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Deutschland will Geschichte schreiben

Thomas Klein (aus Bordeaux)2. Juli 2016

Im Viertelfinale der EM kommt es für die DFB-Elf zum Duell mit Italien. Seit Tagen wird rund um diese Partie die Historie bemüht, weil Deutschland sie in einem Turnier noch nie gewinnen konnte. Das soll sich nun ändern.

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Fußball UEFA EURO 2016 Training Deutsches Team in Evian
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Immer wieder schaut Catherine nervös auf ihr Mobiltelefon, der "Allemagne"-Aufkleber ist nicht zu übersehen. Die Unterarme sind mit Deutschland-Fahnen bemalt und auf dem Rücken strahlt die Nummer 13. Die Französin steht seit drei Stunden mit ihren Freundinnen vor dem Mannschaftshotel der DFB-Elf in der Nähe des Stade Bordeaux-Atlantique. Sie warten ungeduldig auf die Ankunft des Weltmeisters. Thomas Müller, "Schweini" und Jérome Boateng wollen sie sehen.

Um kurz vor halb acht fährt dann endlich der Bus vor, verschwindet aber auf dem Hotelparkplatz. Viel zu sehen gibt es an diesem Abend nicht für die Fans der deutschen Nationalmannschaft. Ein paar Profis grüßen aus sicherer Entfernung während ihnen der Weg ins Hotel gewiesen wird. "Die Spieler sind konzentriert. Jedes Spiel kann auch das letzte sein, da spürt man schon eine gewisse Anspannung", erklärte Bundestrainer Joachim Löw wenig später auf der Pressekonferenz. "Das Team hat konzentriert trainiert, aber auch die nötige Lockerheit gezeigt. Das braucht es auch."

"Wir haben das Potenzial, jede Nation zu schlagen"

Löw kann am Samstag auf alle 23 Spieler zurückgreifen. Überraschende Wechsel wird es aber nicht geben. Beim letzten Turnier-Duell mit den Italienern vor vier Jahren hatte Löw sein Team auf vielen Positionen verändert - Deutschland verlor 1:2 und verabschiedete sich in den Sommerurlaub. "Wir sind vor allem bei großen Turnieren an Italien gescheitert. Aber wir wollen beweisen, dass es anders geht", sagte Mesut Özil. "Wir haben im Freundschaftsspiel gezeigt, dass wir sie schlagen können. Wir haben das Potenzial, jede Nation zu schlagen."

Auch wenn der Bundestrainer sich nicht in die Karten schauen lässt, so gibt es wenige Gründe seine erfolgreiche Elf aus den vergangenen Spielen zu verändern. Italien habe nicht nur seine Qualitäten in der Defensive, sondern auch in der Offensive, erklärte Löw und ergänzte: "Es kommt auch auf die Tagesform an, aber die Italiener sind sicher auf Augenhöhe."

Fußball UEFA EURO 2012 Italien - Deutschland Niederlage Joachim Löw
Die Niederlage gegen Italien 2012 tut der deutschen Mannschaft sehr weh - es bedeutet das Aus im EM-HalbfinaleBild: picture alliance/C. Pahnke

"Deutschland ist die beste Mannschaft der Welt"

Was die Intensität und die Aggressivität angeht, mit der die "Squadra Azzurra" zu Werke geht, hat sie vielleicht sogar die Nase vorne. "Es geht um Leistung, Blut, Schweiß und Tränen", kündigte Torhüter Gianluigi Buffon vollmundig an. Rigoros und entschlossen gehen vor allem die Verteidiger Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini zu Werke. DFB-Stürmer Mario Gomez und seine Offensiv-Kollegen müssen sich auf anstrengende Zweikämpfe einstellen. "Wir schauen, wo wir ihnen weh tun können", sagte Italiens Nationalcoach Antonio Conte. "Es ist ein Viertelfinale und man kann entweder offensiv oder defensiv spielen. Deutschland ist die beste Mannschaft der Welt und wir werden alles geben."

Wie der Weltmeister von 2006 in der Offensive agieren wird, hängt auch vom Gesundheitszustand von Daniele De Rossi ab. Der Mittelfeldstratege konnte nicht am Abschlusstraining teilnehmen und trainierte stattdessen individuell hinter verschlossenen Türen. "Man muss immer davon ausgehen, dass sie den Gegner mit der Aufstellung überraschen wollen", sagte Löw. "Ich halte De Rossi für einen sehr guten Spieler. Auch wenn er nicht spielen kann: Italien findet immer eine gute Lösung."

Frankreich Fußball-EM Italien vs. Schweden
Spielt De Rossi (r.), oder spielt er nicht?Bild: picture-alliance/firo Sportphoto/A. Liverani

Chance gegen Italien groß wie nie

Noch kein Sieg bei einer Endrunde gegen Italien - die Historie wurde in den vergangenen Tagen immer wieder aufgewärmt. Man habe kein "Italien-Trauma" und die "Azzurri" seien auch kein "Angstgegner", lauteten die Aussagen der Profis unisono. Den Beweis kann die DFB-Elf nun am Samstag liefern. Die Möglichkeit Italien zu schlagen war vielleicht nie größer, denn der Weltmeister ist aktuell in einer richtig guten Verfassung. "Der Gewinner kann Europameister werden. Alle Teams, die im Viertelfinale den Sprung ins Halbfinale schaffen, haben die Qualität dazu. Aber das Finale ist noch in weiter Ferne. Das wird kein Honigschlecken", sagte Löw und schmunzelte: "Ich weiß jetzt nicht, wie man das auf Italienisch übersetzt."