Ermittlungen gegen Skandal-Rapper eingestellt
16. Juni 2018Zwar seien die Liedtexte voller vulgärer, menschen- und frauenverachtender Gewalt- und Sexfantasien, begründete Behördensprecher Ralf Herrenbrück die Entscheidung der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Weil Kollegah und Farid Bang aber damit dem Genre Gangsta-Rap gerecht würden, sei dies nicht strafbar. Wesensmerkmal dieses Gernres sei nun einmal die Glorifizierung von Kriminalität und Gewalt. "Auch für diese Musikrichtung gelte die in der Verfassung verankerte Kunstfreiheit".
Eklat beim ECHO
Seit Jahren sorgen die Texte der beiden Musiker immer wieder für Schlagzeilen, schon mehrfach standen ihre Alben auf dem Index. Zum Eklat kam es im April dieses Jahres, als Kollegah und Farid Bang trotz massiver Proteste im Vorfeld den Musikpreis Echo überreicht bekamen.
Die Trophäe in der Kategorie "Hip-Hop National" nahm das Gangsta-Duo unter Buh-Rufen des Publikums ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag in Israel entgegen. In der Folge führte die Debatte um die antisemitische Formulierung sogar zur Abschaffung des Preises. Etliche Musiker hatten zuvor ihre Echo-Preise aus Protest zurückgegeben.
Geschmacklos, aber nicht strafbar
Vor allem die Textzeile "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen" erhitzte die Gemüter. Doch auch hier sah die Staatsanwaltschaft abschließend weder eine Billigung noch eine Verharmlosung der NS-Herrschaft und ihres Völkermordes. Der Vergleich von KZ-Insassen mit dem eigenen Körper möge geschmacklos sein, aber er stelle auch keine Leugnung des Holocausts dar, hieß es.
Besuch in Auschwitz
Christoph Heubner, geschäftsführender Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, hatte die beiden Rapper schon im April eingeladen, das Konzentrationslager zu besichtigen. Der Besuch fand am 7. Juni statt und erschütterte Kollegah und Farid offenbar zutiefst.
"Für die Auschwitz-Überlebenden ist der Besuch der Rapper eine Genugtuung", kommentierte Heubner anschließend. "Und auch eine Geste an ihre jungen Fans, dass Hass, Menschenverachtung und Antisemitismus in keiner Kunst einen Platz haben sollten."
suc/mak (dpa,epd)