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Politik

Clintons Wahlkampfchef greift Moskau an

12. Oktober 2016

Hillary Clintons Wahlkampfchef Podesta beschuldigt russische Geheimdienste, hinter einem Hackerangriff auf sein E-Mail-Konto zu stecken - und wirft Trumps Team vor, gemeinsame Sache mit Moskau zu machen.

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USA John Podesta, Vorsitzende der Kampagne Clintons
John Podesta diente bereits Bill Clinton und Barack ObamaBild: picture-alliance/AP Photo/A. Harnik

Der Wahlkampfleiter der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ist nach eigenen Angaben Opfer eines Cyberangriffs geworden. Das FBI habe Ermittlungen aufgenommen, teilte John Podesta mit. Dabei gehe es um das "kriminelle Hacking" von E-Mails, die die Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlicht habe. Die Ermittlungen der Bundespolizei seien Teil einer größer angelegten Untersuchung einer Hackerattacke auf Computer der Demokratischen Partei.

Podesta sagte, Russland stecke hinter dem Angriff und mache womöglich gemeinsame Sache mit dem Stab von Clintons republikanischen Gegenkandidaten Donald Trump. Es gebe eine "russische Einmischung in diese Wahl" und den Versuch Moskaus, "sie zugunsten von Herrn Trump zu beeinflussen". Trumps außenpolitische Ansichten stimmten "mehr mit der russischen Außenpolitik" überein als mit der US-Politik. Die US-Regierung hatte Russland ebenfalls kürzlich vorgeworfen, die Demokratische Partei gehackt zu haben, um den Präsidentschaftswahlkampf zu beeinflussen. Russland hat dies zurückgewiesen.

US TV Debatte Trump vs Clinton
Trump und Hillary Clinton bei der vergangenen TV-DebatteBild: picture alliance/AP Photo/J. Locher

Podesta beschuldigte den Berichten zufolge zudem das Wahlkampfteam des republikanischen Kandidaten Donald Trump, vom Wikileaks-Gründer Julian Assange im Voraus über die Veröffentlichung der gehackten E-Mails informiert worden zu sein. Trumps Berater Roger Stone hatte im August in Zusammenhang mit den Hackerangriffen getwittert, auch Podestas Zeit komme bald.

Die Enthüllungen der von Julian Assange gegründeten Plattform seien "ihre Gegenmaßnahme gewesen um zu versuchen, die öffentliche Aufmerksamkeit von den verabscheuungswürdigen Dingen abzulenken", die Trump in einem kurz zuvor veröffentlichten Video gesagt habe, meinte Podesta. In der heimlichen Aufzeichnung aus dem Jahr 2005 äußerte sich der Immobilienmilliardär vulgär über Frauen und prahlte mit sexuellen Zudringlichkeiten. Die Äußerungen lösten große Empörung aus, dutzende republikanische Mandatsträger entzogen Trump ihre Gefolgschaft. "Ob das Herrn Assanges Entscheidung war um zu versuchen, Herrn Trump zu helfen, oder ob es da eine Koordinierung gab, kann ich nicht wissen", kommentierte Podesta nun. "Ich sage nur, es ist ein schrecklich seltsamer Zufall, dass dies genau zu dem Zeitpunkt geschah, als das Wasser kurz vor dem Siedepunkt war." Podesta mischt seit langem in der großen Politik mit. Er diente bereits dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton und Amtsinhaber Barack Obama.

Noch keine Skandale zutage getreten

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Freitagabend begonnen, tausende E-Mails zu veröffentlichen, die von Podestas persönlichem Googlemail-Konto stammen sollen. Russische Hacker sollen das Material der Plattform zur Verfügung gestellt haben. Die Veröffentlichung der E-Mails löste bislang keine Skandale aus, allerdings erhielt die Öffentlichkeit Einblicke, wie Clintons Wahlkampfteam arbeitet.

Bereits im August hatte Wikileaks gehackte E-Mails von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes der Demokraten veröffentlicht. Daraus ging hervor, dass diese im Vorwahlkampf für Clinton voreingenommen waren, was zum Rücktritt der Parteichefin Debbie Wasserman Schultz führte.

stu/se (afp, dpa, rtr)