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Politik

Europäer sichern sich Corona-Impfstoff

13. Juni 2020

Um gegen die USA und China nicht ins Hintertreffen zu geraten, haben vier EU-Länder einen Vertrag zur Versorgung Europas mit Medikamenten gegen das Coronavirus geschlossen. Ein Impfstoff könnte Ende des Jahres vorliegen.

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Symbolbild Impfung
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Deutschland, Italien, Frankreich und die Niederlande haben sich zu einer Impfallianz  zusammengeschlossen und sind mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an aussichtsreichen Impfstoffen forschen. Damit diese Medikamente nach einer möglichen Zulassung in diesem oder im nächsten Jahr in großer Zahl verfügbar sind, müssten Produktionskapazitäten schon jetzt vertraglich gesichert werden, hieß es im Bundesgesundheitsministerium in Berlin.

 "Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert. Europa noch nicht", unterstrich Gesundheitsminister Jens Spahn. "Durch das koordinierte Agieren einer Gruppe von Mitgliedsstaaten entsteht in dieser Krise Mehrwert für alle EU-Bürger. Wir wollen gemeinsam mit der Brüsseler Kommission künftig noch schneller und verhandlungsstärker werden."

Logo des Pharmakonzerns AstraZenica
Bis zu 400 Millionen Impfdosen soll der Pharmakonzern AstraZeneca liefern, der mit der Universität Oxford an einem Präparat forscht (Archivbild)Bild: Andrew Yates/AFP/Getty Images

In dem ersten Vertrag mit dem Pharmakonzern AstraZeneca geht es um bis zu 400 Millionen Dosen eines Impfstoffs gegen das Coronavirus Sars-CoV-2, den das Unternehmen gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt. Die ersten Dosen könnten bis Ende des Jahres erhältlich sein, hieß es in Berliner Regierungskreisen. "Das Abkommen stellt sicher, dass Hunderte Millionen von Europäern Zugang zu dem Präparat der Universität Oxford haben, wenn es zugelassen wird", erklärte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot. Man werde rasch eine Produktion in Europa aufbauen.

Deutschland | Coronakrise | Bundestag | Jens Spahn
Verspricht Verhandlungsstärke in der Corona-Krise: Bundesgesundheitsminister Jens SpahnBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Die EU-Gesundheitsminister hatten am Freitag vereinbart, ihre Aktivitäten mit denen der EU-Kommission zusammenzuführen, um die Schlagkraft weiter zu erhöhen, erklärte das Bundesgesundheitsministerium. Die EU-Kommission hatte ihrerseits angekündigt, sich intensiver um die Versorgung mit möglichen Impfstoffen zu kümmern, da man befürchtet, hinter den USA und China zurückzubleiben.

Dabei waren ausdrücklich Forschungsarbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen genannt worden, mit denen etwa die Firmen AstraZeneca und Johnson & Johnson arbeiten. Deutschland unterstützt darüber hinaus die internationale Impfstoffallianz Gavi mit 525 Millionen Euro, die mehrere Forschungsprojekte unterstützt und Impfstoffe weltweit zur Verfügung stellen möchte.

Russland will im Herbst produzieren

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es derzeit mehr als hundert Projekte zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffes weltweit. Russland kündigte jetzt an, im September mit der Massenproduktion eines Präparates zu starten.

Ein Impfstoff im Schnellverfahren

Zurzeit fänden Tests an Freiwilligen statt, danach sei die Zulassung des Medikaments für August geplant, kündigte Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa laut Staatsagentur Tass an. Bereits im Mai hatte das staatliche Gamalaja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau mitgeteilt, ein Vakzin entwickelt zu haben. Eine Studie zu dem anscheinend in Rekordzeit entwickelten Stoff haben die Forscher bisher aber nicht vorgelegt. Es gibt deshalb keine unabhängige Bewertung der Aussagen von Regierung und Wissenschaftlern.

uh/ml (dpa,afp,rtr)