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Auto und MobilitätDeutschland

Deutsche Autozulieferer verlieren Weltmarktanteile

24. August 2023

Prinzipiell blicken die Automobilzulieferer optimistisch auf den Wandel zur E-Mobilität. Doch obwohl deutsche Unternehmen weltweit am meisten in Forschung und Entwicklung investieren, fallen sie im Markt zurück.

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Zufahrt zur Konzernzentrale der Continental AG mit großem Stopp-Schild
Zufahrt zur Konzernzentrale der Continental AGBild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Die deutschen Autozulieferer fallen einer Branchenstudie zufolge im internationalen Wettbewerb zurück und verlieren Weltmarktanteile. Mit durchschnittlich 13 Prozent Umsatzwachstum im vergangen Jahr "bilden sie das globale Schlusslicht, weit abgeschlagen hinter dem Rest Europas (21 Prozent), Asien (23 Prozent) und Amerika (25 Prozent)", teilte die Unternehmensberatung PwC am Donnerstag mit. Auch bei der Gewinnmarge landeten sie auf dem letzten Platz.

Seit 2019 hätten die deutschen Autozulieferer 2,7 Prozentpunkte Weltmarktanteil eingebüßt - "so viel, wie sie zuvor in 20 Jahren mühsam hinzugewinnen konnten", schrieben die Branchenexperten. Im Wettlauf um Zukunftstechnologien und künftige Gewinne seien asiatische Konkurrenten stark aufgestellt. Zwei südkoreanische Batteriehersteller schafften auf Anhieb den Sprung unter die Top-30, der chinesische Batteriehersteller CATL belegt bereits Platz zwei der Rangliste, vor dem japanischen Zulieferer Denso, Hyundai Mobis und ZF Friedrichshafen. Den Spitzenplatz behauptete das Stuttgarter Unternehmen Bosch.

Deutsche Zulieferer auf dem letzten Platz

Weltweit knüpfe die Branche beim Umsatz an die erfolgreichen Zeiten vor den vergangenen Krisen an. Aber weil sie gestiegene Kosten kaum an die Autobauer weiterreichen konnten, sanken die Ergebnismargen. Die deutschen Zulieferer landeten beim Gewinnanteil vom Umsatz vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) mit 3,9 Prozent auf dem letzten Platz des PwC-Vergleichs.

Firmenlogo von Bosch
Bosch ist immer noch der weltweit größte ZuliefererBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Allerdings gebe es auch einen "Lichtblick": Die Unternehmen "investieren mit knapp 16 Milliarden Euro so viel wie nie in Forschung und Entwicklung" und lägen damit auch in absoluten Werten an der Weltspitze. "Damit diese Investitionen auch Früchte tragen, sollten sie ihre Technologieentwicklung allerdings noch stärker auf den Marktbedarf sowie die Situation im Wettbewerb ausrichten, statt längst gesetzten Trends wie im Batteriegeschäft hinterherzulaufen", sagte Studienautor Henning Rennert. Um "aufzuholen, müssen die ehemaligen Platzhirsche wieder echte Innovationen vorantreiben, Skaleneffekte erzielen und zügig neue Wachstumsstrategien entwickeln."

Optimismus im Hinblick auf E-Mobilität

Trotz großer Herausforderungen blicken die Zulieferer optimistisch auf den Wandel zur E-Mobilität. Das zeigt eine Umfrage der Beratungsfirma Berylls unter Führungskräften von 44 europäischen Automobilzulieferern zur Stimmung in der Branche, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Nockenwellen liegen in der Produktion eines Automobilzulieferers auf einem Gestell.
Produktion von NockenwellenBild: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

Danach haben die Firmen bei allen Unterschieden ein Charakteristikum gemeinsam: Sie sind zu einem erheblichen Teil ihres Umsatzes vom konventionellen Verbrennungsmotor abhängig. "Die Zulieferindustrie befindet sich bereits in einem tiefgreifenden Wandel, wobei die meisten befragten Unternehmen ihre Verbrenner-Abhängigkeit durch eine Änderung ihres Produktportfolios verringern", sagt Berylls-Experte Jan Danneberg. "Aber trotz des sich ändernden Angebots, erwarten viele Zulieferer, dass sie auch in fünf Jahren noch stark vom Verbrenner-Geschäft abhängig sein werden."

Einnahmen und Rentabilität sollen steigen

Diesen Umstand sehe die Branche, vor dem Hintergrund der Chancen, die die E-Mobilität biete, aber nicht als problematisch an. "Fast 80 Prozent der Befragten erkennen in der Elektrifizierung des Antriebsstrangs viel Potenzial für ihr Unternehmen. Weniger als zehn Prozent sehen in der E-Mobilität ein Risiko." Eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent glaube, dass sie strategisch gut oder ziemlich gut auf diese Herausforderung vorbereitet sei.

Laut der Umfrage erwartet eine Mehrheit, dass die E-Mobilität die Einnahmen und die Rentabilität steigern wird. 75 Prozent sehen einen positiven Einfluss auf das Wachstum ihres Unternehmens in den nächsten fünf bis zehn Jahren, und nur 13 Prozent gehen von negativen Auswirkungen auf die Gewinnspannen durch die Umwandlung aus.

ul/hb (dpa, PwC, Berryls)