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Eskalation in Syrien

19. März 2013

Regierung und Rebellen in Syrien beschuldigen sich gegenseitig, Chemiewaffen eingesetzt zu haben. Bei dem Raketenangriff nahe der Stadt Aleppo sollen zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden sein.

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Ein Junge, angebliches Opfer eines Giftgasangriffs der Rebellen, wird im Krankenhaus behandelt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Informationsminister Omran al-Soabi sprach von einer gefährlichen Eskalation seitens der Aufständischen. 16 Menschen seien getötet und 86 verletzt worden (Artikelbild), als eine Rakete mit "giftigem Gas" im Norden des Landes eingeschlagen sei, sagte er dem Fernsehsender Al-Ichbarija TV. (Artikelbild)Soabi erklärte, die Aufständischen hätten die Rakete vom Bezirk Nairab in Aleppo aus abgefeuert. Die syrischen Streitkräfte, so zitierte ihn das Staatsfernsehen, würden niemals international verbotene Waffen einsetzen, selbst wenn sie über solche verfügten.

Ein Rebellen-Sprecher machte hingegen regierungstreue Kräfte für den Angriff auf die bei Aleppo gelegene Stadt Chan al-Assal verantwortlich. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 26 Toten, die meisten von ihnen seien Regierungssoldaten. Eine Bestätigung für einen Chemiewaffen-Einsatz von unabhängiger Stelle gab es nicht.

Giftgaseinsatz in Syrien?

In der Hauptstadt Damaskus veröffentlichten Oppositionelle Videoaufnahmen von Opfern eines angeblich weiteren Chemiewaffenangriffs. Die Aufnahmen zeigten, wie Männer und Jungen in einem Gesundheitszentrum mit Sauerstoff versorgt wurden. Der Angriff habe in dem östlich von Damaskus gelegenen Otaiba stattgefunden, hieß es. Auch dafür gibt es keine unabhängige Bestätigung.

Warnungen an Assad

Die britische Regierung drohte mit ernsthafte Konsequenzen, sollte sich der Einsatz von Chemiewaffen durch das Regime von Präsident Baschar al-Assad bestätigen. Der "Einsatz oder die Verbreitung von Chemiewaffen würde eine entschlossene Reaktion der Staatengemeinschaft nötig machen", sagte eine Regierungssprecherin in London. Großbritannien wäre gezwungen, "seinen bisherigen Ansatz" in der Syrien-Frage zu überprüfen. Großbritannien und Frankreich machen sich in der EU für Waffenlieferungen an die Rebellen stark, stoßen dabei aber auf Vorbehalte

Das russische Außenministerium stützte dagegen die Vorwürfe der syrischen Regierung. Russland sei ernsthaft besorgt über die Tatsache, dass Rebellen in den Besitz von Massenvernichtungswaffen gelangten, hieß es in Moskau.

Die USA hatten Assad bereits mehrfach vor einem Einsatz von Chemiewaffen gewarnt - dadurch würde eine rote Linie überschritten. Zudem wurde die Sorge laut, die Kampfstoffe könnten in die Hände radikaler Gruppen geraten. In Syrien sollen etwa 1000 Tonnen chemische Kampfstoffe lagern, darunter Sarin, Senfgas und VX.

Opposition formiert sich

Der Aufstand gegen Assad dauert seit zwei Jahren an und hat sich inzwischen zu einem Bürgerkrieg ausgewachsen. Dabei wurden nach UN-Schätzungen mehr als 70.000 Menschen getötet. Die Rebellen sind zerstritten. Das Oppositionsbündnis Nationale Koalition einigte sich am Dienstag bei einem Treffen in der Türkei auf einen eigenen Ministerpräsidenten. Der frühere Geschäftsmann Ghassan Hitto soll nun eine Übergangsregierung bilden, um das Machtvakuum in jenen Gebieten auszufüllen, die nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung stehen.

gmf/jh ( afp, apd, dpa, rtr)