1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die fehlerhafte Programmierung des Alexander Zverev

25. April 2019

Bislang ging es nur aufwärts bei Tennisprofi Alexander Zverev. Nun durchläuft er seine erste Krise. Trainer Ivan Lendl kann ihm aus kuriosem Grund nicht helfen. Dabei hat der 22-Jährige eine Menge zu verlieren.

https://p.dw.com/p/3HOnD
Spanien Barcelona -  Alexander Zverev während dem Spiel gegen Nicolas Jarry
Bild: Imago Images/ZUMA Press/J. Valls

Alexander Zverev wirkte geschockt, frustriert, überrascht von sich selbst. Gerade hatte er wieder ein Match verloren. Gegen Nicholas Jarry, einem 23 Jahre alten Chilenen, der derzeit Platz 81 in der Weltrangliste belegt. Einen Matchball hatte Zverev nicht genutzt, am Ende war für ihn in der zweiten Runde beim Turnier in Barcelona schon wieder Schluss. In der ersten Runde hatte er ein Freilos.

Zverev wirkte leer, ausgebrannt, als er vom Netz zu seiner Tasche schlurfte und dann mit gesenktem Kopf den Platz verließ. Wo waren seine krachenden Aufschläge geblieben? Wo seine druckvolle Rückhand, die schon so manchem Gegner den Zahn gezogen hatte. Wo waren seine Ideen, sein Spielwitz?

Schlechtes Level

Alle diese Fragen schien sich der 22-Jährige in diesen Momenten zu stellen. Und es ist nicht das erste Turnier in diesem Jahr, bei dem Zverev diesen Eindruck hinterließ. Zverev wirkt derzeit eher wie ein Tennis-Roboter, der unter einer fehlerhaften Programmierung leidet. "Ich habe einfach schlecht gespielt. Das ist kein Geheimnis. Das Tennis war sehr schlechtes Level. Die meisten Punkte, die ich gewann, waren leichte Fehler von ihm", räumte der Weltranglistendritte nach dem Match ein.

Dieses Problem hatte Zverev auch zuletzt schon bei den Turnieren in Melbourne, Miami, Indian Wells, Marrakesch und Monte Carlo in unterschiedlicher Ausprägung. Vollends überzeugen konnte er bei jedem dieser Wettkämpfe allerdings nie. Einziger Lichtblick war das Turnier in Acapulco, wo Zverev das Finale erreichte und gegen den Australier Nick Kyrgios unterlag.

Ihn hatte eine Erkrankung geplagt, bei der er rund acht Kilo Gewicht verlor. "Das ist bei meinem Körper schon sehr viel", sagte Zverev. Gewicht, dass er sich durch zusätzliche Muskelmasse mit hartem Aufbautraining erst draufgeschafft hatte. Und dieser Substanzverlust macht ihm offenbar härter zu schaffen, als er selbst es erahnt hätte. "Ich bin in einem Loch, und ich weiß nicht, wie ich da rauskomme", räumte Zverev dann auch ungewöhnlich offen in Barcelona ein.

Trainer Lendl kann nicht helfen

Dieser sonst so selbstbewusste junge Mann, dessen große Selbstüberzeugung ihn überhaupt erst in diese Spitzenposition gebracht hatte, durchläuft die erste Krise seiner noch jungen Karriere. Nichts Ungewöhnliches für einen jungen Profi. Aber er muss erst lernen, damit umzugehen. Bislang ging es für ihn immer nur nach oben. 

Fünf der letzten acht Matches gingen an die Gegner. Eine Bilanz, die für einen Top-Drei-Spieler alles andere als ein Erfolgsmodell ist. Und sein Trainer, Ivan Lendl, kann ihm derzeit nicht helfen, weil er Europa zu dieser Jahreszeit aufgrund seiner Allergien und des intensiven Pollenfluges meidet, wie der 59-Jährige der "Sport Bild" verriet.  

Irgendwie rauskommen

Eigentlich kommt jede Krise ungünstig. Der Zeitpunkt dieser ungewöhnlichen Fehlbarkeit fällt allerdings in eine Phase, in der Zverev sehr viel zu verlieren hat. Jetzt kommen die Turniere, in denen er im vergangenen Jahr die Grundlage für seinen kometenhaften Aufstieg gelegt hatte. Bei den hochdotierten Turnieren in Madrid und Rom war er Sieger und Zweiter, wo er zusammen 1600 Punkte für die Weltrangliste sammelte.

In München, einem kleineren Turnier auf der ATP-Tour, wo er in der nächsten Woche antreten wird, war er im Vorjahr ebenfalls Sieger (250 Punkte). Bei insgesamt 5770 Punkten eine enorme Zahl, die Zverev irgendwie verteidigen muss. Momentan dürfte ihm noch eher schleierhaft sein, wie das funktionieren soll. "Im Tennis kann es schnell gehen", sagte Zverev jüngst. Irgendwie muss er das hinbekommen.