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Zurück zur Normalität

25. August 2015

Obwohl die Kurse in China weiter fallen, haben sich die europäischen Börsen vom gestrigen Schock erholt. Vor allem wegen einer Zinserhöhung in China. Es wirkt fast als wäre nichts gewesen. Doch Zweifel bleiben.

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Deutschland Börse in Frankfurt am Main (Foto: REUTERS/Ralph Orlowski)
Bild: Reuters/R. Orlowski

Noch gestern bestimmte Panik das Handeln an den internationalen Börsen. Der deutsche Aktienindex Dax hatte in der Spitze mehr als sieben Prozent an einem Tag verloren. Heute wendete sich das Blatt - Händler und Investoren konnten wieder lachen. Es ist die Rede vom "Turnaround Tuesday". Zum Handelsschluss verbuchte der DAX einen Tagesgewinn von 4,97 Prozent. Auch an den Börsen in Paris, London und Mailand legten die Aktienkurse deutlich zu. Der EuroStoxx50 beinhaltet die führenden Aktien der Eurozone und machte am Dienstag ein Plus von 4,7 Prozent.

Gewinne trotz schlechter Vorzeichen

Die positive Richtung der Aktienkurse hatte sich bereits zum Handelsstart in Europa abgezeichnet. Grund dafür waren die noch verhältnismäßig geringen Verluste aus den USA aus der Montagnacht. Damit trotzten die Börsen den schlechten Vorgaben aus Asien. Dort verzeichnete der Leinindex, Shanghai Composite, am Dienstag ein abermaliges Minus von 7,6 Prozent. Die Börse in Shenzhen gab um etwas mehr als sieben Prozent nach. Auch die Börse in Tokio ging mit knapp minus vier Prozent aus dem Handel und erreichte damit ein Sechs-Monats-Tief.

Chinas Notenbank heizte ein

Nach dem Börsenschluss in Asien, kündigten Chinas Währungshüter auf ihrer Internetseite an, die Zinsen für Einlagen und Kredite jeweils um 0,25 Prozentpunkte zu senken. Der Zins für Einlagen bei der Zentralbank beträgt nun 1,75 Prozent, der für Kredite 4,60 Prozent. Gleichzeitig senkte die Notenbank den Mindestreservesatz - das Kapital, das Geschäftsbanken bei der Zentralbank hinterlegen müssen. Dieser Schritt kommt einer umfangreichen Geldspritze für die Wirtschaft gleich, weil mehr Geld für die Kreditvergabe zur Verfügung steht. Chinas Wachstumsrate bleibe "unter Druck", erklärte die Notenbank. Die jüngsten Maßnahmen sollten die Realwirtschaft dabei "unterstützen, sich weiter gut zu entwickeln". Die neuen geldpolitischen Maßnahmen waren angesichts der negativen Konjunkturdaten allgemein erwartet worden, um die Investoren zu beruhigen.

Direkte Reaktion

Die Entscheidung der chinesischen Zentralbank befeuerte dann am Mittag die europäischen Börsen. Der Dax stand am Ende sogar über der Schlussmarke des vergangenen Freitags (10.035) bei 10.128 Punkten. Die US-Börsen schlossen nach einem Höhenflug im Handelsverlauf jedoch wieder mit Verlusten. Der Dow-Jones-Index ging mit einem Minus von 1,3 Prozent aus dem Handel, der breiter gefasste S&P500 büßte ebenfalls 1,3 Prozent ein.

Damit ist klar, dass sich eine Rückkehr zur Börsennormalität wohl nicht abzeichnen wird. Experten blicken weiter mit Skepsis auf die Wirtschaftsleistung in China. Für das laufende Jahr geht Peking von einem Plus von etwa sieben Prozent aus, Beobachter fürchten aber, dass dies nicht erreicht wird.

Die Sorgen wegen China seien "sicher berechtigt", sagte der deutsche Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). "Das ist schon mehr als das Platzen einer Blase." Die Folgen für die deutsche Wirtschaft seien allerdings begrenzt. "Der Anteil Chinas an den Exporten Deutschlands liegt bei acht Prozent, der Anteil Europas über 40 Prozent." Ein großer Anteil des deutschen Exports gehe in die Länder der Eurozone. Weltweit wird die Lage in China aber weiterhin Einfluss auf die Kurse haben, sind sich Experten sicher.

nm/uh ( afp, dpa, rtr)