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Politik

Corona-Ausbruch in NRW-Flüchtlingsheim

17. Mai 2020

Wieder ist es in einer Unterkunft für Flüchtlinge zu einer starken Ausbreitung des Coronavirus gekommen. In St. Augustin bei Bonn wurden 130 Menschen positiv getestet. Bei 170 Bewohnern fielen die Tests negativ aus.

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Coronavirus - St. Augustiner Flüchtlingsheim
Beamte von Polizei und Ordnungsamt in Schutzanzügen vor der Flüchtlingsunterkunft in St. AugustinBild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Wie die zuständige Bezirksregierung in Köln mitteilte, wurden in der Unterkunft insgesamt etwa 400 Personen getestet. 120 der 130 positiven Tests betrafen Flüchtlinge, die in dem Heim wohnen, die restlichen Fälle sind Sicherheitsmitarbeiter und andere Beschäftigte. 

Die Menschen, die sich mit dem Virus SARS-CoV-2 angesteckt haben, wurden demnach in einen Isolierbereich verlegt. Mindestens 60 negativ getestete Personen wurden bereits in anderen Einrichtungen untergebracht. Der Großteil der positiv getesteten Menschen zeige keine oder schwache Symptome, teilte die Bezirksregierung weiter mit.

Die Unterkunft in St. Augustin ist eine der zentralen Unterbringungseinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW). Nach ihrer Registrierung bleiben Flüchtlinge in der Regel einige Wochen dort, bevor sie auf die Kommunen verteilt werden. Es waren überwiegend junge Leute, aber auch Familien dort untergebracht.

Kritik gab es von den Grünen. "Wir haben mehrfach die Forderung gestellt, diese Heime durchzutesten", sagte der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Horst Becker dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Jetzt zeige sich, dass das viel zu spät passiert sei.

Gefährdungsquelle Massenunterkunft

Ähnliche Vorfälle hatte es in Nordrhein-Westfalen schon in Euskirchen und Mettmann gegeben. So wurden in Euskirchen mehr als 50 Personen in einem Flüchtlingsheim positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, in Mettmann bei Düsseldorf kam es in einem Flüchtlingsheim zu mehr als 30 Positivfällen.

Die deutschen Bundesländer haben in der Vergangenheit versucht, die Ausbreitung des Virus mit Tests, Quarantäne, verschärften Hygienemaßnahmen und der Schließung von Gruppenräumen einzudämmen. Kinder müssen in den Wohnheimen mitunter auf Unterricht und Gruppenbetreuung verzichten. Auch wurde versucht, die Bewohner von Unterkünften in verschiedenen Sprachen über die Infektionsgefahr zu informieren.

Viele Infizierte in Schlachtbetrieb in Niedersachsen

Bei den Arbeitern mehrerer deutscher Schlachthöfe waren in den vergangenen Tagen bereits gehäuft Corona-Infektionen aufgetreten. Nun meldet ein Zerlegebetrieb in Niedersachsen 92 Infektionen in der Belegschaft. Das Unternehmen aus Dissen setzte die Produktion aus. Die betroffenen Mitarbeiter sowie deren Kontaktpersonen würden in Quarantäne geschickt, teilte der Landkreis Osnabrück mit.

Die Fleischindustrie steht wegen prekärer Arbeits- und Unterkunftsbedingungen bereits seit vielen Jahren in der Kritik. Auch hier gelten, wie bei Flüchtlingsheimen, die Massenunterkünfte als besonders anfällig für eine schnelle Ausbreitung des Coronavirus.

qu/rb/kle (dpa, afp, ksta)