Die Macht der Stühle
Ob Papstthron oder Schaukelstuhl, ein Blick in die Geschichte zeigt: Wer auf dem richtigen Stuhl sitzt, hat Macht. Ein Blick auf die Mächtigen und ihre Sitzgelegenheiten.
In königlicher Pose
Emmanuel Macron ist zwar überzeugter Demokrat und demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt einer Republik. Dennoch ähnelt dieses Bild von seiner Amtseinführung eher einer Krönungszeremonie. Es zeigt, welche Bedeutung der klassische Thronsessel für die Inszenierung der Politik noch bis heute hat.
Der Heilige Stuhl
Im Mittelalter war der Mann auf diesem Sitz oft mächtiger als die Kaiser und Könige. Als geistliches Oberhaupt von knapp 1,3 Milliarden Menschen ist der Papst noch heute einer der einflussreichsten Männer der Welt. Auf diesem Thron nahm Johannes Paul II. bei einem Besuch im kroatischen Zagreb im Jahr 1994 Platz. Derzeit ist er Teil der Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein.
Macht auch ohne Thron
Muammar al-Gaddafi, der ehemalige Herrscher Libyens, war für seine Extravaganz berühmt und galt jahrzehntelang als einer der mächtigsten Männer Afrikas. Auf Auslandsreisen musste allerdings auch er ab und zu auf Luxus verzichten. Bei einem Treffen mit dem Tansanischen Präsidenten im Rahmen eines Gipfeltreffens der Afrikanischen Union 2010 in Uganda musste er mit einem Plastikstuhl vorliebnehmen.
Elitäres Relaxen
Ende des 19. Jahrhunderts kamen in den USA bequeme, verstellbare Sitzmöglichkeiten in Mode. Doch wer entspannen wollte, musste sich das auch leisten können. Schaukelstühle wie dieser von George Wilson blieben vorerst ein Privileg des wohlhabenden Bürgertums. Bestimmte Stühle waren also auch zu Beginn der Neuzeit ein Zeichen von Macht und Einfluss.
Die großen Fünf
Auf den ersten Blick sehen die kreisförmig angeordneten blauen Sitzgelegenheiten recht einfach aus. Doch wenn hier der UN-Sicherheitsrat tagt, nehmen darauf Vertreter der mächtigsten Staaten der Welt Platz. Besonders die fünf ständigen Mitglieder mit Vetorecht bestimmen das Weltgeschehen: China, Russland, USA, Frankreich und Großbritannien.
007 mag es weich
Auch ein Superagent muss mal sitzen. Am besten auf einem von Mies van der Rohes "Barcelona-Sesseln" (auch "MR90" genannt). Der deutsch-amerikanische Architekt hatte diesen komfortablen Vierbeiner für den deutschen Pavillon bei der Weltausstellung 1929 in der katalanischen Hauptstadt kreiert. Knapp 80 Jahre später sitzt Daniel Craig alias James Bond in "Casino Royale" immer noch gerne darauf.
Frauen an die Macht
Seit der Antike saßen nur wenige Frauen auf den Stühlen der Macht. Das ist heute zum Glück anders - auch wenn von Gleichberechtigung noch lange keine Rede sein kann. Hier diskutieren Bundeskanzlerin Merkel, IWF-Chefin Christine Lagarde und Ivanka Trump (v.r.n.l.), Tochter und Beraterin des amtierenden US-Präsidenten, 2017 auf dem W20-Gipfel in Berlin.
Symbol einer Tragödie
Dieses Kunstwerk des mosambikanischen Designers Gonçalo Mabunda trägt den ungewöhnlichen Namen "www.crise.com". Mit seinem Thron aus recycelten Waffen möchte er aber nicht auf eine Webseite, sondern auf die Opfer des Bürgerkriegs (1975-1992) in seinem Heimatland aufmerksam machen. Besonders die mächtigen Clanchefs nimmt er in die Verantwortung für die bis zu 900.000 Opfer von Gewalt und Hunger.
Sport, Macht, Geld
Düster mutet dieses Bild des FIFA-Exekutivkomitees in Zürich an. Das passt zu den unzähligen Korruptionsskandalen, die das höchste Gremium des Weltfußballverbands in den vergangenen Jahren erschütterten. 2016 wurde es aufgelöst und durch den FIFA-Rat ersetzt. Die Macht der Männer und Frauen in den schwarzen Ledersesseln wird das aber wohl kaum beschnitten haben.