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Eventbranche fordert Corona-Hilfen

Torsten Landsberg
9. September 2020

Corona hat die Eventbranche zum Erliegen gebracht. Das Bündnis #AlarmstufeRot fordert auf einer Demo in Berlin zielgerichtete Finanzhilfen.

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Betroffene aus der Eventbranche demonstrieren in Berlin für bessere Hilfsprogramme
Rund 15.000 Betroffene aus der Eventbranche demonstrierten in Berlin für bessere HilfsprogrammeBild: picture alliance / Geisler-Fotopress

Auf einmal steht er da: Elvis, der King, hinter einem Transparent mit der Aufschrift "The Show Must Go On". Mit rund 15.000 weiteren Betroffenen aus der Veranstaltungsbranche läuft der Hauptdarsteller aus "Elvis - Das Musical" am Mittwoch (9. September 2020) vom Roten Rathaus in Berlin zum Brandenburger Tor.

Das Corona-Virus  hat die Eventbranche nahezu komplett zum Erliegen gebracht. Clubs mussten schließen, Messen wurden abgesagt, Konzerte verschoben.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat zwei weitere Hilfsprogramme zugesagt: Mit 80 Millionen Euro sollen Musikfestivals und Veranstalter unterstützt werden, die jeweils bis zu 250.000 beziehungsweise 800.000 Euro beantragen können. Mit 27 Millionen Euro sollen zudem Musik-Clubs und Spielstätten mit Livemusik gefördert werden. Beide können jeweils Finanzhilfen von bis zu 150.000 Euro beantragen. Damit ist aber nicht der gesamten Branche geholfen.

Corona-Hilfen gehen am Bedarf vorbei

"Es ist gut, dass es Hilfsprogramme gibt", sagt Tom Koperek, Marketingchef einer Essener Veranstaltungsfirma und Mitinitiator des Bündnisses #Alarmstufe Rot . Diese gingen aber häufig an den Bedürfnissen vorbei. "Der Kulturmarkt nimmt im Veranstaltungssektor zwölf Prozent ein, alle anderen Veranstaltungen haben einen wirtschaftlichen Hintergrund", sagt Koperek. Messen und Kongresse fielen meist komplett aus, doch wirtschaftlich sei für diese Bereiche bislang wenig getan worden.

T-Shirts liegen auf der Wiese vor dem Bundestag. Eine Protestaktion der Eventbranche für mehr staatliche Hilfen in der Corona-Krise.
Symbolisch haben die Demonstranten vor dem Reichstag "ihr letztes Hemd" gegebenBild: picture alliance / Geisler-Fotopress

Koperek verweist auf das Überbrückungsprogramm der Bundesregierung für kleine und mittlere Betriebe. 24,6 Milliarden Euro hatte der Bund als Corona-Hilfen zur Verfügung gestellt, abgerufen wurden bis August lediglich 248 Millionen Euro. "Da ist also ein Programm am Bedarf der Unternehmen vorbei konzipiert worden." Für viele Firmen seien die Hürden zu hoch, um die Hilfen in Anspruch nehmen zu können. Es müsse nun darum gehen, das Überleben der Unternehmen bis Ende des ersten Quartals 2021 zu sichern.

Mehr als eine Million Beschäftigte

"Euer Spaß ist unser Job", steht auf einem Transparent im Demozug. 130 Milliarden Euro Umsatz im Jahr generiert die Branche, die mehr als eine Million Menschen beschäftigt. In fünf Bundesländern gab es bereits Demonstrationen des Bündnisses, auch bei dem ersten gemeinsamen Marsch in Berlin geht es den Veranstaltern ausdrücklich nicht um Kritik an den politischen Maßnahmen zum Infektionsschutz. Fast niemand ist ohne Mund-Nasenschutz unterwegs.

Herbert Grönemeyer spielt am Klavier. Auf der #AlarmstufeRot-Demo sagte er: "Die Gesellschaft lebt von Brot und Kultur. Ohne die Eventbranche ist keine Kultur möglich."
Sänger Herbert Grönemeyer: "Die Gesellschaft lebt von Brot und Kultur. Ohne die Eventbranche ist keine Kultur möglich."Bild: Getty Images/R.Juergens

Auf dem Weg vorbei am Reichstag sammeln Helfer T-Shirts der Demonstranten ein, die bildlich ihr letztes Hemd geben sollen. Auf der Wiese vor dem Reichstag werden sie ausgebreitet, Tournee-T-Shirts liegen neben solchen mit Firmenlogos von Caterern oder Messebauern. Sie fordern praktische finanzielle Lösungen: Zuschüsse in Höhe von 80 Prozent ihrer laufenden Fixkosten, längere Kreditlaufzeiten und tilgungsfreie Phasen sowie steuerliche Erleichterungen.

Grönemeyer: "Hilf- und glanzlos"

Vor dem Brandenburger Tor treffen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den zweiten Demo-Zug, der als Autokorso von der anderen Seite gekommen ist. Obwohl die Abstandsregeln weitgehend eingehalten werden, wird von der Bühne noch einmal darauf hingewiesen, denn:"Wir wollen der Politik, unseren Kunden und Gästen zeigen, dass es geht."

Die Branche habe nicht freiwillig die Arbeit niedergelegt, sagt Tom Koperek, "sondern wir machen das, damit sich das Infektionsgeschehen nicht weiter ausbreitet." Deshalb sei es notwendig, dass die Firmen und Soloselbständigen für die entstandenen Umsatzeinbrüche entschädigt würden. "Und es ist wichtig, dass es Gespräche über eine Öffnungsperspektive gibt."

Nachdem auf der Abschlusskundgebung die Forderungen noch einmal aufgezählt wurden, tritt Herbert Grönemeyer ans Mikrofon, um die Moral zu heben. "Ein Land ohne Live-Kultur ist wie ein Gehirn ohne geistige Nahrung", sagt er. Ohne die Gewerke der Eventbranche "sind wir Künstler hilf- und glanzlos." An seiner letzten Tournee seien 120 Personen beteiligt gewesen, von denen nur ein Drittel in Festanstellung gewesen sei.