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Deutsche Industrieproduktion sinkt weiter

5. November 2021

Wegen anhaltender Lieferengpässe hatte die deutsche Industrie schon im August weniger produziert. Im September ging es nun erneut abwärts. Das wird auch den erhofften Aufschwung weiter abbremsen.

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Kranproduktion bei Liebherr in Biberach
Kranproduktion bei Liebherr in Biberach: Wirtschaftsministerium spricht von eingetrübter Industriekonjunktur Bild: Stefan Puchner/dpa/picture alliance

Die deutsche Industrieproduktion fiel im September um 1,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Die Produktion im gesamten verarbeitenden Gewerbe - also inklusive der Baubranche und dem Energiebereich - ging um 1,1 Prozent zurück.

Im August hatte es mit 3,5 Prozent den stärksten Rückgang seit der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 gegeben. Vor allem bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen waren die Hersteller wegen des Mangels an Halbleitern und anderen Materialien ausgebremst worden und hatten einen herben Rückgang von fast 19 Prozent verzeichnet. Aktuell liegt das Produktionsniveau um 9,5 Prozent niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Corona-Einschränkungen in Deutschland.

Rückgang trotz hoher Nachfrage

Das Bundeswirtschaftsministerium verwies auf die Folgen der Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, die sich "auf breiterer Front" niedergeschlagen hätten. "Bis zur nachhaltigen Auflösung der Knappheiten bleibt der Ausblick für die Industriekonjunktur somit eingetrübt, wenngleich die Nachfrage auf sehr hohem Niveau verharrt."

Wie bereits am Donnerstag bekannt wurde, erhielt die Industrie im September zwar wieder mehr Aufträge, allerdings weniger als erwartet. "Die Industrieproduktion bleibt im Jammertal", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Stammwerk des Motorsägenherstellers Stihl in Waiblingen
Motorsägenhersteller Stihl in Waiblingen: Regierung senkt Wachstumsprognose für DeutschlandBild: Bernd Weißbrod/dpa/picture alliance

Die Betriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Vielfach können die Bestellungen wegen der Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten jedoch nicht abgearbeitet. "Es ist wie mit einem Seil, das sich nicht schieben lässt", sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner: "Die Unternehmen möchten mehr produzieren, können ihre Aufträge wegen fehlender Vorprodukte aber nicht abarbeiten - als Folge sinkt die Produktion trotz guter Nachfrage."

Stagnation erwartet

Wegen der schwächelnden Industrie gehen Experten davon aus, dass die Erholung von Europas größter Volkswirtschaft von der Corona-Krise im laufenden vierten Quartal zum Stillstand kommen wird. Im Sommerquartal hatte es noch zu einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent gereicht.

Wegen der Engpässe wird der Aufschwung in diesem Jahr nach Prognose der Bundesregierung eine Nummer kleiner ausfallen als ursprünglich gedacht. Sie senkte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 2,6 Prozent von zuvor 3,5 Prozent. 2022 soll es zu einem Plus von 4,1 Prozent reichen.

bea/hb (rtr, afp, dpa)