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Gesellschaft

Juan Carlos in Bedrängnis

17. Juli 2018

Für Spaniens Ex-König steht nun offenbar auch der letzte Rest an Ansehen auf dem Spiel, das ihm bei seinen Landsleuten geblieben ist. Geldwäsche-Vorwürfe gegen den 80-Jährigen sorgen derzeit in Madrid für Aufruhr.

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König Juan Carlos
Juan Carlos im Juni in MadridBild: Imago/PPE/Thorton

Der vormalige Monarch Juan Carlos I. war für die Spanier einmal ein wahrer Held, nachdem er, in seinen frühen Jahren auf dem Thron, die noch junge Demokratie vor einem Putsch Franco-treuer Militärs rettete. Aber das Jahr 1981 ist lange vorbei. In den letzten Jahren macht Juan Carlos zunehmend negative Schlagzeilen, als glückloser Großwildjäger in Afrika, mit längst noch nicht erledigten Vaterschaftsklagen und der offenkundigen Distanzierung seiner Frau Sofia. Auch Tochter Cristina tat das Ihre dazu. Der Ehemann der Infantin, Iñaki Urdangarín, veruntreute öffentliche Mittel in Millionenhöhe und wurde dafür zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Ehemalige Geliebte packt aus

Jetzt sieht sich Juan Carlos mit dem Vorwurf der Geldwäsche konfrontiert. Spanische Medien veröffentlichten Tonaufzeichnungen, auf denen nach Einschätzung von Experten die Ex-Geliebte des Ex-Königs, die deutsche Adelige Corinna zu Sayn-Wittgenstein, zu hören sein soll. Die in den Aufzeichnungen sprechende Frauenstimme erhebt Vorwürfe der Korruption und Geldwäsche gegen Juan Carlos.

So habe der Monarch Geld auf dem Schweizer Konto eines Vetters deponiert und in ihrem Namen Grundstücke in Monaco und Marokko gekauft. Außerdem berichtete die Frau, Juan Carlos habe sich von seiner Gattin Sofia trennen und sie heiraten wollen - zur Finanzierung habe er Geld aus einem Vertrag über einen Hochgeschwindigkeitszug mit Saudi-Arabien abgezweigt. Die Gespräche zwischen der Frau und einem Polizeichef im Ruhestand, der sich wegen des Verdachts auf Geldwäsche in Untersuchungshaft befindet, sollen 2015 aufgenommen worden sein.

Regierung in Madrid baut auf Informationen der Geheimdienste

Die spanische Regierung erklärte, sie wolle in der Affäre zunächst die Einschätzung der Geheimdienste einholen. Der Minister für öffentliche Arbeiten, José Luis Ábalos, sagte, die Regierung wolle nun hören, was Geheimdienstchef Félix Sanz Roldán zu sagen habe. Im Parlament haben einige Abgeordnete bereits einen Untersuchungsausschuss über die Finanzen des Königshauses gefordert.

Juan Carlos dankte 2014 als König von Spanien ab, sein Sohn Felipe VI. folgte ihm nach. Felipe ging auf Distanz zu seiner Schwester Cristina und deren Mann, um zu verhindern, dass die Affäre das Image des Königshauses belastet. Aber wie wird er mit den neuen Vorwürfen gegen seinen Vater umgehen ... ?

qu/gri (afp, SZ)