1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Atomkraft aus Nordkorea?

25. April 2008

Ein CIA-Video soll beweisen, dass Nordkorea Syrien beim Bau eines Atomreaktors geholfen hat. Beide Länder dementieren. Die fragliche Anlage ist bereits zerstört, vermutlich von Israel.

https://p.dw.com/p/Dnzl
Luftaufnahme der vermuteten syrischen Atomfabrik am 5. August 2007
Die mutmaßliche Atomanlage vor dem mutmaßlichen israelischen Angriff...Bild: AP

Der amerikanische Geheimdienst CIA hat anscheinend Beweise dafür, dass Syrien mit Hilfe von Nordkorea versucht hat, eine Atomanlage zu bauen. Wie die "Washington Post" berichtet, hat die CIA ein Video, das nordkoreanische Wissenschaftler im Inneren einer syrischen Atomanlage zeigen soll. Diese gleiche der Form nach dem nordkoreanischen Reaktor Yongbyon, in dem Nordkorea Plutonium hergestellt haben soll. Das Video soll am Donnerstag (24.04.2008) dem Geheimdienstausschuss von Kongress und Senat in Washington vorgelegt werden.

Syrien und Nordkorea dementieren

Luftaufnahme der vermuteten syrischen Atomfabrik am 24. Oktober 2007
... und danachBild: AP

Die fragliche Anlage liegt im syrischen Militärkomplex Al-Kibar. Sie ist mittlerweile zerstört, vermutlich durch israelische Luftangriffe im September 2007. Israel hat das allerdings nie offiziell bestätigt. Satellitenbilder lassen allerdings Luftschläge vermuten. US-Beamten zufolge war das fragliche Video seinerzeit für Israel ein entscheidender Grund, die syrische Anlage zu bombardieren.

Nordkorea und Syrien haben die Anschuldigungen prompt zurückgewiesen. Syrien erinnerte daran, dass auch die Beweise für Massenvernichtungswaffen, die die USA vor dem Irak-Krieg präsentiert hatten, falsch waren.

Auswirkungen auf Gespräche mit Nordkorea

Befürchtet wird jetzt, dass das Geheimdienstmaterial die Sechs-Länder-Gespräche über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms belasten, an denen die USA, Russland, China, Japan sowie Nord- und Südkorea beteiligt sind. Denn Nordkorea hat bereits erklärt, sein Nuklearprogramm vollständig offengelegt zu haben.

Aber auch für Israel könnte die Veröffentlichung unangenehm werden. Laut "Washington Post" gehen US-Geheimdienstkreise nämlich davon aus, dass die syrische Anlage vor dem israelischen Angriff noch gar nicht einsatzbereit war. Auch Uran sei noch nicht in der Anlage gewesen. David Albright, Präsident des Institute for Science and International Security (ISIS) und selbst früher UN-Waffeninspekteur, sagte der "Washington Post", der Reaktor habe vielleicht nie zu einem Waffenprogramm gehörte.

Frankreich und Syrien reden miteinander

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und sein syrischer Amtskollege Baschar al-Assad (Quelle: AP)
Doch eine Achse des Bösen? Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und sein syrischer Amtskollege Baschar al-AssadBild: AP

Die Anschuldigungen gegen Syrien kommen just zur selben Zeit, da Frankreich wieder diplomatischen Kontakt zu Damaskus aufgenommen hat. Wie das Außenministerium in Paris bestätigte, haben sich Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner und sein syrischer Amtskollegen Walid al-Muallem am Rande einer Irak-Konferenz in Kuwait getroffen. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte die Beziehungen Ende Dezember eingefroren wegen des Streits um die Wahl eines libanesischen Präsidenten.

Assad: Türkei vermittelt

Unterdessen berichtete die regierungsnahe syrische Tageszeitung "Al-Watan", der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vermittle zwischen Israel und Syrien. Erdogan habe Syriens Präsident Baschar al-Assad mitgeteilt, Israels Regierungschef Ehud Olmert habe ihm versichert, Israel werde für einen Friedensvertrag mit Syrien die Golanhöhen räumen. Israel hält den Golan seit 1967 besetzt. Für Syrien ist dessen Rückgabe eine Bedingung für einen Friedensvertrag mit Israel. (det)