Deutsche Kurzfilme beim Filmfestival Sarajewo
27. August 2019Mit großer Leichtigkeit erzählen Ulu Braun und Yalda Afsah ihre Geschichten. Der in Berlin lebende Künstler und Regisseur Braun (41) präsentierte in Sarajewo gleich zwei Filme - "Burkina Brandenburg Komplex" und "Frei Zeit". Beide liefen im offiziellen Wettbewerbsprogramm. Es ist schon das dritte Mal, dass Braun seine Arbeiten in Sarajewo vorstellte.
"Frei Zeit" besteht im Prinzip aus Kunstfotos, die Braun in einen Animationsfilm verwandelt. Der Film unternimmt eine digitale Reise zwischen der realen und der virtuellen Welt. Dabei geht es um die Frage, wie die Arbeit das Leben bestimmt und vieles im Voraus geplant ist. Urlaub und Freizeit werden immer wichtiger und verschlingen immer mehr Geld. Leben, um zu arbeiten? Oder arbeiten, um zu leben? Um diese Fragen kreist Brauns Film, der untersucht, wie wir künftig noch in der Lage sein werden, unser Leben selbst zu bestimmen.
"Der Druck wächst stetig, unsere Freizeit optimal zu nutzen", sagt Braun im Gespräch mit der Deutschen Welle, "aber kann uns das noch zufriedenstellen?" Jemand habe ihm erzählt, dass er die Zeit vor dem Urlaub mehr genieße als den Urlaub selbst. "Das hat mich veranlasst, tiefer in die Thematik einzutauchen", so der Regisseur. Nach jedem Urlaub frage er sich, wie er sein Leben verbessern könne, um dem näher zu kommen, was er sich vom Leben wünscht, was ihm Vergnügen bereitet und was Sinn ergibt.
Ulu Braun hat Malerei, Experimentalfilm und Animation in Wien und Potsdam studiert. Er gewann den "Deutschen Kurzfilm-Preis" (2013), den "Artprize Berlin" (2014), den Preis "Bester Deutscher Film" bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (2017) sowie den "Arte Preis" bei den Internationalen Kurzfilmtagen Hamburg (2018).
Burkina Brandenburg Komplex
Auch Brauns Film "Burkina Brandenburg Komplex" hat eine halluzinogen verträumte Dimension und spiegelt einen Teil der deutschen Realität wider. Er verbindet das Wort Burkina (Faso) mit Brandenburg, einem ostdeutschen Bundesland, in dem viele Menschen problematische Beziehungen zu Ausländern haben. "In meinem Film kombiniere ich bewusst Afrikanisches und Deutsches", so Braun. Der Film erzählt die Geschichte einer schwarzen Frau, die in einem brandenburgischen Dorf ein Museum für preußische Kultur betreibt.
"Ich drehe Dinge um und frage, warum wir stolz auf etwas sind, was wir tun und wie wir uns verhalten und was dahintersteckt ", erklärt der Künstler seine Herangehensweise an das Thema.
Moderne Anpassung des Stierkampfs
Auch der in Berlin lebenden Autorin des Kurzfilms "Tourneur" Yalda Afsah wurde in Sarajewo große Aufmerksamkeit zuteil. "Tourneur" ist Teil eins einer Dokumentarfilm-Trilogie über die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Schauplatz ist ein Stierkampf in Südfrankreich. Weißer Schaum fließt in eine Arena und trübt die Sicht von Mensch und Tier. "Tourneur" zeigt junge Männer im lebensbedrohlichen Kampf mit einem Bullen. Afsah gelingt eine hochartifizielle und zugleich surreale Inszenierung, die jedoch sehr echt daherkommt.
In Sarajewo kündigte Afsah auch gleich Teil zwei ihrer Trilogie an. Er handelt von der Besessenheit eines Mannes, über jeden Teil eines Tieres, jeden seiner Muskeln die vollständige Kontrolle zu übernehmen. Der Film ist gedreht, muss aber noch geschnitten und bearbeitet werden. Teil drei soll sich schließlich um das Abrichten von Tauben drehen, eigentlich Symbole der Freiheit.
Mit der Auszeichnung des Siegerfilms "Das letzte Bildnis des Vaters" von Stefan Djordjevics ging das Sarajevo Film Festival zu Ende.