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Reporter der Mode

Janine Albrecht14. April 2008

Er hat sie alle vor der Linse gekriegt, Stars und Models: F. C. Gundlach gehört zu den großen deutschen Modefotografen der Nachkriegszeit. Eine Ausstellung in Hamburg zeigt nun erstmals sein gesamtes fotografisches Werk.

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F.C. Gundlach und Gitta Schilling (Quelle: dpa)
F. C. Gundlach mit seinem ehemaligen Model Gitta Schilling bei der AusstellungseröffnungBild: picture-alliance/ dpa

Paris 1950. Die Stadt ist bereits wieder die Modemetropole der Welt. Mittendrin Franz Christian Gundlach, damals noch ein junger unbekannter Fotograf. Trotz seiner schlimmen Erfahrungen in französischer Krieggefangenschaft will er dort sein, wo das kulturelle Leben pulsiert. "Sartre und wie sie alle hießen, die saßen auf den Stühlen in Cafés rum, das war schon eine spannende Zeit", erinnert sich F. C. Gundlach, wie der Modefotograf genannt wird.

Entdeckt in Paris

F.C. Gundlach, "Am Seine-Ufer", Paris 1951
"Am Seine-Ufer", Paris 1951Bild: FC Gundlach

Er zieht damals mit seiner Kamera durch Paris. Mit den Fotos aus dieser Zeit beginnt die Ausstellung. Denn hier in der Modehauptstadt beginnt F. C. Gundlachs Karriere, die ihn zum bedeutendsten deutschen Modefotografen der Nachkriegszeit macht. In Paris wird das Ehepaar Waldenburger auf den jungen Fotografen aufmerksam - die Herausgeber der in Deutschland damals sehr bekannten Zeitschrift "Film und Frau". Bereits 1951 fängt er an, für das Magazin als Fotograf zu arbeiten. Seine Bilder zeigen mehr als nur die Mode.

"Inszenierung darf Mode nicht killen"

Lo Olschner im Ozelotmantel von Berger Hamburg 1954
Lo Olschner im Ozelotmantel von Berger Hamburg 1954Bild: FC Gundlach

Vor seiner Zeit als Modefotograf verdiente er sein Geld als Bildjournalist. Es sei für ihn sehr wichtig gewesen, seine Erfahrung als Reporter in die Modefotografie einbringen zu können, so Gundlach. "Denn man war ja oft in sehr überraschenden Situationen und dann aus einer Zero-Situation etwas zu gestalten, das fand ich dann spannend und ich konnte auf ein Repertoire von Erfahrungen zurückgreifen und die integrieren." Dabei reduzierter seine Bilder immer auf das nötigste. Denn für ihn sei ein gutes Modefoto dann gut, wenn es eine modische Information vermittelt, sagt er. "Wenn die Inszenierung die Mode killt, wenn es nur noch Stimmung ist, dann finde ich das zu weit."

"Er sieht die Welt mit anderen Augen"

F.C. Gundlach, Romy Schneider, Hamburg 1961
Romy Schneider, Portrait aus der Zeitschrift "Twen", Hamburg 1961Bild: FC Gundlach

Beim Rundgang durch die Deichtorhallen kommt man dem Fotografen, aber auch dem Menschen Gundlach recht nah. Denn gerade diese Klarheit seiner Bilder zeigt, wie er seine Umwelt wahrnimmt, wie er Menschen, Situationen beobachtet. "Er sieht die Welt mit Augen, die wir nicht haben, denn das muss man als Fotograf", schwärmt Gitta Schilling. Die elegante ältere Dame steht vor einem seiner Fotos, ein Foto von ihr. Als sie noch jung war. Schilling war damals ein gefragtes Model und hat viele Aufnahmen mit F. C. Gundlach gemacht. "Er hat mich so fotografiert, wie ich war", erinnert sich Schilling. "So reizend wie er sich heute präsentiert, so war er immer, vor allem war er immer ein Herr." Und es sei immer eine besondere Atmosphäre während der Arbeit gewesen. In Paris seien sie auch mal im Ritz chic essen gegangen.

Die Modeaufnahmen dokumentieren auch, wie sich der Zeitgeist während seiner Jahre als Fotograf verändert. Etwa in der gesellschaftlich spannenden Zeit von 1963 bis 1986, als Gundlach für die deutsche Frauenzeitschrift "Brigitte" arbeitete. Eine ganze Wand hängt voll mit mehr als 100 Titelseiten. Der Wandel des Frauenbildes, der wird beim Blick auf diese Cover deutlich: von der eleganten Dame hin zur selbstbewussten Frau.

Starporträts zeigen die Menschen

Doch nicht nur Fotomodelle posieren vor seiner Kamera. Auch seine Porträtaufnahmen von Filmstars sieht man in der Hamburger Ausstellung. Bilder, die versuchen, den Menschen hinter dem Star zu entdecken. So blickt der Besucher auch in das "andere" Gesicht von Romy Schneider. Ein ungeschminktes, blasses Gesicht mit traurigen ins Nichts schauenden Augen. "Man muss dann versuchen, das Klischee zu durchdringen und zum Kern zu kommen", sagt Gundlach. Besonders beeindruckend sei ihm das bei Romy Schneider gelungen. Sie sei jemand gewesen, die, wenn sie für sich selber stand, völlig verunsichert gewesen sei. "Sie spielte immer Rollen, sie war ein Medium und bei diesen Bildern sieht man das echte, sieht man das Gesicht von ihr schlechthin, das Wesen von ihr, auch die Tragik, die sie erleben musste, da war sie 21 Jahre alt."

Einfühlsame Kinderbilder

Inmitten der Bilder aus der Film- und Modewelt tauchen Fotos von Kindern auf. Zum Beispiel die Aufnahme dreier Jungen in kurzen Hosen, mit verschrammten Knien und verschmierten Gesichtern. "Kinder auf St. Pauli, 1970" steht auf dem kleinen Schild neben dem Bild. Denn auch solche Fotos gehören zu seiner Arbeit, wenn auch nur am Rande. F. C. Gundlach bleibt immer auch Foto-Reporter.

Fragt man den heute 81-Jährigen, umringt von seinen Werken, was er denn heute fotografiert, bekommt man die schlichte Antwort. "Gar nichts!"