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Erfolgsmodell Public Private Partnership

18. Mai 2010

Wenn Staat und private Wirtschaft gemeinsam Projekte anschieben, spricht man von Public Private Partnership, kurz PPP. Deutschland setzt im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit verstärkt auf solche Kooperationen.

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Ein Wasserglas läuft voll Trinkwasser ( Foto: dpa)
Trinkwasser steht oft im Mittelpunkt von Entwicklungs-ProjektenBild: dpa
Der Geschäftsführer Gottlieb Hupfer der Firma Enviro Chemie (Foto: Enviro Chemie)
Gottlieb HupferBild: Enviro Chemie

Aller Anfang ist schwer, diese Erfahrung hat auch Gottlieb Hupfer. Der Schweizer ist Geschäftsführer der Firma Enviro Chemie im hessischen Roßdorf. Zu den Spezialitäten des mittelständischen Unternehmens, das etwa 500 Leute beschäftigt, gehört die Reinigung von Wasser. Ein großes, ein teures Problem auch in einem Schwellenland wie Brasilien. Immerhin die zehngrößte Volkswirtschaft der Welt, die im Pro-Kopf-Einkommen allerdings nur die Nummer 65 ist.

Zwar sei der Bedarf an Wasser-Reinigung im Großraum Rio de Janeiros enorm, berichtet Hupfer. Doch habe es zunächst keine Kunden gegeben, die das sein für brasilianische Verhältnisse teures Produkt bezahlen konnten oder wollten. Das liege jedoch lange zurück. Inzwischen wurde die Anlage mehrmals erweitert, 40 Millionen Liter toxische Abwässer können damit gereinigt werden.

Abwasserbehandlungszentrum in Rio de Janeiro (Foto: Enviro Chemie)
Zentrum zur Aufbereitung von Abwasser in Rio de JaneiroBild: Enviro Chemie

Mittelständler Hupfer ist überzeugt davon, dass sich sein Projekt auch in klassischen Entwicklungsländern lohnen könnte, die über eine schlechtere Infrastruktur verfügen, als das aufstrebende Schwellenland Brasilien. "Projekte unserer Größenordnung gehen grundsätzlich in allen Entwicklungsländern." Man brauche nämlich nicht so viel Geld und auch nicht so große Kunden.

Förderung deutscher Mittelständler

Dirk Niebel, der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist über diese Einschätzung sichtlich erfreut. Er ist als Freidemokrat ein überzeugter Förderer mittelständischer Unternehmen, die global tätig sind.

Insgesamt mehr als 1800 Projekte privater und öffentlicher Kooperation hat Deutschland bereits weltweit gefördert, und es sollen nach dem Willen des Entwicklungsministers noch viel mehr werden. Deshalb habe er das Budget für solche Projekte von 48 auf 60 Millionen Euro in diesem Jahr erhöht, sagt Niebel. Gerade in armen Ländern lasse sich so eine Menge erreichen.

Porträt Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (Foto: AP)
Entwicklungshilfeminister Dirk NiebelBild: AP

Im Vordergrund stünden immer die Interessen der Partnerländer, betont der deutsche Entwicklungsminister. Wohl wissend, dass ihm und der konservativ-liberalen Bundesregierung häufig nachgesagt wird, in erster Linie deutsche Wirtschaftsinteressen zu verfolgen. "Wir sind keine Kolonial-Herren", weißt Niebel diesen Vorwurf zurück, "sondern Entwicklungspartner. Es würde es auch den deutschen Unternehmen überhaupt nichts nützen, wenn die von ihnen durchgeführten Projekte von den Partner-Ländern nicht akzeptiert und nicht gewünscht werden würden." Denn dann könne man auch nicht erfolgreich sein mit solchen Projekten.

Mehr Geld für PPP-Programme

Dass Niebels Ministerium das finanzielle Volumen für Public Private Partnership-Programme um 25 Prozent auf 60 Millionen Euro aufgestockt hat, freut auch den Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Man stelle mitunter in den ausländischen Dependancen extra Mitarbeiter für die staatlich-privaten Projekte ein, sagt der beim DIHK für Afrika und Entwicklungspolitik zuständige Heiko Schwiderowski. Deren Aufgabe sei es nicht nur, das Programm zu bewerben, sondern auch andere entwicklungspolitisch relevante Projekte zu entwickeln und gemeinsam mit den deutschen und lokalen Unternehmen vor Ort umzusetzen.

Nutznießer der so entstehenden Netzwerke ist auch die Firma Enviro Chemie, berichtet ihr Geschäftsführer Gottlieb Hupfer: "Die Zusammenarbeit ist ja nicht nur eine finanzielle. Es sind auch Fachleute dort, man bekommt leichter Kontakt zu anderen Institutionen, wie Botschaften und Handelskammern." Natürlich müsse man selber Kunden finden, weiß der Unternehmer. "Aber eine gewisse Unterstützung aus Deutschland auch in Brasilien hat uns gut getan, hat uns durch diese Form der Öffentlichkeit Unterstützung gebracht."

Anderen mittelständischen Unternehmen kann Hupfer nur den Rat geben, sich um Unterstützung des Entwicklungsministeriums zu bemühen. Die nächste Bewerbungsrunde beginnt gerade und dauert bis Ende Juni. Im August und November sollen weitere folgen.

Autor: Marcel Fürstenau

Redaktion: Klaus Ulrich