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Eine sozialistische Dynastie am Ende

Kay-Alexander Scholz20. Februar 2002

US-Präsident Bush hat Nordkorea als Teil einer "Achse des Bösen" bezeichnet. Die Weltöffentlichkeit weiß nur wenig über das asiatische Land.

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Der Schein trügtBild: AP

Kaum ein Land hat sich derart abgeschottet wie die Volksrepublik Nordkorea. Angaben über Bevölkerung, Soziales oder Wirtschaft werden verweigert – die meisten Zahlen beruhen auf Schätzungen internationaler Organisationen. Nordkorea ist ein Land, das man in keinem Reisebüro buchen kann. Direktflüge in die Hauptstadt Pjöngjang gehen nur über Peking.

In dem 23-Millionen-Land leben nur ein paar hunderte Ausländer. Für sie gilt die Grundregel, möglichst keine Kontakte zur Bevölkerung zu haben. Medien aus dem Ausland sind verboten. Journalisten beschreiben Pjöngjang als "die einzige Hauptstadt der Erde ohne Werbeplakate" (Harald Maass: "Frankfurter Rundschau" vom 2.2.02) oder vergleichen das Land mit "China am Ende der Kulturrevolution" (Petra Kolonko in "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 27.6.01).

Brüderlichkeit hat ihre Grenzen

Nach dem Ende des Koreakrieges 1953 machte sich Nordkorea einseitig abhängig von der Sowjetunion und China. Für eine kurze Zeit ging es mit der Wirtschaft gut voran – besser als im benachbarten Südkorea. Aus den sozialistischen Bruderländern kamen Rohstoffe, Fachkräfte und Geld. Nordkorea wurde zum Vorzeigestaat des Ostblocks und zum beliebten Reiseziel besonders von DDR-Bürgern.

Bis Ende der 80er konnte sich das System einigermaßen über Wasser halten.

Der Zusammenbruch des Ostblocks jedoch führte zum wirtschaftlichen Ruin der Volkswirtschaft. Für Moskau und Peking wurde der Handel mit dem boomenden Südkorea interessanter.

Kim Il Sung Statue in Pyongyang
Bild: AP

Das Land wird seit Mitte der 90er von schweren Hungersnöten heimgesucht. Die Zahl der Opfer wird auf bis zu drei Millionen geschätzt. Ein Drittel der Bevölkerung ist von Hilfslieferungen aus dem Ausland abhängig. Dabei wird die Arbeit von Hilfsorganisationen wie "Cap Anamur" oder "Ärzte ohne Grenzen" alles andere als gefördert: Transporte müssen vom Militär genehmigt werden, die Verwendung der Spenden kann kaum überwacht werden. Es fehlt neben Lebensmitteln auch an Medikamenten und Seife – die hygienischen Bedingungen besonders in der Provinz sind katastrophal.

Seit Mitte 2000 öffnet sich Nordkorea zögerlich. Auch zu Deutschland wurden offizielle diplomatische Beziehungen aufgenommen. Erste Kooperationen mit südkoreanischen Firmen wurden auf den Weg gebracht.

Von der sozialistischen Ideologie zur Religion

Das Land leidet unter einer strengen Diktatur. Von 1948 bis 1994 regierte Kim Il Sung, auf den das gesamte Leben des Landes zugeschnitten war.

Unterernährtes Kind in Nord Korea
North Korean child with fly on face at nursery, Huichon, Chagang province, North Korea, video stillBild: AP

Der Personenkult um den "Großen Führer" hat einzigartige Ausmaße angenommen: 1997 wurde eine neue Zeitrechnung eingeführt – wie in den alten asiatischen Dynastien. Der neue Kalender beginnt 1912, dem Geburtsjahr Kim Il Sungs.

Sein Sohn, Kim Jong Il, ist de facto Staatschef im Land. Der Titel "Präsident" aber bleibt seinem verstorbenem Vater vorbehalten.

Ab dem zwölftem Lebensjahr müssen alle Nordkoreaner einen Anstecker mit dem Bildnis des Staatsoberhauptes an der Jacke tragen.

Der "Schurkenstaat"

Nordkorea ist eines der höchstgerüsteten Länder Asiens. Offiziell befindet sich das Land noch immer im Krieg mit Südkorea.

1993 kündigte Nordkorea den Atomwaffensperrvertrag. Experten vermuten, dass Nordkorea Handel mit Raketentechnologie und Atommaterial betreibt. Das Regime weigert sich, Atominspekteure ins Land zu lassen. Mehr dazu im Artikel "Nordkorea und der Atomwaffensperrvertrag".