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Droht Totilas das Karriereende?

14. August 2015

Totilas und Matthias Rath steigen nach der Heim-Schlappe aus der Dressur-EM aus. Der Hengst ist nicht fit, nach der Ursache wird gesucht. Das Pferd steht möglicherweise vor dem endgültigen Aus.

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Reit-EM 2015 Matthias Rath auf Totilas (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Ist das Wunderpferd Totilas am Ende seiner Karriere? Am Tag nach der herben Heim-Schlappe der deutschen Dressurreiter bei der EM in Aachen verkündete Equipechef Klaus Roeser am Freitag das schon nicht mehr überraschende Aus des Millionen-Hengstes und seines Reiters Matthias Rath aus gesundheitlichen Gründen - und leitete damit womöglich Totilas' Abschied vom Turniersport ein. "Wir haben zum Wohle des Pferdes entschieden, auf einen weiteren Start von Totilas zu verzichten", sagte Roeser. Einen Tag zuvor hatte Rath auf dem mittlerweile 15 Jahre alten Rappen mit dem deutschen Team die angestrebte Goldmedaille verpasst und sich hinter dem neuen Europameister Niederlande und Großbritannien nur mit Bronze begnügen müssen. Schon nach seinem Ritt waren erste Zweifel an der Fitness des einstigen Wunderpferdes aufgetaucht. Totilas zeigte am hinteren linken Bein bei einigen Lektionen Auffälligkeiten.

Schon am Dienstag hatte es Diskussionen über die Verfassung des Hengstes gegeben, am Ende bestand das Tier aber den Gesundheitstest. Nach der Videoanalyse des Rittes in der Nacht sprach Roeser von "Taktunreinheiten", deren Ursachen gefunden werden müssten. "Es sind äußerlich keine Beeinträchtigungen festzustellen. Das Bein ist weder etwas dick noch etwas heiß", betonte er. Das Pferd wurde dennoch in eine Tierklinik gebracht, um genauer untersucht zu werden.

Abschied für immer?

Der Abschied von der CHIO-Anlage in Aachen könnte für Totilas ein Abschied für immer vom großen Turniersport gewesen sein. "Ohne zu wissen, was die Ursache ist, wäre es dem Pferd, dem Reiter und allen Beteiligten gegenüber ungerecht, sich über die Zukunft zu äußern", sagte Roeser zwar. Doch kaum jemand rechnet ernsthaft damit, dass das mit geschätzten zehn Milllionen Euro teuerste Dressur-Pferd noch bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio durchhält. Das seit 2010 dauernde und stets kritisch beäugte Projekt Rath/Totilas endet wohl ohne einen internationalen Titel. Der Hengst ist zu anfällig, seine Krankenakte der vergangenen Jahre um einiges dicker als seine Erfolgsbilanz. Und mittlerweile ist er auch zu alt.

Reit-EM 2015 Matthias Rath beim Ritt aus dem Stadion (Foto: dpa)
Kehren Rath und Totilas noch einmal zurück?Bild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Die EM in Aachen war das erste Championat seit vier Jahren für das Paar und der erste Auftritt nach einjähriger Verletzungspause seit seinem Sieg beim CHIO an gleicher Stelle. Erst im Juli in Hagen lieferten Rath und sein Hengst den Nachweis für ihre EM-Tauglichkeit. Nun bleibt die Frage, ob die Teamleitung auf ein angeschlagenes Pferd gesetzt hat, um mit allen Mitteln das kurzfristige Ziel EM-Gold zu erreichen. "Wir müssen uns der Diskussion stellen", sagte Roeser, verteidigte aber die Nominierung von Totilas: "Nach den guten Ergebnissen in Hagen gab es keine Zweifel, das zu tun. Alles andere werden wir nachher intern diskutieren." Auf der Agenda wird dann auch der interne Sichtungsweg stehen. "Das ist für uns ein Lernprozess gewesen", sagte Roeser, der auch Vorsitzender des Dressurausschusses ist. "Wir werden unsere Lehre ziehen."

Bröring-Sprehe mit Medaillenchancen

Raths Teamkollegin Kristina Bröring-Sprehe hat mit Desperados in Aachen am Samstag im Grand Prix Special und am Sonntag in der Kür als einzige deutsche Dressurreiterin noch Medaillenchancen. Davon sind Jessica von Bredow-Werndl mit Unee und die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth mit Don Johnson weit entfernt. Die 46-jährige Werth hat immerhin in Bella Rose noch ein Top-Pferd für Rio im Stall. In Aachen fehlte die junge Stute verletzt. Dahinter sind Top-Paare in der einstmals dominierenden Dressur-Nation Deutschland rar. "Wir sehen uns sehr gut aufgestellt", versicherte dennoch Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. "Es ist alles näher beisammen. Wir sind das nächste Jahr wieder da." Einer wird dann aber wohl fehlen: Totilas.

asz/sn (dpa)