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Kritik für Grindels Interview-Abbruch

13. März 2019

Reinhard Grindel spricht vor dem FIFA-Council im DW-Interview über die umstrittenen FIFA-Pläne. Doch dem DFB-Präsidenten passen die Fragen von DW-Journalist Florian Bauer nicht - und geht. Im Netz erntet er viel Kritik.

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DW-Interview mit Reinhard Grindel, DFB-Präsident
DFB-Präsident Reinhard Grindel (l.) im Interview mit DW-Autor Florian Bauer in FrankfurtBild: DW/C. Springer

"Der DFB-Präsident hat eine Verantwortung"

Droht dem Fußball der Ausverkauf? Die Pläne von FIFA-Präsident Gianni Infantino für eine größere Klub-WM und eine Global Nations League für Nationalmannschaften sorgen für Kritik. Auch, weil der Chef des Weltfußballs dafür weitgehende Rechte am internationalen Fußball für 25 Milliarden US-Dollar an Investoren aus der arabischen Welt und Asien verkaufen will. Widerstand kommt vor allem aus Europa. Doch auf die Frage, wie lukrativ eine globale Nations League für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wäre, reagiert dessen Präsident Reinhard Grindel im DW-Interview gereizt und bricht das Gespräch vorzeitig ab.

Für diese Reaktion erntet Grindel in den sozialen Medien Kritik - und auch Spott. Einige Fußballfans fühlen sich an die legendären Sketche des deutschen Humoristen Loriot erinnert. 

 

Auch von Politikern bekommt der Ex-Bundestagsabgeordnete und CDU-Mitglied Kritik. FDP-Politikerin und Sportausschussmitglied Britta Dassler äußerte auf Twitter völliges Unverständnis für eine solche Reaktion. Und auch der medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion zeigt sich vom Vorgehen Grindels irritiert. 

Vor allem auch der überstürzte und fluchtartige Abgang nach Abbruch des Interviews sorgt für viel Beachtung: 

Einige sehen den Umgang mit des ehemaligen Journalisten mit der Presse als äußert fragwürdig an. 

Wieder andere können die versteckten Andeutungen auf korrupte Sportfunktionäre nicht sein lassen.

Und einige Kreative starten schon Wettbewerbe, um neue Filme ins Leben zu rufen.

Vom DFB gab es bis zum Mittwochnachmittag keine Stellungnahme zu dem Vorfall.

In dem exklusiven Interview mit der DW hatte Autor Florian Bauer, der Grindel seit Jahren kennt und mehrfach interviewt hat, versucht, dem obersten Funktionär des deutschen Fußballs konkrete Informationen zu den milliardenschweren FIFA-Projekten Klub-WM und Global Nations League zu entlocken. Grindel forderte Bauer jedoch auf, zum nächsten Thema des Gesprächs überzugehen, während Bauer auf seiner Frage beharrte.

Daraufhin verließ Grindel sichtlich erregt den Raum. "Das ist mir in meiner Karriere noch nicht passiert", sagte Florian Bauer, ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis, der als Moderator und Journalist für ARD, Phoenix und DW arbeitet.

"Der DFB-Präsident hat eine Verantwortung"

"Wenn wir die Klub-WM nicht veranstalten, machen es kommerzielle Anbieter"

Zuvor hatte Grindel im Interview, das vor seinem Abflug nach Miami in der DFB-Zentrale in Frankfurt stattfand, die Pläne zur reformierten Klub-WM, verteidigt: "Wenn wir die Klub-WM nicht veranstalten, machen es kommerzielle Anbieter", so Grindel über das neue Turnier, das erstmals 2021 mit 24 Mannschaften "als Pilotprojekt" stattfinden soll. "Insofern ist der Vorteil der Klub-WM, dass die Einnahmen ausschließlich im Fußball bleiben." Dies sei aber nicht nur für die großen Top-Vereine der Champions League ein Vorteil. "Eine Klub-WM wäre eine Verbesserung der Lage für kleinere und mittlere Ligen und Klubs", sagte der DFB-Präsident mit Blick auf eine mögliche Umverteilung der Einnahmen aus dem Turnier.

Nicht ohne die UEFA

Zugleich machte Grindel klar, dass Infantinos Reformpläne ohne die Europäer nicht durchzusetzen seien. "Ich glaube, dass es wenig Sinn macht, eine solche Klub-WM ohne die europäischen Klubs zu spielen. Insofern gehe ich fest davon aus, dass die Haltung der UEFA bei den anderen Fußball-Konföderationen weltweit schon sehr intensiv miterwogen wird." Die UEFA solle jedoch nicht zu viele Teilnehmer zur Klub-WM entsenden, da keine Konkurrenz zur Champions League geschaffen werden soll. Offen sei vor dem Treffen in Miami noch, wie die Startplätze auf die einzelnen Konföderationen verteilt werden.

Das volle Interview finden Sie hier.

"Wenn wir es nicht tun, machen es andere"