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Politik

Deutsche Bahn holt Getreide aus der Ukraine

26. Mai 2022

Die Ukraine kann ihr Getreide wegen der Blockade ihrer Häfen durch Russland nicht mehr ausführen. Zumindest ein Teil des Korns könnte mit Zügen exportiert werden. Die Deutsche Bahn hilft dabei.

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Deustchland Berlin | Ukraine-Konflikt - DB-Schienenbrücke für die Ukraine
In Berlin wird ein Container auf einen DB-Zug der Schienenbrücke Ukraine verladen (Archivbild)Bild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Die Deutsche Bahn (DB) will die Ukraine stärker beim Getreideexport unterstützen. Die Chefin der Gütertochterfirma DB Cargo, Sigrid Nikutta, sagte: "Wir tun alles, was wir als Unternehmen aus sozialer Verantwortung heraus tun können." Sie fügte hinzu: "Angesichts der drohenden Hungersnot in Teilen der Welt und des enormen Bedarfs, Millionen von Tonnen ukrainisches Getreide in die Welt zu exportieren, werden wir in Abstimmung mit dem Bund weitere Aufträge und Zugfahrten organisieren." Zurzeit fahre DB Cargo mit Tochtergesellschaften in Polen und Rumänien mehrere Züge täglich mit Getreide an verschiedene Seehäfen. "Nun geht es darum, diese Agrarexporte auszuweiten. Ziel sind tragfähige Verbindungen bis an die Seehäfen der Nordsee und des Schwarz- und Mittelmeeres."

Pressetermin Deutsche Bahn | Sigrid Nikutta
Sigrid Nikutta, Vorstand Deutsche Bahn AGBild: F. Boillot/snapshot-photography/imago images

Wegen der Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen durch Russland ist die Ukraine dringend auf alternative Exportwege angewiesen, um Getreide ins Ausland zu exportieren. Zurzeit stecken in der Ukraine nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) knapp 25 Millionen Tonnen Getreide fest. Das Land sucht daher dringend nach Ausweichrouten.

Erfolgreiche "Schienenbrücke Ukraine"

Wegen der unterschiedlichen Spurweiten müssen Güterzüge jedoch an der Grenze umgeladen werden. In die Gegenrichtung hat DB Cargo über die "Schienenbrücke Ukraine" nach drei Monaten Krieg rund 700 Containerladungen mit humanitären Hilfsgütern in die Ukraine transportiert, teilte ein Bahnsprecher mit. Es handelt sich um Spenden von Kommunen, Firmen und Privatpersonen. Nach wie vor werden zahlreiche Lebensmittel, Hygieneartikel oder auch Mittel des täglichen Bedarfs versendet.

Rumänien Konstanza | Getreideverladeung
Ein Teil des ukrainischen Getreides nimmt nun einen Umweg über den Hafen von Constanta in Rumänien (Archivbild)Bild: Daniel Mihailescu/AFP/Getty Images

Mittlerweile werden auch viele technische Hilfsgüter auf der Schiene transportiert. Laut Angaben eines Bahnsprechers wurde zum Beispiel ein komplettes Wasserkraftwerk mit Pumpen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein geliefert. Ebenso rund 1.400 Solaranlagen für Privathaushalte, ein Autokran oder drei Containerladungen mit Tierfutter und Tiermedizin vom Zoo Berlin für den Zoo in Kiew.

Bis zu drei Züge pro Tag

Schon vor zehn Tagen hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing mitgeteilt, dass zur Unterstützung von Getreideausfuhren aus der Ukraine Transporte auf der Schiene mit Hilfe der Deutschen Bahn begonnen hätten. Die Gütertochter DB Cargo sei dabei, eine "Schienenbrücke" dahingehend zu befähigen, künftig große Mengen an Agrarprodukten zu Häfen an der Nordsee und der Adria zu transportieren, sagte der FDP-Politiker in Berlin. DB Cargo fahre bereits im Auftrag privater Getreideexporteure aus der Ukraine. Bahnchef Richard Lutz sprach von zwei bis drei Zügen pro Tag aus der Ukraine heraus über Polen und entsprechende Terminals nach Westeuropa.

Durch den Stillstand bei den Getreide-Exporten fallen geplante Lieferungen vor allem nach Nordafrika und Asien aus. Dort werden Probleme bei der Lebensmittelversorgung befürchtet. Wie EU-Verkehrskommissarin Adina Valean kürzlich erläuterte, müssten 20 Millionen Tonnen Getreide dringend die Ukraine verlassen. Die Kommission hatte einen Aktionsplan vorgelegt, um Exporte auch über sogenannte "Solidaritätsspuren" auf dem Landweg herauszubringen.

Bahnchef Lutz ergänzte, die Unterstützung der EU-Kommission sei wichtig, damit die europäischen Bahnen knappe Kapazitäten vor Ort optimal ausnutzen könnten. Wenn bisher 90 Prozent des Getreides über die Seehäfen exportiert worden seien, werde man an Kapazitätsgrenzen auf der Schiene kommen. "Aber trotz allem müssen wir versuchen, so viel wie möglich aus der Ukraine herauszutransportieren."

kle/haz (afp, rtr, dpa)