Cameron wegen Skandal weiter unter Druck
20. Juli 2011Was wusste David Cameron von den Abhörmethoden der "News of the World"? Der britische Premierminister will an diesem Mittwoch (20.07.2011) vor dem Parlament in London eine Stellungnahme in der Sache abgeben. Dafür kehrte er extra vorzeitig von einer Afrika-Reise zurück. Die Abgeordneten hatte der Regierungschef gebeten, die Sitzungsperiode um einen Tag zu verlängern, damit er sich zu den jüngsten Ereignissen äußern kann.
27 Treffen in 15 Monaten Amtszeit
Seine Aussage wird mit Spannung erwartet. In der Abhör- und Korruptionsaffäre um die inzwischen eingestellte Boulevardzeitung "News of the World" ist Cameron in den vergangenen Tagen immer mehr unter Druck geraten wegen seiner engen Kontakte zu Medien und Managern des Murdoch-Konzerns News Corp. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass die vorübergehend festgenommene Murdoch-Managerin Rebekah Brooks Gast bei seinem 44. Geburtstag im vergangenen Oktober war. Die Geburtstagseinladung war zunächst von der Downing Street verschwiegen worden. Außerdem kam heraus, dass es bereits die 27. Begegnung Camerons mit Murdoch-Managern in nur 15 Monaten Amtszeit war.
Kritisiert wird auch, dass der Premier den früheren "News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson zu seinem Berater gemacht hatte. Dieser war vor wenigen Tagen festgenommen worden. Es gibt bereits Rücktrittsforderungen an Cameron. Der Labour-Abgeordnete Gerald Kaufman fragte: "Sollte der Premierminister nicht seine Position überdenken?". Oppositionsführer Ed Miliband attestierte Cameron einen "katastrophalen Einschätzungsfehler", als er Coulson zu seinem Regierungssprecher machte.
Entschuldigung, aber keine Verantwortung
Am Dienstag waren der australische Medientycoon Rupert Murdoch und sein Sohn James vor einem britischen Parlamentsausschuss erschienen. Dabei wies Murdoch jede Verantwortung für den Medienskandal zurück. Er sei hinters Licht geführt worden, so der Chef des Medienkonzerns News Corp. Sein Sohn und er entschuldigten sich bei den Opfern der Abhöraffäre.
Der seit Jahren laufende Skandal war in den vergangenen Wochen neu aufgeflammt, nachdem bekanntgeworden war, dass bis zu 4000 Telefone von Prominenten und Privatleuten abgehört worden sein sollen. Außerdem floss Bestechungsgeld an die Polizei. Wegen der Affäre haben bereits zahlreiche hochrangige Vertreter des Verlags und der Londoner Polizei ihren Job verloren.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Annamaria Sigrist