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Elon Musk und das deutsche "Tesla Kid"

Hardy Graupner ehl
14. April 2020

Ein 13-Jähriger dokumentiert mit seiner Drohne den Bau der Tesla-Fabrik in Brandenburg - ohne um Erlaubnis zu bitten. Er wird erwischt und ihm droht mächtig Ärger. Doch die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung.

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Tesla-Fan Silas Heineken mit seiner Drohne in Grünheide nahe des Gigafactorygeländes
Drohnenpilot HeinekenBild: Peer Heineken

Grünheide ist ein schöner Flecken in Brandenburg und kurz davor ein Hightech-Hotspot zu werden - mit entsprechendem Interesse weltweit. Denn dort, vor den Toren Berlins, entsteht die vierte sogenannte Gigafactory des Elektroauto-Bauers Tesla - der erste Standort in Europa, an dem Firmengründer Elon Musk elektrisch betriebene PKW und die dazu nötigen Batterien bauen will.

Ganz in der Nähe wohnt Familie Heineken. Sohn Silas ist begeistert von der Gigafactory, die in Grünheide errichtet wird. Eine Fabrik, wo eines Tages jährlich bis zu 500.000 Autos vom Band laufen sollen, um den Produkten der deutschen Traditionskonzerne Konkurrenz zu machen. Die Kombination aus Silas' Bewunderung für Musks zukunftsträchtiges Projekt und dem technischen Fortschritt im Allgemeinen hat dazu geführt, dass der 13-Jährige inzwischen selbst eine kleine Berühmtheit ist - zumindest in der weltweiten Tesla-Fangemeinde.

Drohnen und Drohungen

Grund für den Ruhm: Mit seiner Drohne hat Silas Heineken immer wieder hochauflösende Luftaufnahmen gemacht, die zeigen, was sich auf der Baustelle in Grünheide tut. Seine Videos verbreitet er unter dem Namen "Tesla Kid Grünheide" kostenlos auf diversen Kanälen.

Ende März, als er gerade wieder einmal seine Drohne am Grünheider Tesla-Gelände für einen neuen Flug startklar machte, wurde der Junge vom Wachpersonal der Baustelle gestoppt: Er verstoße gegen das Gesetz, sagten sie, und drohten damit, ihn anzuzeigen.

"Die Sicherheitsleute riefen dann auch die Polizei", erzählt Silas Heineken. "Als die Beamten ankamen, waren sie sehr viel netter zu mir. Sie sagten, es sei keine große Sache." Die Polizisten hätten dem Wachpersonal geraten, keine Anzeige zu erstatten, "erst recht", so Silas, "da eine Anzeige eh keine Folgen hätte, weil ich minderjährig bin."

Er sei sich keines Unrechts bewusst gewesen, sagt Heineken. Das Gelände der Gigafactory Grünheide sei weder zu einer Verbotszone für Drohnen erklärt worden, noch habe er Bestimmungen zum Schutz des regulären Luftverkehrs verletzt.

"Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte", sagt Silas' Vater Peer Heineken, ein passionierter Tesla-Fahrer. Es sei eine seltsame Situation gewesen, die sein Sohn aber alleine gemeistert habe: "Es schien nicht so, als brauche er Hilfe von außen", sagt Vater Heineken.

Okay von ganz oben

Anstatt sich von den Wachleuten einschüchtern zu lassen, ging Silas nach Hause und postete am selben Tag ein Video, in dem er seinen Followern erklärte, was ihm passiert war und warum es bis auf Weiteres keine neuen Filme geben würde.

"Ich habe dann noch einen Aufruf bei Twitter gestartet mit dem Link zu meinem Video", berichtet Silas. Die Sache sei richtig groß geworden, als andere Tesla-Fans seine Posts verlinkten und sogar die Frage an Elon Musk höchstpersönlich richteten "ob er erlaubt, dass ich weiter mit meiner Drohne in Grünheide drehe." Der Appell verhallte nicht ungehört: Musk retweetete Silas Post mit den Worten "Von mir aus".

Elon Musk
Tesla-Gründer Musk: "Von mir aus"Bild: Getty Images/W. McNamee

Silas war verständlicherweise aus dem Häuschen, als er das Okay von ganz oben bekam. Mit seinem Vater machte er eine Kopie von Musks Antwort, sammelte anderes Material und brachte es den Wachleuten an der Baustelle. Sie hatten bereits davon gehört, waren laut Heinekens Schilderung sehr viel freundlicher als zuvor, gratulierten Silas sogar zu seinem Erfolg. Silas und die Wachleute trafen eine Vereinbarung: Er darf weiter mit der Drohne filmen, setzt das Sicherheitspersonal jedoch vor jedem Dreh in Kenntnis.

Diskussionen pro und kontra Tesla

"Ich bin stolz auf meinen Sohn", sagt Peer Heineken: "Ich sehe, wie er die Ernte seines Langzeit-Interesses für Technik, das Internet, Drohnen und Videoschnitt einfährt - hier kam alles zusammen." Er sei froh, dass Silas sich mit etwas sinnvollem beschäftigt, statt sich einfach nur die Zeit zu vertreiben.

Peer und Silas Heineken
Tesla-Fans Peer und Silas Heineken: "Ich bin stolz auf meinen Sohn"Bild: DW/H. Graupner

Von Anfang an hatten Peer und Silas Heineken die Diskussionen unter Anwohnern verfolgt, ob die Gigafactory gut oder schlecht für die Region sein werde. Trotz einiger Vorbehalte wegen der Rodung von Bäumen auf dem Baugrund und des erwarteten hohen Wasserverbrauchs sind die Heinekens nach wie vor klar für das Projekt.

"Alles in allem glaube ich, dass Musk die Zukunft nach Grünweide holt", sagt Peer Heineken. Mit seinen Firmen und diversen Projekten sei der Tesla-Gründer einer der kreativsten Visionäre unserer Zeit: "Wir bekommen eine der fortschrittlichsten Fabriken der Welt, das ist eine echt spannende Sache."

Silas sagt, auch er sei seit dem Start für die Fabrik gewesen, "und das ist bis heute so". Er könne sich sogar vorstellen, sich eines Tages auf ein Praktikum bei Tesla zu bewerben. "Ich weiß noch nicht, was ich machen will, wenn ich erwachsen bin. Aber ich würde nicht ausschließen, in der Gigafactory zu arbeiten. Mal sehen."

So oder so ist es sehr gut möglich, dass die Tesla-Fangemeinde und vielleicht auch Elon Musk selbst in den kommenden Jahren noch viel von Silas Heineken hören werden.