Die etwas andere Waffenmesse
Liebe und Frieden predigen die meisten Religionen. Wie bizarr man das missverstehen kann, zeigt ein Gottesdienst in den USA: Die Gläubigen erschienen gekrönt und schwer bewaffnet in der Kirche.
Die AR-15-Messe
Es ist die Lieblingswaffe der Amerikaner: Das halbautomatische Sturmgewehr AR-15. Es ist die Waffe, mit der beim jüngsten Massaker an einer High School im Bundesstaat Florida 17 Menschen getötet wurden. Und es ist auch die Waffe, die am häufigsten in dem bizarren Gottesdienst in Newfoundland im Bundesstaat Pennsylvania zu sehen war - hier in einer vergoldeten Version.
Gekrönte Häupter
Die Gläubigen wurden dazu aufgerufen, während der Messe Kronen zu tragen - einige sind aus Patronen gefertigt. Organisiert wurde die Zeremonie von einem Sohn des selbsternannten und mittlerweile verstorbenen "Messias" Sun Myung Moon - dem in Korea geborenen und später in die USA emigrierten Gründer der sogenannten "Vereinigungskirche", die besser unter dem Namen "Moon-Sekte" bekannt ist.
Selfmade-Sektenführer
Eigentlich sollte Moon Hyung-jin (im Foto rechts stehend) nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2012 selbst Führer der Sekte werden. Ein Streit mit seiner Mutter führte aber dazu, dass er kurzum seine eigene Kirche gründete. Hier segnet er verheiratete Paare - und ihre Waffen. Die einen können Kinder in die Welt setzen, die anderen sie umbringen.
Gottgegebenes Recht?
Die Kirche hatte ihre Mitglieder dazu aufgefordert, Waffen in die Zeremonie mitzunehmen, um zu zeigen, dass sie an das Recht glaubten, Waffen zu besitzen. Moon Hyung-jin sagte in seiner Predigt, dies sei ein gottgegebenes Recht. Der Gottesdienst zeigt auf gleichsam groteske wie verstörende Art, wie sehr ein Teil des ländlichen Amerika mit seinen Waffen verbunden ist.
Immerhin: Entladen und verplompt
Die Waffen, die die rund 250 geladenen Paare mitgebracht hatten, wurden allerdings beim Einlass in die Kirche daraufhin geprüft, ob sie entladen sind. Außerdem wurden die Magazine mit einem roten Kabelbinder verschlossen - wohl um zu verhindern, dass damit irgendjemand auf die Idee kommen könnte, ein Blutbad in der Kirche anzurichten.
Klare Sitzordnung
Es gibt eine klare Hierarchie: Wer ein Maschinengewehr oder zumindest eine Maschinenpistole des Typs AR besaß, durfte vorne sitzen. Die Besitzer herkömmlicher Flinten oder Revolver mussten hinten Platz nehmen. Ganz hinten übrigens die Kameraleute und Fotografen.
Weniger Gefahr durch solche Treffen
Immerhin: Wenn Waffennarren unter sich sind, ist es für die anderen weniger gefährlich. Zu diesem Schluss kam eine Studie von US-Forschern. Die Analyse zeigt, dass es während der Jahrestagung der Waffenlobby NRA jedes Jahr 20 Prozent weniger Verletzungen durch Schusswaffen gibt als an den Tagen zuvor und danach. In den USA werden jährlich 30.000 Menschen durch Schusswaffen getötet.
"Genug ist genug!"
Sie wollen das alltägliche Blutbad nicht mehr hinnehmen: Vor allem begehren immer mehr junge Menschen auf - hier auf einer Demonstration in der Hauptstadt Floridas, Tallahassee. Nach dem Massaker an der Stoneman Douglas High School in Florida mit 17 Toten demonstrierten Tausende Menschen für eine Verschärfung des US-Waffenrechts.
"Das letzte Massaker"?
Es werde das letzte Massaker sein, versprach eine Aktivistin nach dem Blutbad am Valentinstag. Ob das so sein wird, muss bezweifelt werden, denn im ganzen Land sind 300 Millionen Waffen im Umlauf. Immerhin sprechen sich mittlerweile zwei Drittel der US-Bevölkerung für schärfere Richtlinien aus. Jetzt sind Präsident Donald Trump und der Kongress gefordert, solche Gesetze vorzulegen.