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China und Japan zieht es nach Kuba

Andreas Knobloch (Havanna) 22. September 2016

In diesen Tagen besuchen die Premierminister Japans und Chinas Havanna. Firmen beider Länder drängen auf den kubanischen Markt, der für US-Unternehmen weiterhin verschlossen ist. Andreas Knobloch aus Havanna.

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Bild: picture-alliance/ZB/J. Büttner

Kuba ist in Mode. Nach der Visite des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Havanna Anfang der Woche stehen nun die Besuche der Premierminister Japans und Chinas auf der Karibikinsel auf dem Programm - Ausdruck eines gesteigerten Interesse der asiatischen Großmächte an Kuba.

Am Donnerstagabend landete Japans Regierungschef Shinzō Abe in Havanna. Der erste Besuch eines japanischen Ministerpräsidenten auf der Karibikinsel überhaupt eröffnet ein neues Kapitel der seit 1929 bestehenden bilateralen Beziehungen. Zuletzt hatte im Mai vergangenen Jahres Außenminister Fumio Kishida Kuba besucht, kurz nachdem die USA und Kuba ihre Annäherungspolitik begannen. Im Juni diesen Jahres wiederum war Kubas Vizepräsident, Miguel Diaz-Canel, in Tokio gewesen.

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Die Außenminister Kubas und Japans bei ihrem Treffen kürzlich in HavannaBild: Picture-alliance/Kyodo

Starke Wirtschaftspartner gesucht

Wie in vielen anderen Ländern hat die Neuausrichtung der US-Kuba-Politik sowie die neue wirtschaftliche Dynamik in Kuba durch die von Präsident Raúl Castro eingeleitete wirtschaftliche Öffnung auch in Japan ein neues Interesse an Kuba hervorgerufen. Bisher waren die Verbindungen vor allem auf Entwicklungszusammenarbeit konzentriert.

Während die Entspannungspolitik langsamer als von vielen erwartet voranschreitet - die US-Blockade ist weiterhin in Kraft und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im November ungewiss - käme ein starker Wirtschaftspartner wie Japan gerade recht; durch die reduzierten Öllieferungen des Verbündeten Venezuela war die kubanische Ökonomie zuletzt in Schwierigkeiten geraten.

Pünktlich zum Abe-Besuch wurde eine Restrukturierung der Altschulden Kubas gegenüber Japan in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro vereinbart. Die Übereinkunft ist Teil der Umschuldungsverhandlungen Kubas mit dem Pariser Club und macht den Weg frei für japanische Kredite und Investitionen. Zudem wird Abe Kuba im Rahmen der Visite medizinisches Gerät überlassen, wie die japanische Zeitung Nikkei berichtete. Offiziell als Entwicklungshilfe tituliert dürfte damit die Hoffnung auf spätere Exportaufträge für Medizintechnologie einhergehen. Zudem soll ein Ausbildungszentrum für kubanische Mediziner eingerichtet werden, in dem diese an japanischer Technologie geschult werden. Medizintechnik ist neben Tourismus und Infrastrukturprojekten einer jener Bereiche, die für japanische Unternehmen besonders interessant sein dürften.

"Markt mit Potential"

Der Besuch Abes könnte japanischen Unternehmen, die auf der Insel Geschäfte machen wollen, neue Türen öffnen. Im Juli hatte der Mitsubishi-Konzern ein Büro in Havanna eröffnet. "Wir versuchen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu finden, um Infrastrukturprojekte zu realisieren, ebenso wie neue Handelsmöglichkeiten", sagte Mitsubishis Vizedirektor für Globale Strategien, Mitsuyuki Takada, damals der Nachrichtenagentur Reuters. Die vor zweieinhalb Jahren in Mariel vor den Toren Havannas eingerichtete Sonderwirtschaftszone, in der ausländischen Investoren Steuervorzüge und andere Vorteile gewährt werden, ist wegen ihrer strategischen Lage im Zentrum der Karibik zwischen den USA und Panama-Kanal interessant. "Aus logistischer Sicht hat der karibische Markt großes Wachstumspotential", so Takada.

Trotz dieser kleinen diplomatischen Offensive sind die Beziehungen zwischen Japan und Kuba weit davon entfernt, so gut zu sein wie die zwischen Havanna und Peking. China ist Kubas zweitwichtigster Handelspartner, wenn auch weit hinter Venezuela - und in gewisser Weise Vorbild für Kubas wirtschaftliche Reformen. Ideologisch stehen sich beide Länder nahe.

Kuba Iran Rohani bei Kastro
Irans Präsident Rohani war auch schon da: Treffen mit Kubas Präsident Raul CastroBild: Reuters/A. Ernesto

Der gute Freund aus Peking

Nach Abe wird Chinas Premier, Li Keqiang, dieser Tage auf Kuba erwartet. Die Reise wurde bestätigt; genaue Reisedaten gibt es allerdings noch nicht. Beim Besuch von Chinas Präsidenten, Xi Jinping, auf Kuba im Juli 2014 waren rund dreißig Abkommen geschlossen worden, die die bilateralen Beziehungen, die in diesem Jahr 56 Jahre alt werden, "auf neue Höhen zu heben". Kooperationen wurden in den Bereichen Gesundheit, Biotechnologie, Bildung, Landwirtschaft, Erneuerbare Energien sowie Tourismus vereinbart. Auch der Ausbau der Internet-Infrastruktur in Kuba geschieht mit chinesischer Technik. Seit Dezember 2015 gibt es zudem Direktflüge zwischen Peking und Havanna.

Der Handel zwischen beiden Staaten belief sich im vergangenen Jahr auf knapp 1,6 Milliarden US-Dollar - ein Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber 2014. Allerdings gibt es bisher nur wenige kubanisch-chinesische Joint-Ventures, auch sind die chinesischen Direktinvestitionen mit geschätzten 460 Millionen US-Dollar (vor allem im Tourismussektor) bisher relativ gering. Die Tendenz ist allerdings steigend.

China unterstützt Kuba vor allem mit Krediten. Im Februar waren zwei Kreditlinien vereinbart worden - sie ermöglichen Kuba den Kauf von chinesischen Traktoren, die zur Reisernte eingesetzt werden sollen, sowie von 240 Eisenbahnwaggons zur Personenbeförderung. Zudem wird mit chinesischen Geldern - die Rede ist von mehr als 100 Millionen US-Dollar - der Frachthafen von Kubas zweitgrößter Stadt, Santiago de Cuba, ausgebaut.

Bei den Gesprächen Lis in Havanna dürften Wirtschaftsabkommen und Kooperationsvereinbarungen im Vordergrund stehen. Ebenso wie Japan will China sich auf Kuba in Position bringen, bevor die US-Blockade fällt und US-Unternehmen auf den kubanischen Markt drängen.