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Zeit für neue Impulse

Thomas Klein aus Sotschi
24. Juni 2018

Deutschland besiegt Schweden knapp, aber verdient. Jetzt gilt es, den Schwung für das letzte Vorrundenspiel mitzunehmen und vor allem, neuen Spielern eine Chance zu geben. Die Hoffnung auf eine Wende zum Guten ist groß.

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Fussball Freundschaftsspiel - England  - Deutschland 0:0 | Julian Brandt
Bild: picture-alliance/SvenSimon/A. Waelischmiller

Am Ende konnten sich auch die Verantwortlichen des DFB nicht mehr zurückhalten. Sie stürmten nach dem Schlusspfiff im Olympiastadion in Sotschi Richtung schwedische Ersatzbank und provozierten den unterlegenen Gegner. Auch Manager Oliver Bierhoff war mittendrin. Der abgefallene Druck nach dem hart erkämpften 2:1-Erfolg gegen Schweden hatte die Tore für eine emotionsgeladene Nachspielzeit geöffnet. "Einige der Deutschen fingen an zu feiern, indem sie in unsere Richtung liefen und Gesten zu machen, das hat mich sehr geärgert", erklärte Schwedens Trainer Janne Andersson. "Das war respektlos." Wenig später hatte sich die Lage wieder beruhigt und die DFB-Verantwortlichen sprachen in der Kabine der Schweden vor und entschuldigten sich.

Löw: "Weniger Fehlpässe als gegen Mexiko"

Das schwerste Spiel ist (erstmal) geschafft, doch jetzt muss der Blick von Joachim Löw und seinem Team nach vorne gerichtet werden. Sicher in der K.o-Phase ist die Nationalmannschaft nämlich noch nicht. Gegen Südkorea reicht zwar ein 2:0-Sieg für das sichere Weiterkommen, doch die Leistung des vergangenen Spiels stimmt nicht nur positiv."Pass-Maschine" Toni Kroos leistete sich beispielsweise unerklärliche Aussetzer, einer führte sogar zum Gegentor.

WM Russland 2018 I Deutschland vs Schweden - Toni Kroos
Torschützen unter sich: Reus (l.) und KroosBild: picture-alliance/AP/Y. Pingan

"Wir haben eine sehr gute Moral bewiesen. Eigentlich hatte Schweden nur zwei Möglichkeiten", so der Bundestrainer. "So ein Fehler passiert auch einem Spieler wie Toni Kroos. Ich freue mich sehr, dass er dann das Tor erzielt hat. Heute haben wir bei weitem weniger Fehlpässe gesehen als gegen Mexiko. Bei unserem offensiven Drang kann ein Fehler immer zu einem Gegentor führen."

Richtige Einstellung

Auch wenn der Weltmeister immer noch nicht richtig im WM-Modus angekommen ist, den meisten Spielern muss zumindest die richtige Einstellung attestiert werden. Die in der ersten Partie noch fehlende Körpersprache, war nun bei den meisten zu erkennen. Immerhin, nach anderthalb Spielen in Russland. "So, wie wir gefightet haben, haben wir uns das am Ende aber verdient. Jetzt müssen wir uns erholen, müssen Südkorea schlagen und überzeugend auftreten", sagte Siegtorschütze Kroos. Der Mittelfeldspieler gehörte sicher zu den Akteuren, auf den der Bundestrainer auch im nächsten "Endspiel" bauen kann.

Für Julian Draxler oder auch Thomas Müller dürfte es aber eng werden. Auch für Sami Khedira und Mesut Özil, die gegen Schweden auf der Bank schmorten, gibt es keine Einsatzgarantie, auch wenn Löw Letzteren in Schutz nahm. "Wir werden ihn und seine Kreativität in diesem Turnier noch brauchen."

Die Zeit für neue Impulse in der Nationalmannschaft ist gekommen und die sind auch dringend notwenig. Das hat die Leistung von Marco Reus beeindruckend bewiesen. Der Offensivspieler von Borussia Dortmund war engagiert und wirbelte im Angriff - er machte den Unterschied.

Schmetterlinge im Bauch

Auch die bisherigen Kurzauftritte von Julian Brandt gegen Mexiko und Schweden machen Hoffnung - zweimal traf der 22-Jährige Aluminium, erzielte zwar keinen Treffer, sorgte bei jedem WM-Einsatz bisher aber für ordentlich Abwechslung im Offensivspiel des Titelverteidigers. Zudem sitzt mit Leon Goretzka ein weiterer Hoffnungsträger bisher nur auf der Bank. Der Ex-Schalker und Neu-Münchener hat die Königsblauen in der abgelaufenen Saison zur Vizemeisterschaft geführt und verfügt über ausreichend Erfahrung, auch in der Nationalelf eine wichtige Rolle zu übernehmen.

Mit dem emotionalen Sieg in der Nachspielzeit im Rücken hofft die Löw-Elf nun auf den Wendepunkt. "Jetzt sind wir im Turnier. Mit einem Sieg gegen Südkorea können wir aus eigener Kraft weiterkommen", sagte Thomas Müller und erklärte: "Die Gefühle, die Schmetterlinge im Bauch, die fliegen natürlich jetzt. Möglich ist alles. Vom Worst-Case bis zu großen Gefühlen. Wir tun auf jeden Fall alles, um unsere Farben weit zu führen."