche Schmiergeldzahlungen bei der Auftragsvergabe für den Bau einer Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Mekka und Medina in Saudi Arabien an ein spanisches Konsortium. 2008 soll Juan Carlos als "Vermittler" zwischen den Scheichs und den heimischen Firmen eine "Prämie" von bis zu 100 Millionen Dollar erhalten haben. Bekannt wurde der mutmaßliche Deal erst zehn Jahre später, als spanische Medien Aufnahmen eines Gesprächs veröffentlichten. Seither verfolgt die Justiz den Fall.

Wegen der Immunitätsrechte von Juan Carlos kann nur der Oberste Gerichtshof in Madrid gegen den Ex-Monarchen ermitteln. Zudem darf sich die Untersuchung nur auf Vorfälle erstrecken, die sich nach seiner Abdankung als König im Juni 2014 ereigneten. Medien berichten, im Zusammenhang mit dem Geld, das er "in Sachen Wüstenzug" erhalten habe, hätten Ermittler nun Indizien für Geldwäsche und Steuerhinterziehung nach 2014 entdeckt.

Spanien König Juan Carlos und Sohn König Felipe VI
Im März bricht Felipe mit seinem Vater Juan Carlos offiziell - hier ein Foto der beiden vom April 2018 Bild: AFP/J. Reina

Juan Carlos galt jahrzehntelang als Vorzeigekönig. Seine Landsleute liebten ihn, schon weil er 1981 die junge spanische Demokratie nach einem Putschversuch energisch verteidigt hatte. Doch in den vergangenen zehn Jahren machte er eher durch Skandale von sich reden. So gab es eine umstrittene Elefantenjagd in Botswana, mutmaßliche Seitensprünge, Vaterschaftsklagen sowie Vetternwirtschaft bei einem Betrugsskandal um seinen zu mehrjähriger Haft verurteilten Schwiegersohn Inaki Urdangarin.

Im März brach der König mit seinem Vater, nachdem die britische Zeitung "Telegraph" enthüllt hatte, dass Felipes Name - wohl ohne dessen Wissen - als Begünstigter einer dubiosen Offshore-Stiftung aufgetaucht war. In dieser soll auch ein Teil der Summe aus Saudi Arabien deponiert worden sein.

se/AR (afp, dpa, el mundo)