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Elfenbeinküste Normalität

22. April 2011

Knapp zwei Wochen ist es her, dass der international anerkannte Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, die Macht übernommen hat. Jetzt warten viele Aufgaben auf ihn.

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Menschen drängen sich auf einem Markt (Foto: AP)
Scheinbare Normalität in AbidjanBild: AP

Nur langsam kehrt Normalität ein in der ivorischen Wirtschaftsmetropole Abidjan. Unzählige Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit. Sie sind einem Aufruf des Präsidenten Alassane Ouattaras gefolgt, nach dem Ende des Machtkampfes ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Der neue Präsident der Elfenbeinküste möchte nach der Verhaftung seines Gegenspielers Laurent Gbagbo und seiner eigenen Machtübernahme das Land so schnell wie möglich wieder auf die Beine bringen.

Doch selbst wer guten Willens ist, kämpft gegen das allgemeine Chaos in der Stadt: Zerstörung, letzte Kampfherde und Widerständler, Benzinknappheit, Geldnot. Charles Kouman ist Beamter im Finanzministerium. Er hat sich auf den Weg ins Büro gemacht. Dort angekommen, stellt er allerdings fest, dass nicht viele seiner Kollegen da sind. Er sucht nach Gründen: "Viele sind aus Abidjan weggegangen oder geflohen. Es sind viele Autos gestohlen worden. Tja, und dann gibt es natürlich noch das Problem der Benzin-Knappheit." Aber er ist sicher, "wer ein Taxi nehmen konnte, ist zur Arbeit gekommen".

Garantierte Gehälter

Präsident Ouattara spricht (Foto: AP)
Ruft die Menschen auf, wieder arbeiten zu gehen: Präsident OuattaraBild: AP

Ein Kollege vom ihm vermutet, dass dazu jedoch vielen das Geld fehlt. "Damit die Arbeit wirklich wieder beginnen kann, muss die Regierung sich bemühen, die Gehälter zu zahlen. Es ist ja gar nicht so, dass die Leute nicht wollen - aber viele haben einfach kein Geld, um zu kommen."

Doch selbst die, die an ihrem Arbeitsplatz ankommen, sind oft schockiert über das Chaos, das dort herrscht. "Das Büro ist total durcheinander, nichts ist mehr an seinem Platz", sagt eine Angestellte. "Sie haben alles mitgenommen, was sie brauchen. Auch die Computer." Andere beklagen sich darüber, dass es keinen Strom gibt und die Computer oder Telefone daher nicht funktionieren.

Sicherheitslage ist angespannt

Wer für die Zerstörungen und Plünderungen in den Büros und Geschäften verantwortlich ist, ist nicht klar. Es könnten Getreue des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo gewesen sein oder aber Anhänger oder Truppen von Alassane Ouattara. Möglicherweise waren es auch Diebesbanden, die vom Chaos in der Stadt profitierten.

Die Sicherheitslage in Abidjan bleibt angespannt. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Etwa wenn die Regierungstruppen versuchen, verbliebene Widerständler aus dem Gbagbo-Lager zu entwaffnen. Manchmal sind es auch Splittergruppen der siegreichen Truppen Ouattaras, die gegen ihre Integration in die Regierungsarmee FRCI (Forces républicaines de Côte d'Ivoire) kämpfen.

Überfüllte Flüchtlingslager

Eine Sperre aus Stracheldraht und Möbeln blockiert eine Straße (Foto: AP)
Überreste einer Straßensperre in AbidjanBild: dapd

Und immer noch sind viele Menschen gar nicht in die Stadt zurückgekehrt. Hunderttausende waren vor den Kämpfen in Abidjan und anderen Städten geflohen. Die Flüchtlingslager sind überfüllt. Emery Kabugi zufolge, dem Chef des Büros des UN-Ernährungsprogramms WFP in Bouaké im Norden der Elfenbeinküste, müssen allein in Bouaké 42.000 Menschen Flüchtlinge versorgt werden. Immer noch sind nicht alle identifiziert. Nur so aber ist es möglich, alle mit dem Nötigsten zu versorgen. Immer wieder kommt es zu Problemen, weil Menschen nicht auf den Listen für die Verteilung von Nahrungsmitteln stehen. Das schafft Verzweiflung und Frustration - wie bei diesem Mann: "Ich stehe seit heute Vormittag hier in Bouaké, und man sagt mir, mein Name stehe nicht auf der Liste. Was soll ich denn jetzt tun?"

Ein anderes Problem sind die vielen Kinder in den Lagern. Die Vereinten Nationen bemühen sich darum, sie in lokalen Schulen einzuschreiben. Das Kinderhilfswerk Unicef verteilt das nötige Material für den Schulalltag. Denn so können die Kinder trotz Flucht wenigstens ihre Ausbildung fortsetzen und verlieren nicht das ganze Schuljahr. Auch das ist ein erster, zaghafter Schritt zurück in die Normalität an der Elfenbeinküste.

Autorin: Dirke Köpp

Redaktion: Stefanie Duckstein