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Spielerinnen fordern Einschreiten des DFB

Stefan Nestler mit dpa, sid
20. März 2021

Deutschlands Bundesliga-Fußballerinnen fordern eine härtere Strafe gegen Trainer Heiko Vogel. Dessen Äußerungen über Frauen im Fußball seien ebenso diskriminierend wie die Art der Sanktion gegen ihn.

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Deutschland Der gesperrte Trainer Heiko Vogel
Wegen frauenfeindlicher Äußerung gesperrt: Regionalliga-Trainer Heiko VogelBild: van der Velden/Fotostand/picture alliance / Fotostand

Deutschlands Fußballerinnen sind sauer. "Wir alle fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht", schrieben die Fußballerinnen der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga in einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Sie bezogen sich dabei auf den Fall Heiko Vogel. Der 45-Jährige trainiert das U23-Männerteam des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Nach Angaben einer Schiedsrichter-Assistentin hatte Vogel ihr beim Verlassen des Platzes nach einem Regionalliga-Spiel zugeraunt: "Frauen haben auf dem Fußballplatz absolut nichts zu suchen."

"Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport" 

Der Westdeutsche Fußballverband (WDFV), der zuständige Regionalverband im DFB, hatte die Äußerung lediglich als "unsportlich" bewertet. "Das ist weit mehr als unsportlich, sondern beleidigend und diskriminierend", beschwerten sich die Fußballerinnen der obersten beiden Ligen. Mindestens in gleichem Maße empörte die Spielerinnen die Sanktion des WDFV: Vogel soll bis zum Sommer sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft leiten. "Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball", heißt es in dem offenen Brief. "Uns stellt sich die Frage, wie das Trainieren eines Frauen- oder Mädchenteams als eine Strafe festgelegt werden kann."

Die Fußballerinnen forderten den DFB auf, "Stellung zu beziehen und aktiv zu werden". DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, im Verband für den Frauenfußball zuständig, reagierte und schloss sich der Kritik an: "Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen." Der DFB steht nach eigenen Angaben seit Tagen in Kontakt mit dem WDFV, der das Urteil derzeit überprüfe.

Ex-Nationalspielerin Verena Schweers sagte gegenüber der DW: "Ernsthaft?! Ich dachte, wir wären weiter - es gibt noch viel zu tun! Ja! Dass man jetzt die Stärke einer Gruppe nutzt und einen offenen Brief verfasst hat, war längst überfällig." Schweers, die im Sommer ihre Karriere beendet hat, kritisierte neben Vogel auch den Verband: "Ein Trainer, der im Moment seiner persönlichen Niederlage die Schuld bei zwei Schiedsrichterinnen sucht und diese aufgrund ihres Geschlechts beleidigt, dazu ein Verband, der den Trainer zur Strafe zum Frauenfußball schickt - das ist ein krasses Abbild der aktuellen Situation im deutschen Frauenfußball." 

Eberl: Keine Strafe, sondern Angebot 

Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, hatte am Freitag erklärt, Vogel habe einen Fehler gemacht: "Was er gesagt hat, das gehört sich nicht. Das missbilligen wir auch hier im Verein." Eberl bestritt allerdings, dass das Training eines Frauen- oder Mädchenteams die ursprüngliche Strafe gewesen sei. "Die Strafe waren zwei Spiele Sperre, eine Geldstrafe vom Verband plus eine Geldstrafe vom Verein on top", sagte Eberl. Vogel habe im Zuge der Verhandlungen von sich aus vorgeschlagen, eine Frauen-Mannschaft zu trainieren, so Eberl, "um seine Wertschätzung für den Frauenfußball auszudrücken. Insofern ist das keine Strafe, sondern ein Angebot."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter