Kindersoldatinnen
28. Januar 2007"Erst haben sie gegessen und getrunken, und dann haben sie dich rufen lassen. Es waren so viele. Es war so schmerzhaft... Wenn du dich geweigert hast, haben sie dich mit Stöcken verprügelt... Sie hatten alle Sex mit mir… Ein Mann ist gekommen, dann noch einer und noch einer... Sie sagten, wenn man wegläuft, wird man umgebracht”, erzählt ein burundisches Mädchen, das mit 13 Jahren von einer bewaffneten Gruppe in Burundi verschleppt wurde. (Weltreport 2004 – Kindersoldaten)
Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist in Afrika nicht selbstverständlich. Doch wenn es um den Krieg geht, machen Rebellenführer keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, dort müssen Mädchen und Jungen gleichermaßen kämpfen.
Ein Drittel der Kindersoldaten sind Mädchen. Vor allem in Rebellentruppen sind sie weiteren Belastungen ausgesetzt: sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.
Mädchen werden zwangsverheiratet oder als Sexsklavinnen missbraucht. “Häufig treten ungewollte Schwangerschaften in einem Alter auf, wo die Mädchen selbst noch Kinder sind”, berichtet Marja Golombeck von der Aktion Weißes Friedensband.
Aufarbeitung der Vergangenheit
Auch Hope, ein Mädchen aus Uganda, musste im Sudan bei der Lord’s Resistance Army (LRA) diese Erfahrung machen. Durch unzählige Vergewaltigungen der Soldaten und des Rebellenführers wurde sie schwanger. Doch ihr gelang die Flucht aus der Armee und sie wurde in einem Rehabilitationslager aufgenommen. Heute lebt Hope mit ihrer Tochter in Norduganda. Um ihre Erfahrungen verarbeiten zu können, hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben, Sie wurde in dem Buch “Das Mädchen und der Krieg” veröffentlicht.Senait Mehari wurde mit sechs Jahren von ihrem Vater zur Rebellenarmee ELF (Eritrean Liberation Front) gebracht. Im Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea wurde sie fast von einer Granate zerfetzt, doch ihr und ihren beiden älteren Schwestern gelang die Flucht. Noch heute hat Senait mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. “Die Erinnerungen klebten an mir fest wie Gummi”, schreibt sie in ihrem Buch “Feuerherz”. Viel Arbeit habe es sie gekostet, über das Erlebte aus ihrer Kindheit und frühen Jugend hinwegzukommen. Doch ganz vergessen kann sie nicht. Immer wieder tauchen Bilder aus der Zeit bei der ELF in ihren Träumen auf.
Auch China Keitetsi hat ihre Erfahrungen als Kindersoldatin in einem Buch veröffentlicht. “Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr” heißt es in der Geschichte der achtjährigen China, die von Zuhause vor ihrem gewalttätigen Vater weglief und in ein Rekrutierungslager der ugandischen Widerstandsarmee NRA (National Resistance Army) geriet. Sie lernte schießen und töten, musste unzählige Vergewaltigungen über sich ergehen lassen und wurde schwanger. Trotz aller Grausamkeiten sah sie in der Armee eine Art Ersatzfamilie. Im Alter von 19 Jahren begann sie zu verstehen, was mit ihr geschah, und floh aus der NRA. Doch die Angst begleitet sie bis heute. “Das Schreiben hat mir geholfen, mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden”, sagt sie. Doch es habe ihr auch klar gemacht, dass nicht nur sie Hilfe brauche. Denn für 250.000 andere Kindersoldaten auf der Welt ist ihr Alptraum noch heute bittere Realität.
Sönke C. Weiss – Das Mädchen und der Krieg
Gebundene Ausgabe: 141 Seiten
Verlag: Brendow; Auflage: 1 (September 2006)
ISBN-10: 3865061494
ISBN-13: 978-3865061492
Preis: 12,90€
Senait G. Mehari - Feuerherz
Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Droemer/Knaur (November 2005)
ISBN-10: 3426778351
ISBN-13: 978-3426778357
Preis: 8,95€
China Keitetsi – Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr
Broschiert: 317 Seiten
Verlag: Ullstein Tb; Auflage: 1 (Dezember 2003)
ISBN-10: 3548364810
ISBN-13: 978-3548364810
Preis: 8,95€
Annika Einsle, Ina Ochsenreiter und Laura Schade, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt