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Das Aus für den 500-Euro-Schein

3. Mai 2016

Es scheint nicht mehr um das 'ob' zu gehen, sondern nur noch um das 'wie': Die EZB könnte an diesem Mittwoch das Aus für die 500 Euro-Banknote beschließen. Ein teurer Plan. Und eine Menge Fragen, die noch zu klären sind.

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Symbolbild Fünfhundert Euro
Bild: picture-alliance/APA/B. Gindl

EZB entscheidet über 500 Euro-Schein

Das Ende des 500-Euro-Scheins scheint besiegelt. Die Zukunft der größten Euro-Banknote steht an diesem Mittwoch (04.05.2016) auf der Agenda der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt am Main. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet, der EZB-Rat wolle an dem Tag darüber entscheiden, wie die Abschaffung des 500er vollzogen werde.

Das Gremium, das aus sechs Mitgliedern des Direktoriums und den Notenbankchefs der 19 Euro-Länder besteht, hat dem Bericht zufolge mehrere Szenarien zur Wahl. Alle sähen vor, dass der 500er zeitlich unbegrenzt bei der Zentralbank umgetauscht werden könne. Die Vorschläge unterschieden sich darin, wie schnell der Austauschprozess organisiert wird.

Zu klären wäre zum Beispiel, wie lange der 500er noch produziert und ausgegeben wird. Zum letzten Mal wurde einer EZB-Übersicht zufolge die größte Euro-Banknote im Jahr 2014 gedruckt. Offen ist auch, wie lange der Schein noch gesetzliches Zahlungsmittel wäre. Dem "Handelsblatt" zufolge soll der 500er seinen Status als gesetzliches Zahlungsmittel zunächst behalten. Geschäfte müssen ihn also erst einmal weiter akzeptieren.

Die Abschaffung kostet über 500 Millionen

Wenn die größte der insgesamt sieben Euro-Banknoten nicht mehr zur Verfügung stünde, müssten die bislang kursierenden 600 Millionen 500er Banknoten schrittweise durch andere Noten mit kleinerem Nennwert ersetzt werden. Dafür müssten neue Scheine gedruckt werden. Die Produktion einer Banknote kostet im Schnitt acht bis neun Cent. Im günstigsten Fall würden dafür mehr als 500 Millionen Euro einkalkuliert, hatte die "FAZ" jüngst berichtet. Zuständig für die Herstellung sind die nationalen Notenbanken.

500er beliebt in kriminellen Kreisen

Zwar macht die 500-Euro-Banknote nur drei Prozent der Euro-Geldscheine aus, mit ihr lassen sich aber wegen des hohen Nennwerts schnell große Summen verschieben. Bargeld sei weiterhin eines der gängigsten Geldwäscheinstrumente in fast allen Bereichen organisierter Kriminalität, stellte die EU-Polizeibehörde Europol erst vor einigen Monaten in einer Analyse fest. Diese laufe weiter "in überwältigendem Maße traditionell".

Soll heißen: Praktisch alle Verbrechernetzwerke benutzen Bargeld, um die Herkunft ihrer Einnahmen zu verschleiern, diese über Landesgrenzen zu transportieren und möglichst unauffällig in die legalen Wirtschafts- und Finanzkreisläufe einzuspeisen. Bargeld ist anonym, kann blitzschnell den Besitzer wechseln und lässt sich schwer zurückverfolgen.

Der Wert der dabei bewegten Gelder lässt sich mangels verlässlicher Informationen nur erahnen. Die Schätzungen bewegen sich nach Angaben der auf die Bekämpfung von Geldwäsche spezialisierten Financial Action Task Force - einer von diversen Regierungen gegründeten internationalen Fachorganisation - weltweit zwischen einigen hundert Milliarden und einer Billion US-Dollar beziehungsweise Euro pro Jahr.

Eine Millionen Euro in bar passt in eine Notebooktasche

Die Mengen sind derartig groß, dass der Verkleinerung des Volumens eine zentrale Bedeutung zukommt. Und genau da kommt der 500-Euro-Schein mit ins Spiel: Eine Million Euro in 500-Euro-Scheinen wiegt etwa 2,2 Kilogramm und passt in eine Notebooktasche - die gleiche Summe in 50-Euro-Noten bringt es auf 22 Kilo und füllt eine Sporttasche. Wer illegale Einnahmen schmuggeln oder aus Geldwäschegründen ein Haus in bar kauft, nutzt das gerne aus.

Symbolbild Steuereinnahmen Geld Steuer BUND
Große Mengen Bargeld in kleinerer Stückelung wiegt schwer und ist unhandlichBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Tatsächlich ist die Zahl der im volkswirtschaftlichen Alltag eher selten benötigten 500-Euro-Scheine erstaunlich hoch. Nach Europol-Angaben machten diese Banknoten Ende 2014 allein etwa ein Drittel des Gesamtwerts aller ausgegebenen Euro-Geldscheine aus. Das waren grob 300 Milliarden Euro. Es stelle sich die Frage, wofür diese Geldscheine eigentlich benötigt würden, schrieb die Polizeibehörde in ihrer Analyse vom vergangenen Juli. Sie seien kein übliches Zahlungsmittel, viele Bürger hätten sie noch nie gesehen.

Europol regte damals an, mit der EZB über eine Verknappung der Menge an kursierenden 500-Euro-Scheinen zu reden oder zumindest die Möglichkeiten zur Nachverfolgbarkeit derart großer Banknoten zu verbessern.

Bedeutung hat der 500er auch, da vergleichbare Banknoten in anderen weltweit anerkannten harten Währungen wie dem US-Dollar oder dem britischen Pfund gar nicht existieren. In Großbritannien, wo der 500-Euro-Schein inzwischen sogar schon verboten wurde, soll es unter Geldwäschern sogar einen regelrechten Schwarzmarkt für die begehrte Note geben.

Mit ihrer Forderung nach Beschränkungen ist Europol nicht allein. In Deutschland etwa macht sich etwa der Bund Deutscher Kriminalbeamter schon seit Jahren sogar für eine Komplettabschaffung der 500-Euro-Scheine stark.

Gegen die Abschaffung des 500er

Trotzdem ist umstritten, ob mit einer Abschaffung der Banknote kriminelle Machenschaften eingedämmt werden können. So argumentierte beispielsweise Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider von der Universität Linz, Geldwäsche laufe längst weit überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte sich zuletzt skeptisch gezeigt. Im EZB-Rat reicht eine einfache Mehrheit.

Die EU-Finanzminister hatten bereits bei einem Treffen in Februar deutlich gemacht, dass sie von der EZB "angemessene Maßnahmen" mit Blick auf den 500-Euro-Schein erwarten.

iw/hb (dpa, afp)