Das Tomaten-Ghetto von Foggia
Nahe der italienischen Stadt Foggia leben tausende Migranten unter widrigsten Bedingungen in einem Camp, genannt "Great Ghetto". Mit ihrer Hilfe steigt Italien zu einem der größten Tomatenproduzenten weltweit auf.
"Gegen alle Ghettos, für würdevolle Arbeit"
Nachdem Anfang August 16 afrikanische Arbeiter auf dem Rückweg von den Feldern bei zwei Autounfällen ums Leben kamen, regt sich Protest unter den ausländischen Erntehelfern. Die meisten von ihnen stammen aus Afrika und sind über das Mittelmeer nach Europa gekommen.
Nicht mehr wilkommen
Unter der neuen italienischen Regierung sind Migranten wie dieser Afrikaner nicht mehr willkommen. Doch viele tausend afrikanische Migranten sind bereits im Land auf der Suche nach einem besseren Leben.
Hausen im Elend
Das "große Ghetto" in Foggia besteht aus mehr oder weniger provisorischen Unterkünften aus Wellblech- und Holzhütten, alten Autos und Wohnwagen. Bis zu tausend Migranten leben hier. Sie arbeiten hauptsächlich in der Feldarbeit, oft unter widrigsten Bedingungen.
Gehalt weit unter dem Mindestlohn
Die Migranten werden im Ghetto abgeholt und zum Ernteeinsatz gebracht. Sie verdienen selten über 3€. Außerdem müssen sie die Fahrt zum Erntefeld und zurück selbst bezahlen. Ein solcher Transport verunglückte am 6. August, ein weiterer zwei Tage zuvor.
Arbeiten in brütender Hitze
Mehr als 39 Stunden pro Woche müssen die Migranten nach eigenen Angaben in der Sommerhitze arbeiten. Dabei sind nur kurze Pausen erlaubt. Wasser und Essen müssen selbst mitgebracht werden.
Export-"Wunder" Italien
Italien wird 2018 voraussichtlich einer der größten Tomatenproduzenten der Welt sein. Das ist unmöglich ohne die Niedriglohnleistungen der afrikanischen Migranten. Diese sind meist völlig abhängig von den Landwirten.
Mafiöse Strukturen
Slums und unmenschliche Arbeitsbedingungen sind aber noch nicht alles. Sogenannte "Caporali" verschaffen ihnen die Arbeit auf dem Feld, bestimmen, wo sie wann arbeiten, und kontrollieren die Slums. Die Arbeiter werden gezwungen, ihnen einen Teil des Lohns abgeben. Strafen und körperlicher Gewalt dienen zum Erhalt der Machtstrukturen.
Wenig Hoffnung
Trotz der Proteste ist unklar, ob sich die Lage der Bewohner des "Great Ghetto" bessern wird. Zwar sagte die italienische Regierung strengere Kontrollen zu. Ähnliche Ankündigungen führten aber bisher nicht zu wesentlichen Verbesserungen: weder der Arbeitsbedingungen noch der Wohnsituation im Camp.