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Eike Schmidt: "Die Uffizien sind ein riesiger Magnet"

Stefan Dege19. August 2015

Als erster Nichtitaliener leitet ein deutscher Kunsthistoriker die Uffizien in Florenz. Und auch wenn es viel zu verändern gibt, freut sich Eike Schmidt darauf, frischen Wind in das berühmte Museum zu bringen.

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Eike Schmidt Kunsthistoriker
Bild: picture-alliance/dpa/Dan Dennehy

Herr Schmidt, was zieht Sie von Amerika nach Italien? Was hat Sie mehr gereizt, der Karrieresprung, oder zurück zur Wiege der Renaissance zu ziehen?

Eike Schmidt: Beides. Ich bin ja schon in den 90er Jahren in Florenz gewesen – für sieben Jahre. Ich habe dort am Deutschen Kunsthistorischen Institut für meine Doktorarbeit geforscht. Und seitdem bin ich immer wieder nach Florenz zurückgekehrt. Man kommt immer zurück als Kunsthistoriker zur Wiege der Kultur, der Renaissance, auch des Barock und des Neoklassizismus. Das (lacht) ist wie ein riesiger Magnet. Gleichzeitig ist es für mich eine große Herausforderung, eines der bekanntesten und bedeutendsten Museen der Welt zu führen. Das ist etwas, was einen nicht nur als Kunsthistoriker reizt, sondern auch als Kulturmanager.

Ein Deutscher in dieser uritalienischen Institution – was heißt das für Sie?

Ich liebe Florenz. Es ist aber tatsächlich das erste Mal, dass ein Nicht-Italiener Direktor der Uffizien ist. Selbst im 18. Jahrhundert, als die Habsburg-Lothringer das Großherzogtum Toskana regiert haben, selbst damals waren die frühen Direktoren der Uffizien immer Italiener – nicht Österreicher (lacht). Das heißt, das ist tatsächlich ein Novum. Und dem werde ich mich natürlich stellen müssen.

Sie waren Kurator u. a. an der National Gallery of Art in Washington, im Paul Getty Museum in Los Angeles. Auch für ein Auktionshaus in London haben Sie gearbeitet. Haben Sie durch Ihre Internationalität die Auswahljury überzeugt?

Ich denke, dass meine internationale Erfahrung ganz bestimmt ein wichtiger Faktor ist. Aber kombiniert eben auch mit meinen Kontakten nach Florenz, meiner Kenntnis des italienischen Systems. Es war sicherlich die Kombination von beidem. Die internationale Perspektive bringe ich mit. Ich weiß, wie bestimmte Dinge in bestimmten Ländern gehandhabt werden, auch in den Vereinigten Staaten. Das wird sicherlich sehr nützlich sein für die Uffizien in Florenz.

Verbinden Sie mit Ihrer Verpflichtung auch die Hoffnung, den verstaubten Laden in Schwung zu bringen? Oder dass Sie als Museumsmanager neue Geldquellen erschließen?

In Schwung sind die Uffizien: Wir haben zwei Millionen Besucher im Jahr und auch an Ausstellungen mangelt es nicht. Es geht vielmehr darum, die Massen zu bewältigen und neue Geldquellen zu erschließen und die Programme international auszurichten. Die Besucherschaft der Uffizien ist sehr international. Ein Großteil kommt aus ganz verschienden Ländern und hat andere Erwartungen als etwa ein Florentiner, der die Uffizien seit seiner Schulzeit kennt.

Wie soll denn mehr Geld in die Kassen der Uffizien kommen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: zum einen über private Sponsoring, zum anderen über die staatlichen Quellen. Und es gibt das Programm einer stärkeren Budgetautonomie, so dass die Einnahmen aus Verkäufen von Tickets in die Uffizien zurückfließen und nicht erst in einen großen Pool und von dort weiterverteilt werden. Das geht nicht über Nacht. Das ist Teil einer großen Museumsreform, die nicht nur die Uffizien betrifft, sondern die gesamte Museumslandschaft Italiens. Da muss man sich unter den Museen und mit dem Staat abstimmen. Selbstverständlich gehört privates Sponsoring dazu.

Kein anderes Land hat diese Dichte von Kunstschätzen wie Italien. Gleichzeitig steht die italienische Staatskultur vor dem Bankrott. Muss Italien mehr für den Erhalt seiner Kulturgüter tun?

Selbstverständlich müssen alle Länder das tun. Immerhin ist Italien die drittgrößte Wirtschaft des europäischen Kontinents. Entgegen aller Unkenrufe ist Italien sehr stark, vor allem in seiner Kultur. Selbst im kleinsten Dorf befinden sich hochbedeutende Kunstwerke. Das führt zu hohen finanziellen Anforderungen, sie zu erhalten. Gleichzeitig gibt es in Italien einen großen Kulturtourismus…

Die Möglichkeiten, diesen Kulturtourismus zu Geld zu machen, ist noch nicht ausgeschöpft?

Der ist sicherlich noch nicht ausgeschöpft.

Was wird Ihre erste Amtshandlung in Florenz sein?

Das weiß ich noch nicht, nicht einmal, wann genau ich anfangen werde, vermutlich aber im Oktober. Vorher möchte ich aber noch ein paar Dinge in Minneapolis abschließen.