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Politik

Fall Peggy: DNA von NSU-Terrorist gefunden

13. Oktober 2016

Ermittler haben am Fundort des ermordeten Mädchens Peggy Gen-Spuren des NSU-Mitglieds Uwe Böhnhardt gefunden.​ Dies bestätigten Behörden in Bayern. Die Hintergründe sind noch unklar. ​​ ​

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Bildkombo Peggy Kobloch / Uwe Böhnhardt
Bild: picture-alliance/dpa/BKA

Fall Peggy: DNA von NSU-Terrorist gefunden

Der Fall Peggy wird immer mysteriöser: Am Fundort der sterblichen Überreste der Neunjährigen sind DNA-Spuren des NSU-Mitglieds Uwe Böhnhardt gefunden worden. Das teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth mit. Sie bestätigten damit entsprechende Meldungen von "Bild"-Zeitung und Bayerischem Rundfunk. Wie die Behörden weiter mitteilten, waren im Rahmen der Spurensuche am Fundort zahlreiche Spurenträger sichergestellt worden, die derzeit untersucht werden. Hierbei wurde DNA festgestellt, die Uwe Böhnhardt zuzuordnen ist. An einem Stofffetzen, kaum größer als ein kleiner Fingernagel, der unter der Leiche gefunden wurde, haftete demnach genetisches Material von Böhnhardt. In welchem Zusammenhang diese DNA-Spur gesetzt wurde, wo sie entstanden ist und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy K. steht, bedarf weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen, die derzeit geführt werden und ganz am Anfang stehen, so die Erklärung der Behörden.

Peggy war 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Im vergangenen Juli wurde in einem Waldstück in Thüringen ein Skelett gefunden, das Ermittler ihr zuordneten. Seit dem Knochenfund waren rund 200 Hinweise eingegangen. Eine heiße Spur sei aber bislang nicht darunter, hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel jüngst berichtet. Erkenntnisse vom Fundort der Skelettteile würden auch mit früheren Ermittlungen abgeglichen.

15 Jahre lang vermisst

Peggys Verschwinden ist einer der größten ungelösten Kriminalfälle in Bayern. Die neunjährige Schülerin aus Lichtenberg (Landkreis Hof) war aus dem Unterricht nicht nach Hause gekommen. Wochenlange Suchaktionen blieben erfolglos. Erst Anfang Juli 2016 - also mehr als 15 Jahre später - fand ein Pilzsammler in einem Wald im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Oberfranken Knochen von Peggy. Das Skelett des Kindes ist nach Angaben der Polizei unvollständig. Zudem fehlen Kleidungsstücke des Mädchens und der Schulranzen. 

Deutschland NSU-Prozess: Zschäpe meldet sich zum ersten Mal zu Wort
Beate Zschäpe gehörte mit zum NSU und steht in München vor GerichtBild: dpa

Der Terror-Trio des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) wird für eine Mordserie mit zehn Toten verantwortlich gemacht, außerdem für zwei Bombenanschläge. Die Opfer waren vorwiegend Migranten sowie eine Polizistin. Neben Böhnhardt gehörten dem NSU Uwe Mundlos sowie Beate Zschäpe an, die derzeit in München vor Gericht steht. 

2011 hatte Mundlos, als ihnen die Polizei auf der Spur war, nach dem bisherigen Ermittlungsstand offensichtlich Böhnhardt erschossen, ihren Wohnwagen in Brand gesetzt und sich dann selbst getötet. In dem Wagen wurde auch Spielzeug gefunden. Über mögliche Zusammenhänge zwischen dem NSU und dem Mordfall Peggy war bisher nichts bekannt.

NSU-Prozess: Nebenklage will neue Beweisaufnahme

Einer der Anwälte der NSU-Opfer-Familien will jetzt auf einem Computer des NSU nach Kinderpornos suchen lassen. Die Untersuchungen sollen Einzelheiten über Kinderporno-Dateien auf einem NSU-Computer hervorbringen, sagte Mehmet Daimagüler der Nachrichtenagentur dpa. Er ist ein Vertreter der Nebenklage. Im Brandschutt der Fluchtwohnung des NSU-Trios in Zwickau war ein Datenträger mit Kinderporno-Material gefunden worden. Man müsse herausfinden, "wer Kenntnis hatte und wer es darauf geladen hat - Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos, Beate Zschäpe oder alle drei".

Abgeordnete entsetzt

Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses reagierten entsetzt auf die Nachricht vom Fund der DNA-Spuren. Sie verwiesen auch darauf, dass die Herkunft des in dem Wohnwagen gefundenen Spielzeugs bis heute unklar ist. Die Linke-Obfrau des Ausschusses, Katharina König, gab zu bedenken, es sei fraglich, ob der Münchner NSU-Prozess gegen Zschäpe so weitergehen könne wie bisher. 

In dem Wohnmobil waren unter anderem Kinderschuhe gefunden worden. In dem ausgebrannten Fahrzeug waren am 4. November 2011 in Eisenach die Leichen von Mundlos und Böhnhardt gefunden worden. Zschäpe stellte sich kurz darauf der Polizei in Jena. 

sc/uh (afp, dpa, ard)