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Deutsche Olympiahoffnungen

Lutz Kulling

Im Fechten hat Deutschland zumindest zwei heiße Eisen im Feuer: Die Modellathletin Britta Heidemann mit dem Degen und Florett-Virtuose Peter Joppich gelten jeweils als Primus ihrer Zunft.

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Fechterinnen im Wettkampf(AP Photo Eckehard Schulz)
Bild: AP

Metallisches Klirren und keuchender Atem dringen durch die Halle, gefolgt von einem spitzem Aufschrei – dann reißt sich die junge Frau die Maske vom Gesicht. Die Klingen zu kreuzen, ist ohnehin nicht alles für Britta Heidemann. Denn die Degen-Weltmeisterin, die 2007 in St. Petersburg erstmals den Titel holte, hat noch eine andere Passion: Das Chinesisch-Studium scheint ihr jedenfalls mehr Lust als Last zu sein.

Britta Heidemann wird nach ihrem Sieg im WM-Finale 2008 gefeiert. (AP Photo/Dmitry Lovetsky)
So schön kann siegen sein: Britta HeidemannBild: AP

„Ich mag es, wenn ich mich vor wichtigen Wettkämpfen auch für die Uni vorbereiten muss. Ich sehe das ein Stück weit auch als mentales Training“, so Heidemann. Eine Einstellung, die im modernen Hochleistungssport wohl eher mit der Lupe zu suchen ist. Wobei die Liebe zu Land und Leuten natürlich auch eine Rolle spielt.


Hoffen auf den „Heimvorteil“

Denn die 25jährige Leverkusenerin pflegt eine intensive Beziehung zum Gastgeberland der Olympischen Spiele: Bereits vor 10 Jahren war sie als Schülerin das erste Mal in China und ist zu Trainings- und Studienzwecken immer wieder dorthin zurückgekehrt. Britta Heidemann blickt denn auch freudig voraus: „Weil mich auch viele chinesische Freunde in der Halle anfeuern werden und ich eine Art Heimvorteil genieße.“

Bei der Wahl der Sportart dauerte es dagegen, bis sie ihre Bestimmung fand: In der Schulzeit versuchte sie sich zunächst recht erfolgreich als Leichtathletin und Schwimmerin. Später kam noch der Moderne Fünfkampf dazu, bevor sie dem Degen endgültig den Vorzug gab. Unbestritten ein gelungenes Manöver, denn bereits 2004 holte sie mit der deutschen Mannschaft Silber in Athen.

Im Vorfeld der Spiele in Peking hatte Heidemann, nach zwei Grand-Prix-Siegen in dieser Saison auch Weltranglistenerste, mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Denn in der Millionenmetropole geraten offenbar selbst für Sprachkundige manche Wege zur Odyssee. „Ich kann mittlerweile mit den Einheimischen doch recht flüssig kommunizieren“, berichtet die Fechterin. „Aber bei Taxifahrern haben wir es wiederholt erlebt, dass sie mich überhaupt nicht verstanden haben - oder selbst mit überreichten Visitenkarten nicht ans Ziel fanden.“


China-Fan auf Abwegen

Nicht nur in Fernost ist die 1,80 Meter große Athletin mit den blonden Haaren eine Ausnahmeerscheinung: Interviews in Zeitungen, für Radio und Fernsehen oder gar aufwendig gestylte Modefotos machten Britta Heidemann auch hierzulande zum Medienstar. Und Sponsoren werfen zunehmend ein Auge auf eine, die auch jenseits der Planche stets eine gute Figur abgibt.

Natürlich war vor den Spielen in Peking auch ihre China-Expertise besonders gefragt. Doch selbst beim verbalen Spagat zwischen Tibet, Training und Terrakotta-Armee zeigt sich die Degen-Dame geschmeidig. „Ich denke, dass es dem Fechten ganz gut tut, dass Peter Joppich und ich in den Medien ein bisschen präsenter sind als in den vorhergehenden Jahren“, kommentiert Heidemann als Botschafterin nicht nur in eigener Sache. „Auch unsere erfolgreiche Sportart hat Anerkennung verdient.“


Medienpräsenz nicht nur fürs Ego

Das Foto zeigt Peter Joppich nach seinem Sieg gegen den Russen Igor Gridnev im Semifinale der WM 2008. (AP Photo/Robert F. Bukaty)
Freude nach der Olympiaqualifikation: Peter JoppichBild: AP

Der Respekt für den schon erwähnten Peter Joppich steht denn auch außer Frage: Seit Jahren gilt der Sportsoldat aus Koblenz als deutsches Trumpf-Ass mit dem Florett. Im letzten Jahr wurde er bereits zum dritten Mal Weltmeister. Und von wegen, Coolness siegt – seinen entscheidenden Treffer quittierte er mit einer Art Urschrei: „Es war ein Reflex. Ich habe gesehen, dass er mich direkt angreift, habe sofort zur Parade gezogen – und die Reposte hat dann auch getroffen.“

Und schon war der damalige Weltranglistenerste Andrea Baldini aus Italien geschlagen. Wobei Joppich trotz seiner Einzelerfolge immer auch Teamspieler ist. Im letzten Jahr wurde er mit den deutschen Florettherren in Gent Europameister – und auch für Peking haben die „Musketiere“ offenbar einiges vor: „Ich denke schon, dass wir jetzt zu den Topfavoriten gehören“, gibt sich der 25jährige optimistisch. „Es wird wieder ein harter Kampf, aber wir haben gezeigt, dass wir ganz vorne mitfechten können!“