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Europa weiter im Griff der Inflation

31. August 2023

Die Inflation im Euroraum hat sich trotz der Serie von Zinserhöhungen der EZB überraschend nicht weiter abgeschwächt. Die Entwicklung in den einzelnen Mitgliedsländern ist dabei sehr uneinheitlich.

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Ein Kunde bezahlt seinen Einkauf an einem Stand auf einem Wochenmarkt mit einem Fünf-Euro-Schein
Bild: Moritz Frankenberg/dpa/picture-alliance

Die Verbraucherpreise in den Euroländern stiegen im August um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten hingegen mit einem Rückgang auf 5,1 Prozent gerechnet. Auch im Juli hatte die Teuerung ebenfalls bei 5,3 Prozent gelegen, nach 5,5 Prozent im Juni.

Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, ging allerdings auf 5,3 Prozent nach einem Vormonatswert von 5,5 Prozent zurück. Die Kernteuerung bildet nach Meinung vieler Ökonomen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas besser dar als die Gesamtrate. Diese Kennziffer gilt als wichtige Messgröße für die zugrundeliegenden Inflationstrends.

Energie kein Teuerungstreiber mehr                                

Die Energiepreise gingen im August gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 3,3 Prozent zurück. Im Juli war der Rückgang mit 6,1 Prozent noch deutlich kräftiger ausgefallen.

Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak nahmen dagegen um 9,8 Prozent zu nach zuvor 10,8 Prozent. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 4,8 Prozent. Im Juli hatte der Anstieg bei 5,0 Prozent gelegen. Die Preise für Dienstleistungen zogen um 5,5 Prozent an, nach 5,6 Prozent im Juli.

Keine klaren Trends

In den Mitgliedsstaaten der Eurozone ist kein einheitliche Entwicklung zu erkennen. In Deutschland tritt die Entwicklung auf der Stelle, die Teuerung ist nur leicht gesunken. Die Verbraucherpreise lagen um durchschnittlich 6,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte.

Anders in Österreich und in Frankreich. Dort hat sich die Inflation im August wieder beschleunigt. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die nach europäischer Methode berechneten Verbraucherpreise (HVPI) um 5,7 Prozent, wie das Statistikamt Insee am Donnerstag mitteilte. Im Juli hatte die Inflationsrate in Frankreich 5,1 Prozent betragen. Einer Schnellschätzung von Statistik Austria zufolge ist die europäisch harmonisierte Inflationsrate Österreichs auf 7,6 Prozent gestiegen. Im Juli hatte die Teuerung noch 7,0 Prozent betragen.

Musterschüler im Westen

In den Niederlanden kommt der Abbau der Inflation dagegen gut voran. Dort stiegen die Verbraucherpreise im August mit 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr, wie das Statistikamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Juli lag die Teuerungsrate in den Niederlanden - der fünftgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone - noch bei 4,6 Prozent. Im September 2022 hatte sie infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine mit 14,5 Prozent ihren Höhepunkt erreicht. Für Entspannung sorgten im August die Energiepreise, die um 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nachgaben. Lebensmittel verteuerten sich dagegen mit zehn Prozent erneut außergewöhnlich stark.

Die EZB ist extrem wachsam

Die Inflationsentwicklung im Euroraum ist für die Europäische Zentralbank ein ganz entscheidender Faktor bei der Ausgestaltung ihrer Zinspolitik. Die EZB hat seit dem Sommer 2022 im Kampf gegen den kräftigen Preisschub bereits neun Mal in Folge die Zinsen erhöht, zuletzt im Juli um einen viertel Prozentpunkt.

Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 3,75 Prozent. Im Juni 2022 hatte dieser noch bei minus 0,5 Prozent gelegen. Wie es mit dem Straffungskurs weitergehen soll, ließ EZB-Chefin Christine Lagarde aber zuletzt offen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel merkte am Donnerstag an, die EZB könne den Zinsgipfel nicht vorhersagen.

dk/hb (dpa, rtr, AFP)