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Ende des Streits in Sicht

16. Januar 2003

- Unabhängige Experten überprüfen den Gesundheitszustand des vom Kriegsverbrechertribunal angeklagten kroatischen Generals Janko Bobetko

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Köln, 16.1.2003, DW-radio / Kroatisch, Gordana Simonovic

Im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY - MD) in Den Haag haben zwei niederländische Ärzte den wegen Kriegsverbrechen im Medak-Becken angeklagten kroatischen General Janko Bobetko in Zagreb untersucht und seine Krankenakte geprüft. Sie wollten überprüfen, ob der Gesundheitszustand des Generals tatsächlich - wie in Zagreb offiziell behauptet wird - eine Überstellung nach Den Haag nicht zulässt. Einzelheiten von Gordana Simonovic aus Zagreb:

Die Ärzte selbst wollten sich nach dem Termin nicht öffentlich äußern. Mijo Bergovac, Chef des kroatischen Ärzteteams, das Bobekto versorgt, erklärte, die Experten hätten zweieinhalb Stunden die Krankenakten studiert und auch mit allen sechs Ärzten des "Bobetko"-Teams gesprochen. "Danach haben wir gemeinsam den Kranken untersucht. General Bobetko hat die Untersuchung zugelassen und wir haben die Untersuchung durchgeführt. (...)"

Den Ärzten zufolge hat Bobetko die Untersuchung gut überstanden. Die niederländischen Ärzte werden ihren Bericht über den Gesundheitszustand von General Bobetko dem Kriegsverbrechertribunal voraussichtlich in zwei Wochen vorlegen. Es ist interessant, dass die selben Ärzte auch den ICTY-Angeklagten Mladen Naletelic Tuta untersucht und den Befunden der kroatischen Ärzte widersprochen hatten, worauf dieser nach Scheveningen ins Gefägnis gebracht wurde.

Unmittelbar vor dem Termin hatte Bobetkos Anwalt Boslijko Misetic erklärt, der General stimme dieser medizinischen Untersuchung durch die Experten des Amsterdamer Universitätsklinikzentrums zu und glaube, dass diese seinen schlechten Gesundheitszustand bestätigen werden. Misetic fügte aber sofort hinzu, dass General Bobetko jegliche Möglichkeit abgelehnt habe, die Ladung des Tribunals anzunehmen und sich zur Anklage zu äußern.

Auch die Regierung von Ministerpräsident Racan glaubt - so heißt es inoffiziell - dass die Amsterdamer Experten, ein Internist und ein Kardiologe, den schlechten Gesundheitszustand von General Bobetko, weswegen er nicht nach Den Haag überstellt werden könne, bestätigen werden, und dass damit ein Streit zwischen Kroatien und dem Haager Tribunal abgewendet wird. Durch den Fall Bobetko wie auch durch den Fall des flüchtigen Generals Ante Gotovina haben sich die Beziehungen zwischen Zagreb und dem Tribunal verschlechtert, aber auch die Beziehungen der internationalen Gemeinschaft zu Kroatien sind dadurch abgekühlt.

Nach wie vor fordert man von Kroatien die Auslieferung der zwei angeklagten Generäle. In diesem Sinne hat sich auch der amerikanische Diplomat Richard Prosper zu einem Besuch in Zagreb angemeldet. (md)