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Politik

Bundespräsident ermahnt die Parteien

8. Oktober 2021

In der österreichischen Regierungskrise hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Wort ergriffen. Er ermahnte die Parteien, an das Wohl des Landes zu denken. Kanzler Kurz will weiterhin nicht zurücktreten.

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Regierungskrise in Österreich | Alexander Van der Bellen
Der Bundespräsident Österreichs, Alexander Van der Bellen, während seiner Rede an die NationBild: Herbert Neubauer/APA/dpa/picture alliance

Alle Parteien seien jetzt aufgefordert, zuallererst an das Wohl des Landes und nicht an eigene Interessen zu denken, sagte der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Österreich kann sich jetzt keine Egoismen leisten", sagte das Staatsoberhaupt in einer kurzen Rede an die Nation.

Ohne Kanzler Sebastian Kurz und dessen ÖVP ausdrücklich zu nennen, ließ er seinen Unmut über deren Verhalten erkennen. Zwar hätten Beschuldigte ein Recht auf die Unschuldsvermutung, "aber auch die Bürgerinnen und Bürger Österreichs haben Rechte, unter anderem jenes auf eine handlungsfähige Regierung".

Grüne wollen nicht mehr mit Kurz

Die Grünen hatten am Freitag klargestellt, dass eine Fortsetzung ihrer Koalition mit der konservativen ÖVP angesichts der schweren Korruptionsvorwürfe gegen Kanzler Kurz nur ohne ihn möglich sei. 

Regierungskrise in Österreich | Sigrid Maurer und Werner Kogler
Sigrid Maurer, Grünen-Fraktionschefin und Vizekanzler Werner Kogler wollen die Koalition platzen lassenBild: Georg Hochmuth/APA/dpa/picture alliance

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kurz und einige seiner engsten Vertrauten wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Untreue. Das Team soll den Aufstieg von Kurz an die Spitze von Partei und Staat seit 2016 durch geschönte Umfragen und gekaufte Medienberichte abgesichert haben. Dafür seien Steuermittel geflossen. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe, die am Mittwoch nach einer Razzia im Bundeskanzleramt bekanntgeworden waren.

"Ich habe andere Erwartungen"

"Im Raum stehen schwere Anschuldigungen", sagte der Präsident. Es entstehe ein "Sittenbild, das der Demokratie nicht gut tut". Er habe andere Erwartungen an das Verhalten von politisch Verantwortlichen, fügte er hinzu. Generell betonte das Staatsoberhaupt: "Ich werde mit Argusaugen darüber wachen, dass die Handlungsfähigkeit und Integrität aller Institutionen unserer Republik gewährleistet ist".

Kurz will nicht zurücktreten

Kurz erklärte unterdessen, er halte an seinem Amt fest. Er und seine Partei seien "handlungsfähig und vor allem auch handlungswillig", sagte er in Reaktion auf Van der Bellens Äußerungen in einem kurzfristig angekündigten Statement im Wiener Kanzleramt.

Österreichischer Bundeskanzler Sebastian Kurz
Hält sich für unschuldig: Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)Bild: Georg Hochmuth/APA/dpa/picture alliance

Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien "schlicht und ergreifend falsch", so der Bundeskanzler. Er freue sich darauf, die Anschuldigungen in einem Verfahren gegen ihn zu widerlegen. 

nob/ml/gri (dpa, afp)