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Vom "ewigen Zweiten" zum Toursieger

24. Juli 2011

Cadel Evans hat als erster Australier die Tour de France gewonnen. Der 34-Jährige feierte in Paris den größten Erfolg seiner Karriere. Lange galt Evans als "ewiger Zweiter" und auch als "Bruchpilot".

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Radprofi Cadel Evans im Gelben Trikot. Foto: dapd
In Gelb nach ParisBild: dapd
Evans auf der Etappe hinaus nach Alpe d'Huez. Foto: dapd
Profi mit KämpferherzBild: dapd

"Radsport ist stürzen und wieder aufstehen", hat einmal Walter Godefroot gesagt, der belgische Teamchef des einst erfolgreichen deutschen Teams Telekom. Cadel Evans, der Sieger der Tour de France 2011, kann davon ein Lied singen. So brach sich der Australier allein 2003 dreimal in einer Saison das Schlüsselbein – und kam immer wieder: ein Bruchpilot mit einem Kämpferherz.

Vom Mountainbike aufs Rennrad

Am 14. Februar 1977 in Kathrine im Norden Australiens geboren, begann Evans seine Radsport-Karriere auf dem Mountainbike. 1998 und 99 gewann er die Weltcupgesamtwertung, ehe er im Jahr 2000 aufs Rennrad wechselte. In seiner ersten Profisaison 2001 genoss der Australier noch die Freiheit, neben Straßen- auch Mountainbike-Rennen bestreiten zu dürfen. 2002 sorgte Evans erstmals für Schlagzeilen, als er für einen Tag das Rosa Trikot des Giro d'Italia tragen durfte. Ein zweijähriges Gastspiel beim Team Telekom (2003-2004) verlief weitgehend erfolglos.

Zweimal knapp geschlagen Zweiter

Die drei Ersten der Tour 2008: Sastre, Evans, Kohl. Foto: AP
Evans (l.) Tour-Zweiter 2008 hinter Sastre (M.)Bild: AP

2005 wechselte Evans zum belgischen Lotto-Team und startete erstmals bei der Tour de France. Der Australier bewies seine Qualitäten als Rundfahrt-Spezialist und belegte den achten Platz der Gesamtwertung. 2006 war er schon Fünfter, nach der Disqualifikation des Siegers Floyd Landis sogar Vierter. Nun wurde Evans zu den Tour-Favoriten gezählt. Beinahe hätte es schon 2007 zum Sieg gereicht. Auf der vorletzten Etappe, einem Einzelzeitfahren über 55 Kilometer, nahm Evans dem Spanier Alberto Contador anderthalb Minuten ab. Am Ende aber fehlten dem Australier 23 Sekunden, um die Tour zu gewinnen. Auch 2008 blieb Evans nur Platz zwei der Gesamtwertung. Diesmal landete er 58 Sekunden hinter dem Spanier Carlos Sastre.

Weltmeister 2009

Den Ruf des "ewigen Zweiten" legte Cadel Evans 2009 ab. Im Alter von 32 Jahren gewann der Australier in Mendrisio in der Schweiz den Weltmeistertitel. "Die Welt hat mir jahrelang erzählt, dass ich keine großen Rennen gewinnen kann", sagte Evans damals unter Tränen. "Aber heute bin ich Weltmeister geworden." Evans wurde übrigens niemals bei Dopingkontrollen positiv getestet, geriet aber zwischenzeitlich in Verdacht. Grund waren seine Kontakte zum umstrittenen italienischen Arzt Michele Ferrari, dem die Presse den Beinamen "Dottore Epo" gab. Ferrari habe nur Trainingspläne für ihn aufgestellt, entgegnete Evans.

Evans beim Zeitfahren der Tour de France. Foto: dapd
Cadel Evans ist stark im Zeitfahren, dem Kampf gegen die UhrBild: dapd

Schnell von A nach B

Seine Heimat Australien hat der 34-Jährige in diesen Tagen ins Radsport-Fieber versetzt. Tausende Fans verfolgten zuletzt auf Großleinwänden in Melbourne die Tour-de-France-Etappen. Evans selbst meidet eher den Trubel. Der Radprofi, der mit einer Italienerin verheiratet ist, gilt als zurückhaltend. Große Worte sind nicht seine Sache. Vor dem Zeitfahren in Grenoble, das ihm den Sieg bei der Tour 2011 bescherte, beschrieb Cadel Evans seine Taktik so: "Ganz einfach: Schnell von Punkt A nach Punkt B fahren."

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Calle Kops