Rehabilitation
28. Januar 2007Selbst wenn Kindersoldaten die Flucht aus einer bewaffneten Gruppe gelingt oder sie von der regulären Armee aufgegriffen und an Rehabilitationsprogramme übergeben werden, finden sie meist nur schwer wieder ins Leben zurück. “Kinder, die in Krieg und Gewalt aufgewachsen sind, lösen Konflikte nur mit Gewalt, da sie nichts anderes gelernt haben”, gibt Marja Golombeck von der Aktion Weißes Friendensband zu bedenken. In der Armee gehe es immer nur darum, anderen Schaden zuzufügen, um nicht selbst sterben zu müssen. “Die permanente Angst zerstört alles Kindliche und Menschliche in ihnen.” In einem Flüchtlingscamp im Norden Ugandas sterben jeden Tag Kinder, weil Konflikte zwischen ihnen eskalieren und sie sich gegenseitig umbringen. Der Grad der Verrohung durch die traumatisierenden Erlebnisse bei den Rebellengruppen sei laut Golombeck so hoch, dass sie nicht mehr anders handeln können.
Rituale für das Vergessen
Auch Pater Anthony Kimbowa Kibira von den Comboni-Missionaren kennt die Schwierigkeiten einer Resozialisierung. Er wurde in Uganda geboren; 2004 schloss er in Innsbruck sein Theologiestudium ab. Nach seiner Priesterweihe im August 2005 wurde Kibira in ein Rehabilitationscamp im Norden Ugandas eingeladen, um an einem Hilfsprojekt der katholischen Kirche mitzuarbeiten. Dort hat er miterlebt, wie schwer es ist, ehemalige Kindersoldaten wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Doch es ist nicht ganz unmöglich: Nachgespielte Kriegssituationen helfen den Kindern, das Erlebte besser verarbeiten zu können. Rituale, wie das Verbrennen der alten Kleidung, sollen die Spuren der Vergangenheit beseitigen. Erst dann sei es ihnen möglich, wieder nach vorne zu schauen und ein neues Leben fern der Armee aufzubauen.
Ina Ochsenreiter, Annika Einsle und Laura Schade, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt