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Die Stadt der Zukunft

25. Februar 2013

Zu Gast im Studio der Architekt Jan Kleihues.

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DW:

Herr Kleihues, eine der Zukunftsvisionen von Stadtplanern ist eine ganze Kleinstadt in einem einzigen Hochhaus unter zu bringen. Ist das die Lösung für die Zukunft?

JK:
Zunächst einmal finde ich die Idee an sich großartig. Auch, dass man sich darüber Gedanken macht, wie man so eine Stadt bauen könnte ist ein wichtiger Aspekt. Ich würde aber lieber in einer normalen Stadt wohnen, als in einer solchen Hochhaus-Stadt.

Sie würden also lieber in einer Stadt wohnen, die auf breiter Fläche gebaut ist?

JK:

Ich würde gerne in einer europäischen Stadt wohnen. Berlin, London, Paris sind für mich Städte, die für mich Lebensqualität haben. Das hat zu tun mit der gesunden Mischung, mit einer gesunden Dichte. Mit Mischung meine ich Nutzungsmischung: Wohnen, Büros, Einzelhandel, Kultur und so weiter.

Sie meinen, dass wir dort Geschäfte und Kulturangebote haben und aber auch dort wohnen können?

JK:
Ja. Heute früh bin ich Brötchen holen gegangen und habe an unser bevorstehendes Gespräch gedacht. Ich habe gedacht, dass ist die Art von Stadt, die ich liebe. Ich will auf die Straße gehen und Menschen treffen und ich will nicht im Lift stehen.

Sie wollen das Leben auf der Straße genießen, kurze Wege haben?

JK:
Richtig.

Was wäre ein anderer städteplanerischer Aspekt, der im Vordergrund stehen müsste, wenn man eine Stadt der Zukunft entwirft.

JK:
Ich würde es gar nicht Stadt der Zukunft nennen. Sondern ich würde fragen, wie wollen wir in Zukunft wohnen. Ich denke, es ist sehr gesund, auch für die Umwelt, dass es eine Verdichtung in den Städten gibt. Dass wir nicht mehr lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, sondern dass wir uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen, insgesamt kurze Wege haben. Aber bitte in einer Stadt wie die europäische Stadt des 19. Jahrhunderts. Wir haben eine gesunde Mischung aus guten Straßenprofilen, wir haben Plätze, wir haben ein Angebot an Grünflächen und wir haben Kultur oder auch den Einzelhandel.

Aber bei den älteren Städten war es häufig so: es gibt einen Stadtkern und dort ballt sich dann alles. Das wird künftig bald nicht mehr möglich sein. Müsste man dann konsequenterweise sagen, wir brauchen eine Stadt mit vielen verschiedenen Zentren.

JK:
Schauen wir auf das Beispiel Berlin. In Berlin gibt es kulturelle Zentren und es gibt andere Zentren. Ich glaube, so müsste man auch die neuen Städte - wenn man denn neue planen würde - aufbauen. Ansonsten wird das Ganze konterkariert. Wenn alle wieder in das Zentrum fahren wollen, dann habe ich wieder das gleiche Problem. Das heißt, es müssen infrastrukturelle Zentren geschaffen werden, aber eben auch kulturelle Zentrum.

Könnte man so ein Konzept - in Berlin oder in London gibt es das ja schon - einfach auf andere Gegenden mit einem ganz anderen Klima übertragen?

JK:

Natürlich. Wir sehen ja auch, dass die klimatischen Einflüsse durchaus Folgen haben, was die Bebauung angeht. Zum Beispiel die italienische Stadt Bolognia mit den endlosen Kolonnaden. Das hat etwas zu tun mit dem Klima. Da spielt die Sonne eine wichtige Rolle. Wir haben die Kolonnaden auch in Deutschland, in Münster. Dort hat es allerdings weniger mit Sonne, als mit Regen zu tun. Das Bauen reagiert auf die Geschichte.


Bei der Stadt der Zukunft müssen wir also sehr genau hinschauen, wo wir sie bauen und unter welchen Klimabedingungen wir sie bauen.

JK:
Richtig! Und wir können aus der Vergangenheit viele Sachen abgucken.

(Interview: Maria Grunwald)